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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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später hereinschauen sollte, doch er konnte einfach nicht anders.
    Wie es seine Gewohnheit war, suchte er zuerst den Bericht der Rechtsmedizin. Der fehlte, stattdessen fand er eine Notiz, dass er ausgeliehen worden war an einen Inspector, dessen Namen Magnus kannte – ein Kollege von der Polizeiakademie.
    Er überlegte, ob er den Inspector anrufen und nach der Akte fragen sollte, fand dann aber, es sei unauffälliger, es über das Archiv zu erledigen. Ein kurzes Telefonat genügte; sie würden den Obduktionsbericht zurückfordern und sich dann bei ihm melden.
    Gerade hatte er begonnen, die restliche Akte durchzublättern, als sein Telefon klingelte.

    Kaum hatte Magnus das Büro des Nationalen Polizeichefs betreten, wusste er, dass er in Schwierigkeiten war.
    Baldur, Þorkell und der Polizeichef persönlich schauten ihm mit unverhohlener Feindseligkeit entgegen.
    »Setz dich, Magnús!«, befahl der Polizeichef.
    Magnus nahm Platz. Draußen, über der Bucht, wurde der Berg Esja in weiches Morgenlicht getaucht. Keine Wolke am Himmel. Im Büro war die Stimmung entschieden düsterer.
    »Ich hatte gerade einen Anruf von einem Chief Superintendent Trevor Watts. Er ist bei der Antiterroreinheit von Scotland Yard.«
    »Oh«, entfuhr es Magnus.
    »Er wollte gern wissen, welche Anhaltspunkte wir über Landsleute
hätten, die die Ermordung von Julian Lister geplant haben könnten. Ich sagte ihm: keine. Er meinte, einer meiner Kriminalbeamten würde diesen Ermittlungsansatz verfolgen. Ich erwiderte, ich würde mich bei ihm melden. Als ich Baldur fragte, wer dieser Kollege wohl am ehesten sein könnte, von dem Watts sprach, nannte er deinen Namen. Hat er recht?«
    »Ja, Chef.« Magnus zog es vor, seinen Vorgesetzten nicht mit dem Vornamen anzusprechen. Es erschien ihm völlig abwegig, ihn »Snorri« zu nennen, so wie es in Island Sitte war, egal wie wichtig das Gegenüber sein mochte.
    »Dachten wir uns. Baldur hat mir erklärt, dass er dir zwar die Erlaubnis erteilt hat, mögliche Verbindungen zwischen Gabríel Örn Bergsson, Óskar Gunnarsson und Julian Lister zu suchen, dich aber nachdrücklich darauf hingewiesen hat, dass du es unauffällig tun sollst. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt.« Magnus warf Baldur einen kurzen Blick zu. Der Gerechtigkeit halber musste er zugeben, dass sein Vorgesetzter eher sauer als schadenfroh wirkte. Und Magnus kannte keinen Chef, der unter solchen Umständen nicht wütend gewesen wäre.
    »Gut. Verstehst du auch, dass es nicht unter dem Begriff ›unauffällig‹ läuft, wenn du die Regierung eines Staates alarmierst, Bürger unseres Landes hätten versucht, einen seiner führenden Politiker zu ermorden?«
    Magnus seufzte. »Ja, das verstehe ich. Es tut mir leid.«
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte Snorri mit zunehmendem Zorn in der Stimme.
    »Es war nur so eine Ahnung. Sergeant Piper wollte einen möglichen isländischen Verdächtigen in London befragen, und ich wollte, dass sie überprüft, ob der Verdächtige zum Zeitpunkt der Schüsse auf Lister in Frankreich war.«
    »Eine Ahnung! Wegen einer Ahnung löst du einen internationalen Zwischenfall aus!« Snorris Gesicht wurde knallrot. Seine strahlend blauen Augen blitzten vor Wut. Er sah gefährlich aus. »Und, ist er in Frankreich gewesen?«

    »Nein«, gab Magnus zu. »Aber ich habe Sergeant Piper gebeten, niemandem davon zu erzählen.«
    »Na, zumindest sie ist loyal«, sagte Snorri. »Sie hat es nämlich ihrem Vorgesetzten berichtet.«
    »Das ist doch wohl kaum ein internationaler Zwischenfall, oder?«, sagte Magnus. »Es gibt keine Indizien, keine Beweise, keinen Ermittlungsansatz.«
    »Ja, eben!« Snorri schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Und wenn du ein richtiger Isländer wärst, dann wüsstest du auch, dass genau so ein Verdacht das Letzte ist, was wir bei der britischen Regierung aufkommen lassen wollen. Du weißt von den Verhandlungen wegen Icesave, die den ganzen Sommer über liefen. Wir reden von Schulden in Milliardenhöhe, die jeder hier im Land bei den Briten hat. Und was machst du? Du wirfst eine Handgranate in die Diskussion. Was denkst du, wie die Briten reagieren, wenn sie glauben, dass sie es mit einer Horde Terroristen zu tun haben? Unser Land ist schon schwer genug gedemütigt worden, auch ohne so eine Enthüllung.«
    »Ich hab ja gesagt, es war nur so ein Gefühl, aber trotzdem nicht völlig aus der Luft gegriffen«, sagte Magnus. »Wir können keine Verbindungen missachten, nur weil sie zu politischen

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