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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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mir.« Er lächelte. »Aber auf einen Stuhl, nicht auf den Boden.«
    Harpa hockte sich an den Küchentisch. Sie wollte reden, sie musste es unbedingt loswerden. Mit Björn konnte sie ja nun nicht mehr sprechen. Was sollte es also? Sie erzählte ihrem Vater alles.
    Sie begann mit der Demonstration und der anschließenden Feier in Sindris Wohnung. Sie erzählte von Frikkis Verdacht, dass Sindri und Björn hinter den Schüssen auf Óskar und Julian Lister steckten. Dass Björn das verneint hatte, sie ihm aber nicht glaubte.
    Und weil die ganze Geschichte sonst unlogisch gewesen wäre und weil es so eine Erleichterung war, sich alles von der Seele zu reden, erzählte sie ihrem Vater auch, wie sie Gabríel Örn in jener Nacht nach draußen gelockt hatten und wie er zu Tode gekommen war. Harpa schilderte ihm alles, nur nicht die Beziehung zwischen ihr und Óskar, zwischen seinem Enkel und dem Banker.
    »Ach, mein armes Mäuschen«, sagte Einar und nahm ihre Hand in seine. »Ich dachte mir schon, dass im Januar irgendwas passiert sein musste. Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm war.«
    »Ich weiß. Kannst du mir verzeihen?« Harpa schaute in seine starken stahlblauen Augen. Es war viel verlangt von ihrem Vater. Er hatte sie immer geliebt, das wusste sie, aber er legte hohe Maßstäbe an seine Tochter und war immer schnell mit Tadel bei der Hand gewesen, wenn sie ihnen nicht genügte. Das war einer der Gründe für ihren Erfolg in der Schule, an der Universität und schließlich bei der Bank, der Hauptgrund: Sie wollte ihn nicht enttäuschen.
    Und jetzt hatte sie ihm gesagt, dass sie jemanden umgebracht hatte.
    Seine blauen Augen legten sich in Falten. »Was soll ich dir verzeihen? Das war ein Unfall. Du wolltest den Mann doch nicht umbringen, oder? Und das Schwein hatte eine ordentliche Abreibung verdient – hätte ich am besten selbst übernommen.«
    »Aber er ist gestorben, Papa, er ist tot!«
    »Tja. Ich werde nicht sagen, dass er es verdient hat. Aber ich sage, dass es nicht deine Schuld war. Es war ein furchtbarer Unfall. Das darfst du nicht vergessen!« Einar drückte ihre Hand.
    »Danke«, sagte sie lächelnd, erfüllt von Erleichterung. Harpa wusste, dass das gute Gefühl nur vorübergehend war, aber es war schön, sich von ihrem Vater unterstützt zu wissen. »Aber was soll ich jetzt tun?«
    »Also, deiner Mutter würde ich es nicht erzählen.«
    »Nein«, stimmte Harpa ihm zu. Ihre Mutter hatte noch strengere moralische Ansichten als ihr Vater. Damit würde sie es wirklich zu weit treiben. »Aber ich habe Angst, Papa. Was ist, wenn Frikki recht hat? Was ist, wenn bald der nächste Banker erschossen wird? Damit könnte ich nicht leben.«
    »Ach, ich weiß nicht«, murmelte Einar. »Vielleicht haben es die Schweine ja verdient. Auf jeden Fall bist du nicht verantwortlich dafür.«
    »Wenn ich nichts sage, dann schon«, meinte Harpa.
    »Was hast du denn vor? Zur Polizei gehen?«
    »Ja.«
    »Tu das nicht, Harpa! Die finden die ganze Geschichte mit Gabríel Örn heraus. Dann landest du im Gefängnis. Ich möchte nicht, dass meine einzige Tochter hinter Gitter muss, schon gar nicht für etwas, woran sie keine Schuld trägt. Und was ist mit Markús? Ich meine, wir würden uns natürlich um ihn kümmern, aber er braucht seine Mutter.«
    »Ich weiß«, sagte Harpa. Eine Träne rann aus ihrem Auge. Dann die nächste.

    Schweigend saßen sie eine Weile da. Dann sagte Einar: »Ich habe eine Idee.«
    »Ja?«
    »Vielleicht bildest du dir das ja alles nur ein. Björn könnte wirklich die Wahrheit sagen. Dass er fischen war, als die Männer erschossen wurden.«
    »Und was ist mit dem Reisepass? Was den anging, hat er auf jeden Fall gelogen.«
    Einar zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Aber das mit dem Fischen können wir ganz einfach überprüfen. Ich kenne den Hafenmeister in Grundarfjörður. Der müsste wissen, ob Björn draußen war, zumindest könnte er mir sagen, wen ich fragen muss.«
    Harpas Gesicht hellte sich auf. Eventuell sagte Björn doch die Wahrheit. Plötzlich schien ihr möglich, was kurz zuvor noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen war. »Könntest du hinfahren und mit ihm reden?«
    »Ist gar nicht nötig. Ich kann ihn anrufen. Um welche Tage geht es denn genau?«
    »Moment«, sagte Harpa. Sie stand auf und schaute auf den Kalender an der Wand. »Óskar wurde in der Nacht von Dienstag, dem 15., erschossen. Und auf Julian Lister gestern.«
    »Hast du gestern mit Björn telefoniert?«
    »Nein.

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