Magnus Jonson 02 - Wut
kenne sie nicht gut genug, für mich sind sie alle fette, gierige Ratten. Vielleicht fällt dem Sonderermittler was dazu ein.«
»Stimmt, er hat mir ja von denen erzählt. Sonst wäre da noch Óskars Schwester Emilía«, sagte Magnus. »Die kennt bestimmt alle persönlich. Mal hören, was sie so meint.«
»Gut. Wir sollten auch im Telefonbuch nachsehen, nur für den Fall. Es gibt mit Sicherheit einige Personen, die wirklich Ingólf Arnarson heißen.«
»Du hast recht. Und du könntest Frikki danach fragen, wenn du
heute Vormittag mit ihm sprichst. Hoffentlich ist er nach seiner Nacht in der Zelle etwas auskunftsfreudiger.«
»Wir müssen Baldur Bescheid geben«, sagte Vigdís. »Diese Menschen sind in Gefahr. Zumindest einer von ihnen. Und wir wissen nicht, wer es ist.«
»Das überlass mal mir«, sagte Magnus.
»Noch etwas: Gestern habe ich mit Björns Bruder gesprochen. Er war mit seiner Freundin eine Woche auf Teneriffa, ist seit Montag wieder da. Icelandair hat das bestätigt. Beide flogen hin und wieder zurück.«
»Na ja, damit ist er so gut wie aus dem Schneider«, meinte Magnus. »Wir hören voneinander!«
Er atmete tief durch und rief Baldur an. Erzählte von Ingileif, Sindri und Ingólf Arnarson. Sein Chef spottete wie erwartet, aber nicht aus dem Grund, mit dem Magnus gerechnet hatte.
»Glaubst du wirklich, dass ich von dieser Information Notiz nehmen werde?«, fragte Baldur.
»Ähm, doch«, sagte Magnus. »Wir müssen alle neuen Wikinger warnen, die wir auftreiben können. Ihr Leben könnte in Gefahr sein.«
»Die gehören immer noch zu den einflussreichsten Personen in diesem Land. Und du willst, dass ich Alarm schlage, nur weil ein betrunkener Spinner sich eindrucksvolle Geschichten ausgedacht hat, um eine Frau ins Bett zu bekommen?«
»Er muss nicht unbedingt ein Spinner sein«, sagte Magnus.
»O doch, das ist er«, gab Baldur zurück. »Wir beobachten Sindri schon seit mindestens zehn Jahren immer mal wieder. Er hat eine große Klappe, aber er tut keiner Fliege was zuleide. Leute wie Sindri tun nie was. Und wenn sie was trinken, reißen sie das Maul noch weiter auf.«
»Du meinst also, er hätte nur herumgeprahlt?«
»Beweis mir das Gegenteil!«
»Wir haben Bilder von ihm auf der Demonstration im Januar, auf denen er mit Björn und Harpa zu sehen ist.«
»Das beweist gar nichts.«
»Gut«, sagte Magnus. Wenn Baldur die Warnung nicht ernst nahm, konnte Magnus nicht viel dagegen tun.
Vielleicht würde Vigdís etwas aus dem jungen Koch herausbekommen.
Sophie saß hinten in dem kleinen Hörsaal. Europäische Menschenrechte. Sie hatte keine Ahnung, was der Dozent vorn erzählte; schon nach einer Minute waren ihre Gedanken davongewandert.
Der Platz neben ihr war frei. Normalerweise saß dort Zak, aber der war … tja, wo eigentlich? Sie hatte keine Ahnung.
Die ganze Nacht hatte Sophie kaum ein Auge zugemacht. In regelmäßigen Abständen hatte sie Zak auf dem Handy angerufen und ihm SMS geschickt, aber keine Antwort bekommen. Als Erstes an diesem Morgen hatte sie dann bei ihm zu Hause angerufen.
Seine Mutter hatte sich gemeldet. Auf die förmliche Frage: »Wie geht es Ihnen?«, hatte die Frau geantwortet: »Gut.« Gut sollte es ihr eigentlich nicht gehen, angeblich lag sie ja im Sterben, aber vielleicht wollte sie auch einfach nur höflich sein. Als Sophie bat, mit Ísak sprechen zu dürfen, wurde ihr mitgeteilt, der sei zelten gefahren.
Dann fragte Ísaks Mutter, ob irgendwas mit ihrem Sohn sei, und Sophie hatte aufrichtig geantwortet: »Ich weiß es nicht.«
Sie machte sich Sorgen über das, was Josh am Vorabend über Zak erzählt hatte: dass er sich nach Julian Listers Urlaubsplänen erkundigt hatte. Das war sehr sonderbar; Sophie fiel einfach keine einleuchtende Erklärung dafür ein. Sie wusste, dass Zak den ehemaligen Minister nicht erschossen hatte; er war den ganzen Sonntag zu Hause in London gewesen. War nur zur Kirche gegangen. Obwohl Zak nicht an Gott glaubte.
Da stimmte was nicht. Ihr Instinkt sagte ihr klipp und klar, dass da etwas faul war.
Bloß was? Sophie wollte nicht glauben, dass Zak ein Terrorist war oder einer terroristischen Vereinigung angehörte. Dementsprechend
hätte sie mit ihrem Verdacht ruhig zur Polizei gehen können. Sollte die Kripo ihn doch entlasten. Sophie hatte die Visitenkarte, die die Polizeibeamtin Zak gegeben hatte, in der Hosentasche.
Weil es illoyal wäre, deshalb. Sie würde Zak nie wieder in die Augen sehen können.
Josh saß ganz
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