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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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mit einem schütteren Bart entgegen, der einen Koffer hinter sich herzog. Der Mann trug eine grüne Baseballkappe mit der Aufschrift »Frodo lebt«.
    Magnus hielt ihm die Tür auf.
    »Oh ... ähm ... herzlichen Dank, Sir«, sagte der Mann nervös. Er sprach Englisch mit einem amerikanischen Akzent.
    »Kein Problem«, erwiderte Magnus.
    Das Hótel Borg stand am selben Platz wie das Parlamentsgebäude, vor dem jeden Samstag die großen Demonstrationen stattfanden. Magnus überquerte ihn, steuerte auf den silbernen Toyota von der Polizei zu, den er am Morgen mit einer Unterschrift übernommen hatte, und dachte über die Baseballkappe nach. Bisher hatte er sich noch nie Gedanken über Fanartikel vom Herrn der Ringe gemacht. Würde er jetzt bei jedem T-Shirt mit einem Aufdruck von Gollum oder Gandalf stutzen? Gab es wirklich so viele davon?
    Nein, gab es nicht.
    Magnus machte auf dem Absatz kehrt und ging gerade noch rechtzeitig in die Lobby zurück, um zu sehen, wie sich die Fahrstuhltür hinter dem Rollenkoffer schloss.
    »Wie heißt der Gast, der gerade eingecheckt hat?«, fragte er die Rezeptionistin.
    »Feldman«, sagte sie. Mit einem Blick auf den Bildschirm vor sich: »Lawrence Feldman.«
    »Welches Zimmer?«
    »310.«
    »Danke.«
    Magnus gab Feldman eine Minute Vorsprung, um auf sein Zimmer zu gehen, dann fuhr er mit dem Aufzug in die dritte Etage. Er klopfte an die Tür von Zimmer 310.
    Der Mann öffnete.
    »Isildur?«, sagte Magnus.
    Feldman blinzelte. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Sergeant Detective Jonson. Zeitweilig versetzt zur Polizei Reykjavík. Kann ich reinkommen?«
    »Hm, denke schon«, sagte Feldman. Sein Koffer und seine Jacke lagen auf dem Bett, die Baseballkappe ebenfalls. Magnus hörte, wie sich im Badezimmer der Spülkasten des WCs auffüllte.
    »Setzen Sie sich!«, sagte Magnus und wies aufs Bett. Feldman nahm Platz, und Magnus zog den Stuhl hinter dem Schreibtisch hervor.
    Feldman sah müde aus. Seine braunen Augen waren flink und intelligent, aber von geplatzten Äderchen durchzogen. Die Haut unter seinem schütteren Bart war wachsbleich.
    »Gerade angekommen?«, fragte Magnus.
    »Sie sind mir vom Flughafen gefolgt«, stellte Feldman fest. »Sie wussten wahrscheinlich, dass ich im Borg absteigen würde.«
    Magnus brummte nur. Feldman hatte recht, sie hätten wissen können, dass er früher oder später in Island auftauchen würde. Sie hätten die Flughäfen überwachen sollen. Und das Hótel Borg war die naheliegendste Unterkunft. Aber Magnus wollte Feldman lieber nicht verraten, dass es pures Glück gewesen war, als er ihn erkannte hatte.
    Er dachte an Árni, der hoch im Himmel über dem MittlerenWesten auf dem Weg nach Kalifornien war. Magnus musste sich zusammenreißen, um nicht zu grinsen.
    »Sollte ich mir besser einen Anwalt holen?«, wollte Feldman wissen.
    »Gute Frage«, meinte Magnus. »Sie sitzen zweifellos ganz tief in der Scheiße. Und wenn wir in den USA wären, würde ich Ihnen mit Sicherheit dazu raten. Aber hier? Keine Ahnung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na, hier kann man bis zu drei Wochen eingesperrt werden, wenn man als Verdächtiger gilt. Das passiert ja gerade mit Steve Jubb. Er ist momentan im Hochsicherheitsgefängnis Litla Hraun. Ich könnte Sie ohne weiteres zu ihm schicken, wenn Sie nicht kooperieren. Ich meine, es geht hier schließlich um Verabredung zum Mord.«
    Feldman blinzelte nur.
    »Das ist wirklich hart hier in Island. Die Knäste sind voll mit diesen riesigen blonden Wikingertypen. Ach, keine Sorge, die werden Sie mögen. Die haben was übrig für kleine Kerlchen.« Feldman rutschte unbehaglich auf dem Bett herum. »Viele von denen sind Hirten, müssen Sie wissen. Die hocken tagelang auf irgendeinem Berg, allein mit ihrer Schafherde. Sie brechen alle erdenklichen Gesetze – Vergewaltigung, Inzest, unzüchtige Handlungen mit Pflanzenfressern, solche Sachen. Irgendwann werden sie erwischt und wandern in den Bau. Keine Frauen, keine Schafe. Was soll so ein großer blonder Wikinger da machen?« Magnus grinste. »An der Stelle kommen Sie ins Spiel.«
    Kurz glaubte Magnus, zu weit gegangen zu sein, doch Feldman schien es ihm abzukaufen. Er war müde, unsicher und befand sich in einem fremden Land.
    Natürlich hatte Magnus keinerlei Vorstellung davon, wie es wirklich in Litla Hraun war. So, wie er Island kannte, ging er eher davon aus, dass die Wärter den Gefangenen jeden Abend heißen Kakao und Pantoffeln brachten, während die Insassen die neuesten Serien im

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