Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
ein Wunder, dass du nicht total durch den Wind bist.«
    »Niemand macht solche Sachen folgenlos durch«, erwiderte Magnus. »Wie meine Mutter und mein Großvater habe ich eine Neigung zum Trinken, die mir Sorgen macht. Und manchmal werde ich so sauer, dass ich irgendwelche Leute einfach nur verprügeln will. Schlechte Menschen.« Er hielt inne. »Deshalb habe ich schon mehrmals richtig Ärger bekommen. Ist nicht gerade die empfohlene Vorgehensweise, wenn man bei der Polizei ist. Manchmal habe ich Angst vor mir selbst.«
    »Ollie muss ein Wrack gewesen sein. Ist es wahrscheinlich immer noch.«
    »Es ging ihm ziemlich schlecht, als er in die Staaten kam. Mein Vater tat sein Bestes. Ging mit ihm zum Psychiater, das hat ihm sehr geholfen. Aber Ollie hat sein ganzes Leben lang Probleme gehabt, mit Beziehungen, auf der Arbeit, mit Drogen. Ich glaube, er geht immer noch zur Therapie.«
    »Und du?«, fragte Ingileif.
    »Ob ich eine Therapie gemacht habe? Nein. War nicht nötig.«
    »Aha.«
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Magnus. »Dass ich mir professionelle Hilfe holen sollte. Aber ehrlich gesagt komme ich ganz gut
damit klar, den ganzen Kram zu verdrängen. Zwanzig Jahre habe ich sehr gut gelebt, ohne darüber nachzudenken.«
    »Stattdessen hast du dich in den Fall deines Vaters verbissen.«
    »Kann sein«, sagte Magnus. »Ich habe ihn zu meinem Retter überhöht. Er war mein Retter. Und dann brachte ihn so ein Schwein um.«
    Zum ersten Mal bebte Magnus’ Stimme.
    »Komm her«, sagte Ingileif. »Komm mal her.« Er drehte sich zu ihr um, und sie nahm ihn fest in die Arme.

27
    Magnus, Vigdís und Árni drängten sich um Árnis Computer. Unter großen Anstrengungen war es Árni gelungen, von RÚV, dem nationalen Fernsehsender, Bildmaterial der Demonstrationen zu bekommen.
    Sie sahen sich einen Ausschnitt an, der im Dunkeln aufgenommen worden war. Die Gesichter wirkten verschwommen.
    »Also, da sind die drei«, erklärte Árni. »Man sieht Sindris Pferdeschwanz als Umriss vor den Fackeln.«
    Magnus betrachtete die Gestalten mit zusammengekniffenen Augen: ein großer Mann, ein schmalerer Typ und eine Frau. »Ja, man sieht die Locken von Harpa. Und das muss Björn sein.«
    »Und seht ihr, dass neben ihm jemand mit Sindri redet?«
    »Ja, aber man kann sein Gesicht nicht erkennen. Ísak ist es aber nicht, oder? Zu groß für ihn.«
    »Nein, das ist nicht Ísak«, sagte Árni. »Aber ich spule noch mal ein Stückchen zurück.«
    »Gut.«
    Árni ließ die Bilder rückwärts laufen. Die vier Personen bewegten sich rückwärts. Ein großgewachsener Unbekannter streckte sich vor der Kamera auf dem Boden aus. Eine Krankenschwester behandelte seine Augen. Jetzt beleuchteten die Lichter der Fernsehkameras seine Gesichtszüge. Es war ein Jugendlicher, vielleicht achtzehn, neunzehn Jahre alt, mit einer roten Igelfrisur. Die ihn behandelnde Krankenschwester hatte ein rundliches Gesicht, rosa Wangen und eine Stupsnase. In der Menschenmenge um die beiden herum konnte man Sindri so gerade ausmachen. Er schien dem Jugendlichen Mut zuzusprechen.

    »Verstehe«, sagte Magnus. »Aber Sindri hat auf der Demo bekanntermaßen mit vielen Leuten geredet. Angeblich tut er das immer. Was ist das Besondere an diesem Typen?«
    »Wart mal kurz«, sagte Árni. »Dann siehst du es.« Er tippte auf die Tastatur und rief ein Polizeiüberwachungsvideo auf. »Also, hier sieht man die drei, wie sie gerade die Kundgebung verlassen, und ich glaube, der da bei ihnen ist Ísak.«
    »Aber genau kann man’s nicht sehen, oder?«
    »Nein, aber der Körperbau und die Frisur passen, wenn man sie mit dem Foto von Sharon vergleicht.« Árni hielt einen Ausdruck des Bildes von Ísak hoch, das die britische Kollegin vor seinem Haus in London aufgenommen hatte.
    »Okay, könnte Ísak sein«, sagte Magnus.
    »Wahrscheinlich«, sagte Árni. »Aber achte mal auf den Typ ein paar Meter hinter ihm, den mit der Stachelfrisur. Er hat sein T-Shirt ausgezogen und wirbelt es um den Kopf.«
    »Meinst du, er gehört wirklich zu ihnen?«, fragte Magnus. »Dass er nicht einfach nur zufällig neben ihnen herläuft?«
    »Völlig sicher bin ich mir nicht. Hier bleibt er stehen und ruft jemandem etwas zu. Die anderen entfernen sich von ihm, deshalb haben wir bisher nicht gemerkt, dass sie zusammen unterwegs sind. Dann dreht er sich wieder um, merkt, dass sie weitergehen, und läuft ihnen nach.«
    »Zeig mir das noch mal«, sagte Magnus.
    Es war nicht zwingend. Ohne die anderen Aufnahmen

Weitere Kostenlose Bücher