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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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alles längst vorbei wäre.«
    »Kann sein«, sagte Vigdís. »Ich werde ihr Alibi überprüfen, gehe aber davon aus, dass es stimmt.«
    »Es muss irgendeine Verbindung zu Steve Jubb geben«, überlegte Magnus. »Der Name Ísildur ist wichtig, da bin ich mir sicher. Ist dir aufgefallen, dass sie sich überhaupt nicht gewundert hat, als wir nach ihrem längst verstorbenen Bruder fragten? Und wenn sie wirklich den Film Der Herr der Ringe gesehen hat, hätte ihr der Name Ísildur sofort etwas sagen müssen. Sie hat kein Wort über diese Parallele verloren.«
    »Meinst du, sie hat versucht, den Namen Ísildur herunterzuspielen?«
    »Klar. Es gibt eine Verbindung, von der sie uns nichts sagen will.«
    »Sollen wir sie zur Vernehmung aufs Revier holen?«, schlug Vigdís vor. »Vielleicht sollte Baldur sie sich mal ansehen.«
    »Warten wir noch ein bisschen. Soll sie sich doch in Sicherheit wiegen, dann lässt ihre Aufmerksamkeit nach. In ein, zwei Tagen kommen wir zurück und befragen sie erneut. Es ist beim zweiten Mal oft einfacher, jemanden zum Straucheln zu bringen.«
    Sie schauten bei der Frau vorbei, der die Boutique nebenan gehörte. Sie bestätigte, am Anfang der Woche in Ingileifs Galerie gegangen zu sein, um sich Teebeutel zu leihen, konnte sich aber nicht mehr genau erinnern, ob es am Montag- oder Dienstagnachmittag gewesen war.
    Vigdís fuhr die Straße hinauf, an der Hallgrímskirkja vorbei. Magnus spähte durch das Fenster auf eine große Bronzefigur, die auf einer breiten Säule vor der Kirche stand. Es war der erste vestur-íslenskur , Leif Eriksson, der Wikinger, der vor tausend Jahren Amerika entdeckt hatte. Er blickte über das Meer aus bunten Häusern bis zur Bucht im Westen und hinaus auf den Atlantik.
    »Woher kommst du ursprünglich?«, fragte Magnus seine Kollegin auf Englisch. Obwohl sein Isländisch bereits besser wurde, war es für ihn anstrengend zu sprechen. Neben einer schwarzen Kollegin in einem Wagen zu sitzen war ihm so vertraut, dass er unbewusst zum Englischen überging.
    »Ich spreche kein Englisch«, gab Vigdís auf Isländisch zurück. »Was soll das heißen: Du sprichst kein Englisch? Jeder Isländer unter vierzig kann Englisch.«
    »Ich habe gesagt, dass ich kein Englisch spreche, nicht, dass ich es nicht sprechen könnte.«
    »Okay. Also, woher kommst du ursprünglich?«, wiederholte Magnus seine Frage, diesmal auf Isländisch.
    »Ich bin Isländerin«, sagte Vigdís. »Ich bin hier geboren, ich lebe hier, ich habe noch nie woanders gelebt.«
    »Gut«, sagte Magnus. Offenbar ein heikles Thema. Immerhin musste er zugeben, dass »Vigdís« ein unbestritten isländischer Name war.
    Vigdís seufzte. »Mein Vater war amerikanischer Soldat am Luftwaffenstützpunkt Keflavík. Ich weiß nicht, wie er hieß, ich habe ihn nie gesehen, und laut Aussage meiner Mutter weiß er nicht mal, dass es mich gibt. Reicht dir das?«
    »Das tut mir leid«, sagte Magnus. »Ich weiß, wie schwer es sein kann, seine Identität zu finden. Ich weiß immer noch nicht, ob ich Isländer oder Amerikaner bin, und werde im Laufe der Zeit nur noch verwirrter.«
    »Hey, ich habe kein Problem mit meiner Identität«, sagte Vigdís. »Ich weiß genau, wer ich bin. Bloß wollen die anderen Leute das nicht glauben.«
    »Aha«, machte Magnus. Ein paar Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. »Meinst du, es regnet den ganzen Tag?«
    Vigdís lachte. »Na also, du bist doch Isländer! Wenn du nicht weiterweißt, sprich übers Wetter. Nein, Magnús, ich glaube nicht, dass es länger als fünf Minuten regnet.« Sie fuhr den Hügel auf der anderen Seite wieder hinab, näherte sich dem Polizeipräsidium auf der Hverfisgata. »Hör zu, es tut mir leid, ich finde es einfach leichter, solche Fragen von Anfang an zu klären. Das ist so die Art von isländischen Frauen, verstehst du? Wir sagen, was wir denken.«
    »Ist bestimmt hart, die einzige schwarze Polizeibeamtin im Land zu sein.«
    »Da hast du absolut recht. Ich bin ziemlich sicher, dass Baldur mich nicht in der Abteilung haben wollte. Ich gehe ja nicht gerade in der Menge unter, wenn ich draußen unterwegs bin. Aber ich hab mich angestrengt und gute Ergebnisse in den Prüfungen gehabt. Snorri hat mir die Stelle gegeben.«
    »Der Polizeichef?«
    »Er meinte, es hätte eine wichtige Symbolkraft, mich einzustellen. Die Polizei von Reykjavík würde dadurch als modern und weltoffen wahrgenommen. Ich weiß, dass einige meiner Kollegen finden, eine schwarze Beamtin in dieser

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