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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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»Gabríel Örn.«
    Überrascht schaute er auf. »Harpa? Ich dachte, wir wollten uns in der Kneipe treffen?«
    Sie spürte Abscheu in sich aufsteigen, als sie sein Gesicht sah. Er war ein paar Jahre jünger als sie, etwas füllig und mit Doppelkinn, sein Haar wurde langsam schütter. Was hatte sie jemals an ihm gefunden?
    »Nein, ich möchte, dass du mit uns kommst.«
    Gabríel schaute ihr über die Schulter.
    »Was sind das für Leute?«
    »Das sind meine Freunde, Gabríel Örn, meine Freunde. Ich möchte, dass du mit ihnen redest. Deshalb musst du mitkommen.«
    »Du bist betrunken, Harpa!«
    »Ist mir egal. Los, komm mit!«
    Harpa packte Gabríel am Ärmel. Grob schüttelte er sie ab. Bedrohlich schweigend kam Frikki auf ihn zu. Er trug keine Jacke, nur sein Chelsea-Fußballtrikot, war aber zu betrunken, als dass es ihn gestört hätte.
    »Du hast sie verstanden«, sagte Frikki und blieb nur wenige Zentimeter vor Gabríel stehen. »Du kommst mit uns.« Er griff nach dem Revers von Gabríels Mantel. Der stieß ihn von sich. Frikki holte weit aus und wollte zuschlagen, aber ein Mann so nüchtern wie Gabríel konnte ihm ohne weiteres ausweichen. Der Banker war gute fünfzehn Zentimeter kleiner als Frikki, dennoch gelang es ihm mit einem gut platzierten Aufwärtshaken, den Jungen am Kinn zu treffen und ihn niederzustrecken.

    Frikki saß auf dem Boden und rieb sich den Unterkiefer. Harpa staunte. Sie hätte es niemals für möglich gehalten, dass Gabríel zu solchen Gewalttätigkeiten fähig war.
    Gabríel Örn wollte gehen.
    Da explodierte die Wut in Harpas Kopf, ein roter Zornesrausch. Er würde sie hier nicht stehen lassen, auf keinen Fall!
    »Gabríel! Bleib stehen!« Sie wollte ihn festhalten, doch er schubste sie zurück. Harpa taumelte gegen ein Mäuerchen, die Umfriedung eines kleinen Parkplatzes. Auf der Mauer stand eine leere Flasche Bier. Harpa ergriff sie, machte drei Schritte, zielte auf die kahle Stelle an Gabríel Örns Hinterkopf und schlug zu.
    Er torkelte, wankte nach rechts und stürzte. Mit einem hässlichen Knacken prallte sein Kopf gegen einen Eisenpoller am Eingang des Parkplatzes.
    Reglos lag der Banker da.
    Harpa ließ die Flasche fallen und schlug die Hand vor den Mund. »Mein Gott!«
    Brüllend stürzte sich Frikki auf den ausgestreckt daliegenden Körper von Gabríel Örn und holte mit dem Fuß aus. Zweimal trat er ihm gegen die Brust und einmal gegen den Kopf, ehe Björn die Arme um Frikkis Bauch schlang und ihn niederrang.
    Dann kniete er sich neben Gabríel Örn und untersuchte ihn.
    Der Banker bewegte sich nicht. Seine Augen waren geschlossen. Sein vorher schon blasses Gesicht hatte einen wachsigen Schimmer angenommen. Eine Schneeflocke landete auf seiner Wange. Blut sickerte zwischen den dünnen Härchen auf seinem Schädel hervor.
    »Er atmet nicht mehr«, flüsterte Harpa.
    Dann schrie sie: »Er atmet nicht mehr!«

2
    August 1934

    »Aaah!«
    Hallgrím schwang den Kriegern seine Axt entgegen. Sie waren zu acht. Im Blutrausch trennte er dem Ersten das Bein und dem Zweiten den Kopf ab, dem Dritten spaltete er den Schild. Dem Vierten rammte er seinen eigenen Schild ins Gesicht. Wusch! Wusch! Zwei weitere gingen zu Boden. Die letzten beiden liefen davon, wer wollte es ihnen verübeln?
    Keuchend ließ sich Hallgrím mit dem Rücken gegen das Steingrab sinken. Der Ausbruch hatte ihn erschöpft. »Ich hatte acht, Benni«, sagte er.
    »Ja, und mich hast du auch erwischt«, sagte sein Freund und rieb sich das Kinn. »Ich blute. Ein Zahn ist locker.«
    »Das war nur ein Milchzahn«, sagte Hallgrím. »Der fällt eh früher oder später aus.«
    Er entspannte sich und ließ sich von der schwachen Sonne das Gesicht wärmen. Hallgrím genoss das Gefühl, das sich einstellte, wenn er wie ein Berserker gewütet hatte. In ihm war so viel angestaute Wut und Aggression, dass er tatsächlich ein moderner Krieger war.
    Und hier war er an seinem Lieblingsort, auf dem Berserkjahraun, der sogenannten Berserkerlava, inmitten wilder Wogen aus erstarrtem Stein. Es war eine wunderschöne, magische Fläche aus kleinen Türmchen, Spalten und Furchen, überzogen mit grasgrünem Moos, dunkelgrüner Heide und den tiefroten Blättern der Heidelbeeren.

    Das Lavafeld war nach den zwei Schweden benannt, die vor tausend Jahren von Vermund dem Schlanken, dem ehemaligen Bauern von Bjarnarhöfn – das war der Hof von Hallgríms Familie –, als Sklaven nach Island gebracht worden waren. Die Schweden besaßen die

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