Magnus Jonson 01 - Fluch

Erfolglos.«
    »Hat denn die Universität kein Archiv?«
    »Das wurde wohl im Zweiten Weltkrieg bombardiert. Also ging Gimli nach Island. Er traf Professor Haraldsson, der großes Interesse hatte, aber nicht viel weiterhelfen konnte. Wir hatten irgendwie kein Glück. Bis sich vor ungefähr einem Monat Professor Haraldsson mit Gimli in Verbindung setzte. Eine ehemalige Studentin sei mit Gauks Saga an ihn herangetreten und wolle sie verkaufen. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie aufgeregt Gimli und ich waren, aber wir mussten Haraldsson ausreichend Zeit lassen, um die Saga ins Englische zu übersetzen.«
    »Wie viel verlangte er dafür?«
    »Zwei Millionen Dollar. Bedingung war aber, dass die Saga auch weiterhin geheim gehalten würde. Ich hatte nichts dagegen. Wir legten fest, wann Gimli nach Island fliegen und Haraldsson treffen sollte. Er besuchte ihn in seinem Ferienhaus am Þingvellir-See, wo er die Saga las. Aber sie konnten sich nicht auf den Endpreis einigen, und der Professor hatte die Originalfassung nicht da. Deshalb fuhr Gimli zurück ins Hotel.«
    »Von wo er Ihnen eine SMS schickte?«
    »Genau. Ich rief ihn zurück, und wir legten uns eine Strategie zurecht, wie wir über die Saga verhandeln wollten. Gimli sollte Agnar am nächsten Tag erneut besuchen, doch dann erfuhr er, dass der Professor tot und er tatverdächtig war.«
    »Und der Ring?«
    »Welcher Ring?«, fragte Feldman mit gespielter Ahnungslosigkeit, doch nicht gerade überzeugend.
    »Der Eine Ring«, sagte Magnus. » Kallisarvoinen . Das ist Finnisch und bedeutet ›Schatz‹, wie wir herausgefunden haben. Und Agnar wollte fünf Millionen Dollar dafür.«
    Feldman seufzte. »Ja, der Ring. Der Professor sagte, er wüsste, wo er sei, er könnte ihn für uns besorgen, aber das würde fünf Millionenkosten.«
    »Er hatte ihn also nicht im Ferienhaus?«
    »Nein. Er gab Gimli auch keinen Hinweis, wo er sein könnte. Aber er war überzeugt, ihn besorgen zu können. Für eine angemessene Geldsumme.«
    »Glaubten Sie ihm?«
    Feldman zögerte. »Wir wollten ihm natürlich gern glauben. Das wäre die umwerfendste Entdeckung aller Zeiten gewesen. Aber uns war klar, dass wir praktisch dazu einluden, uns ausnehmen zu lassen. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach einem Experten, der den Ring prüfen würde, sobald wir ihn zu sehen bekämen. Ein Experte, der hinterher den Mund halten würde.«
    »Steve Jubb hat den Ring also nie gesehen?«
    »Nein«, sagte Feldman.
    Magnus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und musterte sein Gegenüber.
    »Hat Jubb den Professor umgebracht?«
    »Nein«, erwiderte Feldman sofort.
    »Sind Sie sicher?«
    Feldman zögerte. »Ziemlich.«
    »Aber nicht hundertprozentig?«
    Feldman zuckte mit den Achseln. »Unser Plan war es jedenfalls nicht. Aber ich war ja nicht dabei.«
    Magnus akzeptierte das Argument. »Wie gut kennen Sie Jubb?«
    Feldman wandte den Blick von Magnus ab, schaute aus dem Fenster auf die nackten Zweige der Bäume auf dem Platz und aufdie Statue eines namhaften Isländers aus dem neunzehnten Jahrhundert. »Das ist schwer zu beantworten. Ich habe ihn noch nie persönlich getroffen oder gesprochen. Ich weiß nicht, wie er aussieht, was er für eine Stimme hat. Aber andererseits habe ich seit zwei Jahren übers Internet Kontakt mit ihm. Ich weiß viel über ihn.«
    »Vertrauen Sie ihm?«
    »Ich habe ihm vertraut«, sagte Feldman.
    »Aber jetzt sind Sie nicht mehr so sicher?«
    Feldman schüttelte den Kopf. »Ich glaube ganz ehrlich nicht, dass Gimli den Professor umgebracht hat. Es gab keinen Grund dafür, und wir haben so etwas nie auch nur erwähnt. Gimli kam mir nie besonders gewalttätig vor. Manche Menschen werden online aggressiv, weil sie dort anonym sind, aber Gimli nie. Er fand diese Flamewars einfach nur dämlich. Aber ich bin mir natürlich nicht hundertprozentig sicher, dass er unschuldig ist, nein.«
    »Deshalb sind Sie nach Island gekommen, um ihm zu helfen?«, fragte Magnus.
    »Ja«, sagte Feldman. »Um zu sehen, was ich für ihn tun kann. Wir hatten Kontakt über seinen Anwalt, Kristján Gylfason, aber ich wollte sehen, was ich selbst tun kann.«
    »Und den Ring suchen«, sagte Magnus.
    »Ich weiß nicht mal, ob es einen Ring gibt«, gab Feldman zurück.
    »Aber das möchten Sie herausfinden.«
    »Wollen Sie mich jetzt verhaften?«, fragte Feldman.
    »Im Moment nicht, nein«, sagte Magnus. »Aber ich kassiere Ihren Reisepass. Sie werden Island nicht verlassen. Und eines sage ich Ihnen: Wenn