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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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doch nach Deutschland, Magnús.«
    Am liebsten hätte er gesagt: Tu das nicht , doch er hielt sich zurück. Er konnte sie nicht aufhalten; Ingileif konnte tun und lassen, was sie wollte. »Das wäre schade.«
    »Du hast gesagt, es könnte gut sein, dass du in die Staaten zurückkehrst. Warum sollte ich wegen dir hierbleiben, wenn du wegen mir nicht bleiben würdest?«
    Magnus nickte. »Stimmt.«
    »Also dann?« Ingileifs Gesichtsausdruck wurde weicher. »Es liegt nicht nur an dir, Magnús. Es ist besser für mich. Es ist eine große Gelegenheit. Und es wäre hilfreich, dieses Land mal eine Weile hinter mir zu lassen. Diese Sache Anfang des Jahres mit dem Mord an Agnar, die ganzen Dinge, die ich über meinen Vater und meinen Bruder erfahren habe, die muss ich hinter mir lassen.«

    »Ich dachte, dabei hätte ich dir geholfen«, sagte Magnus.
    »Dachte ich auch. Aber ein Teil von mir gibt dir dafür die Verantwortung. Das ist ungerecht, aber so ist es halt. Ich muss weg, Magnús.«
    Er sah Ingileif an. Ihre vertrauten grauen Augen, die kleine Kerbe über ihrer linken Braue, die fast unsichtbare Narbe auf ihrer Wange. Er hatte Glück gehabt, sie zu kennen, ja, sie zu lieben. Aber er hatte ihr nichts zu befehlen. Er konnte sie nicht halten, er sollte sie nicht halten. Warum sollte jemand wie sie nur wegen ihm bleiben?
    »Tu das, was du tun musst«, sagte er. Mit diesen Worten verließ er die Galerie.

    Ísak trug ein halbes Dutzend Gegenstände in einer Plastiktüte aus dem kleinen Geschäft: Angelzubehör und ein scharfes Messer, mit dem man Fische ausnehmen konnte.
    Und noch anderes.
    Die Angelausrüstung war reine Ablenkung: Wenn ein Fremder in den Ort kam und ein Messer kaufte, war er für den Verkäufer weniger auffällig, wenn er noch weitere Gegenstände erwarb.
    Ísaks Handy piepste. Er holte es hervor. Eine SMS von Sophie, die wissen wollte, wo er war. Ísak hatte nicht vor, ihr zu antworten. War schade, das mit Sophie. Sie war süß, aber die Beziehung hatte keine Zukunft. Früher oder später würde sie dahinterkommen, was er im Schilde führte, und sie war ein zu braves Mädchen, als dass sie den Mund halten würde.
    Im Honda seiner Mutter lag die Zeltausrüstung seiner Eltern. Ísak hatte den Wagen unter dem Felsvorsprung geparkt, auf dem die Kirche von Borgarnes stand. Der Ort lag ungefähr auf einem Drittel des Weges zwischen Reykjavík und Grundarfjörður. Ísak holte eine Landkarte hervor und studierte sie.
    Björn hatte von einer Hütte gesprochen, die an einem Bergpass hinter Grundarfjörður stand. Grundarfjörður lag an der Nordküste der Halbinsel Snæfells, über die sich ein Bergrücken zog. Direkt
südlich von Grundarfjörður gab es keinen Pass, dafür zwei etwas weiter entfernt, einen im Osten und einen im Westen. Die beiden musste Ísak als Erstes überprüfen.
    Er war angespannt und seltsam erregt. Der Tod von Gabríel Örn hatte ihn noch aufrichtig entsetzt. Doch im Laufe der Zeit hatte er sich an die Vorstellung gewöhnt, und seine Wut auf das isländische Establishment, seinen Vater eingeschlossen, war immer größer geworden. Als er sich im Sommer mit Björn und Sindri getroffen und verabredet hatte, einen Schritt weiter zu gehen, hatte er die Sache vom logischen Standpunkt aus voll unterstützt. Doch wie die anderen war er nicht bereit gewesen, selbst abzudrücken. Dafür hatten sie einen Besseren gefunden.
    Nach Óskar und Julian Lister war Ísak jedoch bereit, es selbst zu übernehmen.
    Und er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass Harpa getötet werden musste.
    Er hatte so viel Zeit damit verbracht, revolutionäre Schriften zu studieren, dass es aufregend war, jetzt tatsächlich nach diesen Prinzipien zu leben. Lenin, Trotzki, Castro, Che Guevara – alle hatten ihre Karrieren so begonnen wie er, als junge Intellektuelle voller Ideen und Begeisterung, aber ohne Erfahrung mit Gewalt. Irgendwann hatten sie ihre Ideen in die Tat umgesetzt. Bei Ísak war dieser Punkt jetzt gekommen.
    Er wusste, dass Björn die Hoffnung aufgegeben hatte, mit ihren Taten davonzukommen. Von Sindri vermutete er dasselbe, doch Ísak selbst war der Meinung, die Chancen ständen nicht schlecht, der Strafe zu entgehen. Keiner von den dreien hatte wirklich jemanden umgebracht, es gab kein Indiz, das so etwas nahelegte. Die Verschwörung würde viel schwerer zu beweisen sein, besonders dann, wenn die Polizei keine Ahnung hatte, wer nun tatsächlich abgedrückt hatte. Wovon Ísak ziemlich überzeugt

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