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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wollte. Sie musste ihn anrufen. Es war ein Gespräch, auf das sie sich nicht gerade freute.
    Sie erreichte ihr Haus wenige Minuten vor der Wolke, machte sich eine Tasse Kaffee und wählte Björns Nummer. Sie hoffte, dass er nicht draußen auf dem Meer war, sie musste es jetzt hinter sich bringen.
    Er meldete sich beim zweiten Klingeln.
    »Hallo, ich bin’s«, sagte sie.
    »Oh, hallo.« Er klang beunruhigt.
    »Björn, ich … ich muss mit dir reden.«
    »Ja?«
    »Kannst du dich an den Jungen erinnern, der damals in Sindris Wohnung dabei war? Er hieß Frikki.«
    »Ja, klar kann ich mich an den erinnern.«
    »Tja, der tauchte letztens in der Bäckerei auf, zusammen mit seiner Freundin. Heute waren sie noch mal da. Er glaubt anscheinend, dass Sindri hinter Óskars Tod steckt. Und hinter den Schüssen auf den britischen Schatzkanzler.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Warum?«
    »Er meint, dass Sindri gesagt hätte, man müsste etwas tun gegen die Banker und die Leute, die Schuld sind an der kreppa .«
    »Ja, aber er war betrunken. Waren wir doch alle.«

    Harpa schluckte. »Und er meinte, du hättest vielleicht auch was damit zu tun.«
    »Ich? Wie denn? Die wurden doch im Ausland erschossen, oder?«
    »Ja«, sagte Harpa. »Aber er beziehungsweise seine Freundin meinte, du könntest mal schnell nach London oder Frankreich rübergeflogen sein, als du mir sagtest, du würdest zum Fischen rausfahren.«
    »Ach, Harpa, das ist doch albern!«
    Laut ausgesprochen klang es wirklich lächerlich. »Das habe ich denen auch gesagt.«
    »Gut. Sie wollen doch nicht zur Polizei gehen, oder?«
    »Nein, glaub ich nicht. Aber …«
    »Aber was?«
    Harpa holte tief Luft. Bis jetzt hatte sie ihr Misstrauen gegen Björn nicht laut ausgesprochen. Sie hatte nie an ihm gezweifelt. Bis jetzt. Aber nun konnte sie nicht anders.
    »Björn, warum hattest du deinen Reisepass dabei, als du letzte Woche bei mir warst?«
    »Was?«
    »Warum hattest du deinen Reisepass dabei? Ich hab ihn gesehen. In deiner Jackentasche.«
    »Du willst doch nicht sagen, dass du denen glaubst?«
    »Nein. Ich will nur Bescheid wissen, was mit deinem Reisepass war.«
    »Ah. Hm. Den hab ich gebraucht.«
    »Um ins Ausland zu fliegen?«
    »Nein. Um mich auszuweisen. Am nächsten Morgen hatte ich einen Termin bei einer Bank in Reykjavík, ich will nämlich einen Kredit aufnehmen, um wieder ein Schiff zu kaufen.« Seine Stimme wurde immer schneller und zuversichtlicher. So als wäre ihm diese Erklärung gerade erst eingefallen.
    »Bei welcher Bank?«
    »Hm, KaupÞing.«

    »Aber da muss man sich doch nicht mit Pass ausweisen, oder?«
    »Doch, fand ich auch seltsam. Sind wahrscheinlich neue Vorschriften. Die werden immer strenger.«
    Das alles leuchtete Harpa nicht ein. »Dann warst du also in den Tagen darauf mit einem Schiff draußen?«
    »Ja. Hab ich dir doch gesagt.«
    »Welches Schiff war das?«
    »Hey, Harpa, ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen. Du glaubst diesem Jungen doch nicht etwa, oder? Oder?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht, Björn.«
    »Was ist, Harpa?« Langsam schlich sich Wut in seine Stimme.
    »Also gut«, sagte Harpa. »Ich stelle dir jetzt einmal diese Frage, dann bin ich still. Hast du etwas mit der Erschießung von Óskar zu tun? Und mit den Schüssen auf Julian Lister?«
    Schweigen.
    »Björn?«
    »Nein. Nein, Harpa, habe ich nicht. Ich habe keinen von beiden erschossen. Glaubst du mir nicht?«
    Harpa legte auf.
    Das Telefon klingelte sofort wieder. Sie ging nicht dran. Sie sackte auf den Boden, lehnte den Rücken gegen den Küchenschrank und schluchzte.
    Nein. Sie glaubte ihm nicht.

    Zehn Minuten später hockte sie immer noch dort, als die Tür aufging.
    »Harpa?«
    »Mami!«
    Sie schaute hoch und sah ihrem Vater und ihrem Sohn in die besorgten Gesichter.
    »Mami, bist du hingefallen?«
    Harpa rappelte sich auf. Einar gab ihr die Hand und half ihr hoch. Markús lief zu ihr und schlang die Arme um sie. Es fühlte sich gut an, ihn zu umarmen.

    Einar schlug dem Jungen vor, ins Wohnzimmer zu gehen und Fernsehen zu schauen.
    »Harpa, was ist los?«, fragte er.
    »Ach, Papa! Papa, ich habe so großen Ärger.«
    »Komm mal her!« Er schloss sie in seine starken Fischerarme. Seine breite Brust roch nach Tabak. Eigentlich mochte Harpa Zigarettenqualm nicht, doch bei ihrem Vater erinnerte er sie an ihre Kindheit, an die Freude, wenn er vom Fang zurückkam. Sein Tabakgeruch war immer mit Fischgeruch vermischt gewesen. »Setz dich hin und erzähl es

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