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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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überall auf der Welt, sich auf den erstbesten Kleindealer zu stürzen und ihm große Verbrechen anzuhängen. Zumindest die britische Polizei schien dieser Versuchung zu widerstehen. »Irgendwas über die anderen?«
    »Ja. Eins der Motorräder wurde letzte Woche in Hounslow gestohlen. Eine Suzuki 125. Wir versuchen, sie ausfindig zu machen. Könnte was dran sein.«
    »Was ist mit der Russin?«
    »Wir haben sie noch mal herbestellt. Nichts. Sie hat die Ruhe weg – vielleicht hat sie etwas zu verbergen. Einen kleinen Anhaltspunkt haben wir allerdings gefunden.«
    »Und was?«
    »Eine Nachbarin sagte aus, vor ein paar Tagen wäre ein Kurier mit einem Päckchen für Gunnarsson da gewesen. Er hätte nicht die richtige Hausnummer gehabt. Sie konnte ihm nicht weiterhelfen, aber als wir bei den anderen Nachbarn nachfragten, fiel einer Frau wieder ein, dass sie dem Mann das entsprechende Haus gezeigt hatte.«

    »Interessant. Haben Sie eine Beschreibung?«
    »Ja. Junger Mann, Anfang zwanzig, kurzes helles Haar. Fünf Fuß acht oder neun.« Magnus freute sich, die vertrauten Angaben in Fuß und Zoll zu hören. Es fiel ihm noch immer schwer, Größen in Meter umzurechnen. »Breites Gesicht, kleines Grübchen am Kinn, blaue Augen. Schwarze Lederjacke, Jeans und kariertes Hemd, aber alles sehr gepflegt. Zu gut gepflegt für einen echten Kurierfahrer, dachte die Nachbarin. Ausländischer Akzent.«
    »Was für einer?«
    »Tja, das ist hier die Frage. Die Zeugin selbst ist Französin, spricht aber gutes Englisch. Virginie Rogeon. Und sie konnte sich noch gut an den jungen Mann erinnern. Wir glauben, sie fand ihn attraktiv, sie sagte, er sah gut aus. Sie meinte, der Akzent hätte polnisch sein können, wusste es aber nicht genau. Aber eher nord-oder osteuropäisch als italienisch oder spanisch.«
    »Könnte es Isländisch sein?«
    »Unterscheidet sich das von anderen Akzenten?«
    Magnus dachte darüber nach. »Ja. Doch, würde ich schon sagen. Sie könnten dafür sorgen, dass die Zeugin sich mal mit Isländern unterhält, vielleicht kommt ihr der Akzent ja bekannt vor.«
    »Gute Idee. Wir könnten es mit der Botschaft versuchen. Oder mit Freunden von Gunnarsson in London.«
    »Aber abgesehen davon gibt es keine handfesten Anhaltspunkte?«
    »Nein. Es ist zwar noch früh am Tage, aber wir haben ein bisschen Schwierigkeiten. Der Chef will, dass ich nach Island fahre, wenn das für euch dort drüben in Ordnung ist.«
    »Klar«, sagte Magnus. »Wir freuen uns auf Sie. Wann wollen Sie kommen?«
    »Wahrscheinlich morgen. Ich sage Bescheid, wenn ich einen Flug gebucht habe.«
    »Ich hole Sie vom Flughafen ab.«
    »Ich war noch nie in Island«, sagte Piper. »Ein bisschen schattig da, oder?«
    »Schattig?«

    »Ja, kalt. Kühl.«
    »Noch liegt kein Schnee, aber es ist immerhin der 66. Breitengrad Nord. Die Sonnencreme können Sie also zu Hause lassen.«
    »Na, das wird Baldur ja gefallen«, sagte Árni, als Magnus aufgelegt hatte. »Ein britischer Bobby in seinem Revier.«
    »Ich werde mich um sie kümmern«, sagte Magnus. Es erschien ihm ein wenig wie Zeitverschwendung, aber es wäre andererseits nett, einen englischen Muttersprachler in der Nähe zu haben.
    »Und was jetzt?«, fragte Vigdís.
    Magnus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dachte nach. Wahrscheinlich gab es tatsächlich keine Spur nach Island, aber sie durften keine voreiligen Schlüsse ziehen, mehr noch: Sie sollten auf jeden Fall davon ausgehen, dass es eine Verbindung gab, sonst würden sie sie nämlich vermutlich übersehen.
    Es mussten noch mehr Menschen befragt und Akten gelesen werden. Zuerst jedoch stellte sich Magnus die entscheidende Frage: Was fühlte sich falsch an von dem, was er bisher erfahren hatte?
    »Árni?«
    »Ja?«
    »Erzähl mir noch mal vom Tod dieses Gabríel Örn.«
    »Das ist doch mit Sicherheit nicht wichtig.«
    »Erzähl!«
    »Na gut«, sagte Árni. »Das war letzten Januar, als die Demonstrationen am heftigsten waren. Die Abteilung ging auf dem Zahnfleisch. Wir waren alle draußen, selbst die Kriminalbeamten, rund um die Uhr im Einsatz. Wir waren fix und fertig.
    Jedenfalls wurde bei Straumsvík, beim Aluminiumwerk, eine Leiche angeschwemmt. Sie war nackt. Die Kleidung wurde zehn Kilometer weiter an der Küste gefunden, direkt beim Flugplatz, neben dem Fahrradweg, der sich an der Küste entlangzieht. Es war Gabríel Örn Bergsson. Es stellte sich heraus, dass er zwei SMS verschickt hatte, bevor er ins Wasser ging: eine an seine Mutter, die

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