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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Vigdís. »So, deine Mami hat gesagt, du hättest letzte Woche im Ferienhaus am See etwas gesehen. Kannst du mir das erzählen?«
    »Mein Papi meint, ich hab es mir ausgedacht. Er glaubt mir nicht.«
    »Ich glaube dir aber«, sagte Vigdís.
    »Wie kannst du mir glauben, wenn du gar nicht weißt, was ich dir sage?«
    Vigdís musste lachen. »Du hast recht. Pass mal auf: Du erzählst mir alles, und ich sage dir am Schluss, ob ich dir glaube oder nicht.«
    Das Mädchen warf seiner Mutter einen Blick zu, die daraufhin nickte. »Ich bin aufgewacht, das war mitten in der Nacht. Ich musste zur Toilette. Als ich wieder ins Bett wollte, hab ich aus dem Fenster geguckt und gesehen, wie zwei Männer im See spielten, direkt vor dem Haus vom Professor. Sie haben rumgespritzt. Dann ist einer müde geworden und eingeschlafen.«
    »Haben beide rumgespritzt?«
    »Hm«, machte das Mädchen und dachte nach. »Nein, nicht beide. Der eine hat herumgespritzt, der andere war so ganz wabbelig.«
    »Ist der Mann im Wasser oder am Strand eingeschlafen?« »Im Wasser.«
    »Aha. Was hat der andere Mann dann gemacht?«
    »Er ist aus dem Wasser gegangen und in sein Auto gestiegen und weggefahren.«
    »Konntest du sehen, wie er aussah?«
    »Natürlich nicht! Es war doch dunkel! Aber er hatte seine Sachen an, glaub ich, keine Badehose.«
    »Und das Auto? Konntest du sehen, welche Farbe es hatte?«
    Das Mädchen kicherte. »Ich hab doch gesagt, dass es dunkel war. Das war mitten in der Nacht. Im Dunkeln kann man keine Farben sehen.«
    »Weißt du das ganz genau?«
    »Ja, das weiß ich. Und ich weiß auch, dass es stimmt, weil ich den Mann am nächsten Tag im See gesehen hab, als Jón und ich da unten spielen wollten. Nur, da war er tot.« Das Mädchen verstummte.
    »Hast du irgendjemandem davon erzählt?«, fragte Vigdís. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mich keiner gefragt hat.« Sie sah Vigdís mit ihren strahlend blauen Augen ins Gesicht. »So, jetzt habe ich alles erzählt. Glaubst du mir?«
    »Ja«, sagte Vigdís. »Ich glaube dir.«

Magnus sah sich ein letztes Mal im Zimmer 208 um und versuchte, sich in die Lage von Steve Jubb zu versetzen. Wo würde er etwas so Kleines wie einen Ring verstecken?
    Er hatte keine Idee mehr. Jeden Zentimeter des Raums hatte er abgesucht, er hinterließ ein gehöriges Durcheinander. Es war ihm egal. Die Beziehungen zwischen der Polizei von Reykjavík und der Geschäftsführung des Hótel Borg hatten sich in den letzten zwei Stunden dem Gefrierpunkt genähert. Die Geschäftsführung hatte sich über Magnus’ Anweisung geärgert, dass der derzeitige Bewohner des Zimmers, ein deutscher Geschäftsmann, eine Stunde vor seiner eigentlichen Abreise vor die Tür gesetzt werden sollte. Der Geschäftsmann ebenso.
    Die Putzfrau, ein junges polnischen Mädchen, war hilfsbereiter. Sie war ziemlich überzeugt, keinen Ring und auch sonst nichts gesehen zu haben, worin ein Ring versteckt gewesen sein könnte. Zu Magnus’ Pech war sie eine offenbar zuverlässige, aufmerksame junge Frau.
    Der Ring war ganz bestimmt nicht hier. Árnis Auslegung von Jubbs SMS an Isildur war wohl doch richtig – Jubb hatte den Ring nicht an sich genommen, sondern war der Meinung, Agnar habe ihn.
    Dann also zum Ferienhaus an den Þingvellir-See. Noch einmal.
    Magnus nahm die Treppe hinunter in die Lobby. Seine Gedanken schweiften zu Colby. Wollte er wirklich zurück nach Boston?
    Dann hätte er wenigstens etwas zu tun. Aber Pedro Soto aufzutreiben würde nicht einfach sein. Ihn umzubringen wäre noch schwieriger. Viel wahrscheinlicher war, dass Magnus Soto dadurchGelegenheit gab, ihn zu erledigen. Das würde alle Probleme von Soto lösen, den Druck vom Lenahan-Prozess nehmen, und der Drogenimport und -verkauf könnte unbehelligt weiterlaufen.
    Was wäre, wenn Magnus Colby ausfindig machte und schützte? Auch das könnte sich als schwierig erweisen. Colbys E-Mail hatte sehr überzeugend geklungen. Sie war eine tüchtige Frau; wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, zog sie es auch durch. Es würde schwer für Magnus werden, sie zu finden. Für die Dominikaner ebenso. Und wenn er sich auf die Suche nach ihr machte, lief er Gefahr, die Dominikaner direkt zu ihr zu führen.
    Ob es Magnus gefiel oder nicht, er hatte die größte Chance, Soto zu schaden und Colby zu schützen, wenn er in Island blieb und als Zeuge im Lenahan-Prozess aussagte.
    Er reichte der Rezeptionistin die Chipkarte des Zimmers. Beim Verlassen des Hotels kam ihm ein kleiner Mann

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