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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Sie den Ring finden, egal ob es der echte oder eine Fälschung ist, dann will ich Bescheid wissen, haben Sie mich verstanden? Denn der ist ein Beweisstück.« Feldman wand sich unter Magnus’ Blick.
    »Und wenn ich Sie dabei erwische, dass Sie Beweismittel unter schlagen, wandern Sie postwendend in den Knast.«

Ingileif war völlig in ihre Arbeit vertieft, ihre Augen huschten von dem sich langsam entwickelnden Muster zu der gegerbten Fischhaut vor sich. Es war Nilbarsch – die Schuppen waren größer als beim häufig von ihr verwendeten Lachs, die Struktur gröber. Die Haut war von einer wunderbar hellblauen, durchsichtigen Farbe. Ingileif entwarf ein Kreditkartenetui, immer ein gefragter Artikel.
    Am Dienstagnachmittag arbeitete sie meistens nicht in der Galerie, dann kümmerte sich ihre Kollegin Sunna, die Malerin, um den Laden. Eigentlich gab es genug, was Ingileif hätte erledigen müssen, aber es war ein gutes Gefühl, sich ein, zwei Stunden lang in der Kreativität ihrer Arbeit zu verlieren. Nach dem Abschluss an der Universität hatte Ingileif ein Jahr in Florenz verbracht und dort den Umgang mit Leder erlernt. Als sie nach Island zurückkehrte, besuchte sie die Akademie der Künste, wo sie mit Fischhaut experimentierte. Jede Haut war anders. Je mehr sie mit dem Material arbeitete, desto mehr Möglichkeiten entdeckte sie.
    Es klingelte an der Tür. Ingileif wohnte in einer winzigen Zweizimmerwohnung im oberen Stock eines kleinen Hauses im Bezirk 101, nicht weit entfernt von der Galerie. Das Schlafzimmer war ihr Atelier und gleichzeitig gelegentliches Gästezimmer – sie selbst schlief im Wohnbereich. Das Apartment war schlicht: isländisch minimalistisch mit weißen Wänden, viel Holz und nur wenig schmückendem Beiwerk. Abgesehen davon war alles sehr eng, aber etwas Größeres konnte Ingileif sich in Reykjavík 101, dem zentralen Postbezirk, nicht leisten. Und sie wollte nicht in einem dieser seelenlosen Häuser in einem Vorort wie Kópavogur oder Garðabær wohnen.
    Ingileif ging nach unten an die Haustür. Es war Pétur.
    »Pési!« Sie verspürte das plötzliche Bedürfnis, sich ihrem Bruder in die Arme zu werfen. Er umarmte sie und hielt sie fest, strich ihr übers Haar.
    Dann lösten sie sich voneinander. Pétur grinste seine Schwester verlegen an, überrascht von ihrem unerwarteten Gefühlsausbruch. »Komm mit hoch!«, sagte Ingileif.
    »Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe«, sagte Pétur. »Du meinst, nach Agnars Ermordung?« Sie ließ sich auf die weiße Tagesdecke auf ihrem Bett fallen und lehnte sich gegen die Wand. Pétur nahm einen der beiden niedrigen Chromstühle. Er nickte.
    »Irgendwie bin ich auch froh darüber«, sagte Ingileif. »Du musst ganz schön sauer auf mich sein.«
    »Ich habe dir gesagt, dass du die Saga nicht verkaufen sollst.«
    Ingileif warf ihrem Bruder einen kurzen Blick zu. In seinen Au gen stand ebenso viel Verständnis wie Wut. »Stimmt. Und es tut mir leid. Mir wäre es lieber, ich hätte es nicht versucht. Aber ich brauche das Geld.«
    »Na, jetzt bekommst du es ja«, sagte Pétur. »Ich nehme an, dass du sie immer noch verkaufen kannst, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Ingileif. »Ich habe es noch nicht probiert. Das Geld ist mir inzwischen egal. Die ganze Sache war einfach ein Riesenfehler.«
    »War die Polizei bei dir?«
    »Ja, schon öfter. Und bei dir?«
    »Ein Mal«, erwiderte Pétur. »Aber ich konnte denen nicht viel sagen.«
    »Die gehen wohl davon aus, dass ein Engländer Agnar umgebracht hat. Der Typ, der im Auftrag dieses amerikanischen Ringe -Fans die Saga kaufen wollte.«
    »In der Zeitung habe ich nichts darüber gelesen«, bemerkte Pétur.
    »Nein. Solange die Ermittlungen andauern, hält die Polizei dieExistenz der Saga geheim. Sie haben sie zur Untersuchung mit genommen. Der Polizist, mit dem ich gesprochen habe, schien sie für eine Fälschung zu halten, aber das nehme ich nicht ernst.«
    »Es ist keine Fälschung«, sagte Pétur. Er seufzte. »Aber irgend wann gehen sie damit an die Öffentlichkeit, oder? Und dann wird sich die gesamte Weltpresse drauf stürzen. Wir müssen Interviews geben, darüber reden, sie wird auf dem Titelbild jeder isländischen Zeitschrift abgebildet sein.«
    »Ich weiß«, sagte Ingileif. »Wenn du willst, erledige ich das alles. Ich weiß, wie sehr du die Saga hasst. Und schließlich ist das alles meine Schuld.«
    »Das ist lieb von dir«, sagte Pétur. »Mal sehen.«
    »Ich habe noch etwas, das ich dir

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