Magnus Jonson 02 - Wut
vorn im Hörsaal, tippte in seinen Laptop. Wahrscheinlich schrieb er wirklich mit, er sah nicht aus wie ein Typ, der während der Vorlesung bei Facebook surfte.
Er war ein kluger Bursche, allerdings ein wenig übermotiviert. Sophie kannte ihn kaum, erinnerte sich nur an einige scharfsinnige Fragen, die er im Seminar gestellt hatte.
Da hatte sie eine Idee.
Als die Vorlesung schließlich zu Ende war, drückte sich Sophie als eine der Ersten durch die Tür hinten im Saal. Sie trödelte herum, wartete den passenden Moment ab. Josh kam als Drittletzter heraus.
»Josh!«
»Oh, hallo! Sophie, oder?« Er wich leicht zurück.
»Kann ich mal kurz mit dir reden?«
»Wenn es um das geht, was ich gestern über deinen Freund gesagt habe, dann tut es mir leid. Ich hatte keine Ahnung. Ich hab mich mit Sicherheit geirrt.«
»Ja, darum geht es«, sagte Sophie. »Und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob du recht hattest oder nicht. Aber wenn Zak dir tatsächlich die Fragen über Lister gestellt hat, dann finde ich, solltest du damit zur Polizei gehen.«
»Es hat bestimmt nichts zu bedeuten«, sagte Josh.
»Ich sage es noch mal, Josh.« Sophie sah ihm nachdrücklich in die Augen. »Ich bin mir alles andere als sicher. Verstehst du, was ich damit sagen will? Du könntest recht haben, ich weiß es einfach nicht. Hier ist die Nummer einer Polizeibeamtin, von der Zak vor ein paar Tagen befragt wurde. Wenn du immer noch Zweifel hast, dann ruf sie an, ja?«
»Okay«, sagte Josh und betrachtete die Visitenkarte, die Sophie ihm reichte.
Er wartete, bis sie gegangen war, dann schlenderte er auf den Clare Market in der Mitte der engen Ansammlung von Gebäuden der London School of Economics. Josh holte sein Handy hervor und wählte die Nummer. Detective Sergeant Piper meldete sich nicht, er hinterließ ihr eine Nachricht.
Josh hegte immer abstruse Theorien, aber keine davon hatte sich je als richtig erwiesen. Sollte sich das jetzt tatsächlich ändern?
Magnus ging den kurzen Weg zu Ingileifs Galerie. Sie lag auf der Skólavörðustígur, die von der Laugavegur direkt bergauf zum schnittigen Turm der Hallgrímskirkja führte. Die kurze Straße war von Galerien und Kunsthandlungen gesäumt, auch wenn seit der kreppa einige geschlossen hatten. Ingileifs Galerie hatte so gerade überlebt. Sie teilte sie sich mit fünf weiteren Frauen, Künstlerinnen aus verschiedenen Bereichen. Verkauft wurden Bilder, Schmuck, von Ingileif selbst entworfene Taschen aus Fischhaut, Lavakerzenhalter und kleine Möbelstücke. Allesamt sehr hochwertige, teure Produkte.
Als Magnus am Schaufenster vorbeiging, starrte Ingileif mit leerem Gesichtsausdruck nach draußen. Obwohl sie ihm direkt in die Augen sah, schien sie ihn nicht zu erkennen. Erst als er durch die Tür trat, bemerkte sie ihn.
Sie lächelte kurz. Er nahmsie in den Arm. Nach einigen Sekunden lösten sie sich voneinander. Sie wandte sich von ihm ab und ging in den hinteren Bereich der Galerie, vergrößerte den Abstand zu ihm.
»Tut mir leid, dass ich gestern einfach abgehauen bin«, sagte Ingileif. »Ich war ziemlich betrunken.«
»Das habe ich gemerkt.«
»Aber warum vertraust du mir nicht, Magnús?«
»Tu ich doch.«
»Nein, tust du nicht«, sagte Ingileif. Rote Flecke erschienen auf ihren blassen Wangen, ein zuverlässiger Indikator, dass sie entweder
wütend war oder sich schämte. Magnus tippte auf Ersteres. »Gib zu, dass du mir nicht vertraust.«
»Doch, ich vertraue dir«, sagte Magnus. »Gestern Abend nicht, aber jetzt schon.«
»Warum? Was hat sich geändert? Magnús, ich habe das nur für dich gemacht, verstehst du das nicht? Meinst du etwa, es hätte mir Spaß gemacht, diesem alten Fettsack stundenlang bei seinem Gelaber zuzuhören? Glaubst du wirklich, dass ich mit ihm schlafen würde? Ich wollte dir helfen. Ich dachte, du würdest dich freuen, stattdessen regst du dich auf, weil ich mich nicht an die Vorschriften gehalten habe und du glaubst, ich würde gern alte Säcke verführen. Tut mir leid, aber wenn du das wirklich denkst, gibt es für uns keine gemeinsame Zukunft.«
Magnus seufzte. »Nein, das glaube ich nicht, Ingileif. Du hast recht, ich habe das in den falschen Hals bekommen. Ich habe nicht verstanden, was du vorhattest. Und es stimmt auch, dass ich dich nicht richtig begreife. Das ist einer der Gründe, warum ich dich liebe.«
Ingileifs graue Augen versuchten, Magnus zu ergründen. Er wusste nicht, ob sie fanden, was sie suchten.
»Ich glaube, ich gehe
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