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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Colby, einer Anwältin aus Boston, war er immer derjenige gewesen, der kontrolliert wurde. Colby wollte Regeln für ihre Partnerschaft, wollte heiraten und ein Jurastudium für Magnus. Er war froh, diesen Zwang hinter sich gelassen zu haben; Freiheit gehörte zu den Dingen, die Ingileif so attraktiv machten. Sie war unabhängig, sie tat, was ihr gefiel, und gestattete ihm, es ebenso zu halten.
    Wenn sie also mit ihren schönen Freunden feiern ging, was juckte ihn das?
    Ihm gefiel die Vorstellung einfach nicht, dass sie mit anderen Männern schlief. Er war sich nicht mal sicher, ob Ingileif auf ihn böse war, weil so was gelegentlich vorkam und es ihn ihrer Meinung nach nichts anzugehen hatte, oder weil er sie nicht gut genug kannte, um ihr zu vertrauen, dass sie anderen Männern nicht zu nahe kam.
    All das zeigte, dass Ingileif recht hatte. Er kannte sie eigentlich nicht richtig.
    Sie wollte nach Deutschland gehen. Er würde wahrscheinlich nach Amerika zurückgeschickt werden. Sie hatten ihren Spaß gehabt, aber jetzt war es vorbei. Das musste er einsehen. Weiter im Text.
    Doch statt in diesem Gedanken Kraft zu finden, machte er ihn fertig.

    Ingileif war Teil des Lebens, das er sich in Island aufbaute. Unvorhersagbar, wunderschön, unbezähmbar.
    Sicher hatte er allen Grund, sauer auf sie zu sein. Ein Verteidiger in den USA würde die Staatsanwaltschaft regelrecht vorführen, wenn er herausfände, was Ingileif getan hatte. Das isländische System war nicht so konfrontativ aufgestellt, ein hiesiger Richter würde eher die Beweise und die Art ihrer Sicherung in Frage stellen. Doch wenn der ganze Prozess wegen Ingileifs Einmischung in sich zusammenfiel, wäre das für Magnus das Ticket zurück nach Boston.
    Dennoch: Sie hatte etwas herausgefunden. Es sollte noch ein Opfer geben: Ingólf Arnarson.
    Die Wahrscheinlichkeit war gering, dass es sich dabei um den wahren Namen der Zielperson handelte, sehr gering. Es handelte sich eher um einen Decknamen.
    Ingólf Arnarson war der berühmte erste Siedler in Island gewesen. Im Jahr 874 war er von Norwegen herübergesegelt, und als er sich der Insel näherte, hatte er hölzerne Pfähle ins Meer geworfen und geschworen, sich an der Stelle niederzulassen, wo sie an Land getrieben würden. Seine Sklaven brauchten drei Jahre, bis sie die Pfähle fanden, doch schließlich entdeckte man sie in einer vernebelten Bucht, Reykjavík: reykur hieß nämlich Rauch, und vík bedeutete Bucht. Auf einer Anhöhe im Zentrum befand sich ein prächtiges Denkmal des Skandinaviers.
    Die Frage war: Für wen stand der Name Ingólf Arnarson im einundzwanzigsten Jahrhundert?
    Es boten sich verschiedene Kandidaten an. Die jungen Männer, die in den letzten zehn Jahren in Übersee große Unternehmen aufgebaut hatten, trugen in Island die Bezeichnung útrásarvíkingar – wörtlich Expansionswikinger. Sie erinnerten an die großen Wikinger, die sich tausend Jahre zuvor in Norwegen aufgemacht und mit ihrer Jugend, Stärke und Aggressivität ihr Glück gefunden hatten. Männer wie Ingólf Arnarson.
    Und Óskar Gunnarsson. Wozu er sich persönlich bekannt hatte,
als er für die Lobby seiner Geschäftsräume die Skulptur eines Wikingers auf einer Harley-Davidson in Auftrag gab.
    Leider gab es verschiedene Kandidaten, die mit Ingólf gemeint sein konnten. Wen von denen hatte Sindri im Kopf?
    Die betreffenden Personen würden gewarnt werden müssen. Und Magnus würde zugeben müssen, wie er an diese Information gekommen war. Er konnte sich Baldurs durchaus gerechtfertigten Wutanfall angesichts Magnus’ Ermittlungstechniken gut vorstellen. Kurz zog er in Erwägung zu behaupten, die Nachricht stamme von einer geheimen Kontaktperson. Aber damit würde er nicht durchkommen.
    Er machte sich eine Tasse Kaffee und rief Vigdís auf dem Revier an. Sie war gerade hereingekommen. Er erzählte ihr, was Ingileif in der vergangenen Nacht veranstaltet hatte.
    »Beachtlich«, bemerkte Vigdís. »Unkonventionell.«
    »Total dämlich, wenn du mich fragst«, sagte Magnus.
    »Und wahrscheinlich auch, wenn du Baldur fragst«, sagte Vigdís. »Aber immerhin wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass Sindri mit drinsteckt.«
    »Hast du eine Ahnung, wer mit Ingólf Arnarson gemeint ist?«, fragte Magnus. Er legte Vigdís dar, dass es seiner Meinung nach einer von den neuen Wikingern sein könnte.
    »Vielleicht hast du recht«, meinte Vigdís. »Ich weiß natürlich nicht, ob einer von denen mehr an Ingólf erinnert als die anderen. Ich

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