Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
mal!« Er zeigte mit dem Finger auf Magnus. »Daher kenne ich dich! Aus dem Grand Rokk!«
    »Kann sein«, sagte Magnus.
    »Das kann nicht nur sein, das ist sicher. Du bist der Typ aus Amerika, nicht?« Sindri lachte. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du total breit.«
    Vigdís’ Blick huschte zu Magnus und wieder zurück zu Sindri.
    »Hat dich dort gestern jemand gesehen?«, fragte sie.
    Sindri überhörte die Frage. »Ich dachte schon die ganze Zeit, dass du einen amerikanischen Akzent hast.« Er lächelte. » Who loves ya baby? Sagt Kojak das nicht immer?« Er hob Daumen und Zeigefinger und tat, als spanne er eine Pistole. »Make my day.«
    Magnus sprang auf, warf den Stuhl um. Mit zwei Schritten war er bei Sindri und packte ihn am Kragen. Der Mann war schwer, aber Magnus hatte Kraft. Er zog den bulligen Kerl vom Stuhl und stieß ihn gegen die Wand.
    »Hör zu, du Arschloch«, sagte er auf Englisch. »Du weißt, was mit Óskar Gunnarsson und Gabríel Örn Bergsson passiert ist. Und wahrscheinlich auch mit Julian Lister. Ich habe das Gefühl, du musst dich entscheiden. Nämlich ob du den Rest des Lebens in einem französischen oder einem englischen Knast sitzen willst.
Schade, dass ich keinen Platz für dich zu Hause in Cedar Junction organisieren kann. Das würde dir bestimmt gefallen.«
    Magnus sah die Angst in Sindris Augen.
    Er ließ ihn los. »Wir kommen wieder«, sagte er.

    Von Sindris Wohnung zum Polizeipräsidium, das am östlichen Ende der Hverfisgata gegenüber dem Busbahnhof lag, war es nicht weit. Magnus saß am Steuer.
    »Auf diese Art und Weise führen wir hier in Island normalerweise keine Befragungen durch«, bemerkte Vigdís.
    »Wäre vielleicht besser«, gab Magnus zurück.
    »Das Grand Rokk ist eine ziemliche Kaschemme, oder?«
    »Bin nicht oft da.«
    Schweigend fuhren sie weiter.
    »Falls du ein Problem hast: Ich kenne Leute, mit denen du reden kannst«, sagte Vigdís.
    »Warum ist ein Mann, der am Dienstagabend was trinkt, ein Alkoholiker, aber wenn er sich freitags die Birne zuzieht, einfach nur gesellig?«
    »Ich mein ja nur.«
    Dann sagte keiner von beiden mehr etwas, bis sie zurück auf dem Präsidium waren.

    Harpa bediente Klara, eine Stammkundin, die eine Schwäche für Dísas vínarbraud hatte. Klara war weit über siebzig und kam jeden Tag ungefähr zur selben Uhrzeit, um ein Stück Kuchen zu essen. Sie ließ sich Zeit beim Einkauf, und normalerweise plauderte Harpa gern mit ihr, aber heute war sie zerstreut und hörte nicht richtig zu.
    Sie war froh, sich bei Frikki durchgesetzt zu haben. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Sorgen machte sie sich, dass der Junge vielleicht recht gehabt hatte. Natürlich war sie überzeugt, dass Björn nichts mit dem Tod von Óskar oder Lister zu tun hatte. Was Ísak anging, wusste sie es allerdings nicht. Und bei Sindri?

    Seit Jahren hatte der Mann öffentlich zur Gewalt aufgerufen, um den Kapitalismus zu bekämpfen. Dann war er eine Weile in der Versenkung verschwunden, soweit Harpa bekannt war. Isländer redeten oft über Politik, klagten, forderten einen Wandel, aber sie griffen nicht auf Gewalt zurück, nicht mal die Anarchisten. Harpa ging davon aus, dass der Dicke lediglich ein großes Mundwerk hatte.
    Doch vielleicht war es leichter, ein zweites Mal zu töten, wenn man bereits einmal an einem Mord beteiligt gewesen war? Zweifelsohne gab es eine mögliche Verbindung zwischen Óskar und Julian Lister, auch zu Gabríel Örn, und das war die Verantwortung für die kreppa . Was wäre, wenn es bald noch einen Toten gäbe?
    Nein. Es hatte nichts mit ihr zu tun. Sie sollte sich an das halten, was sie auch Frikki geraten hatte: schweigen und das Ganze vergessen.
    Schließlich verabschiedete sich Klara, und Harpa sortierte das Gebäck in der Theke um. Das Ganze vergessen? Das konnte sie nicht. Der Tod von Gabríel Örn bereitete ihr schon genug Schuldgefühle. Frikki hatte recht: Harpa würde nicht damit klarkommen, wenn noch jemand ermordet würde und sich herausstellte, dass Sindri der Mörder war.
    Vielleicht sollte sie mit Björn darüber sprechen. Aber sie wusste bereits, was er sagen würde. Er würde es ihr ausreden, würde sie beschwören, den Mund zu halten, unauffällig zu bleiben, so wie sie zuvor auf Frikki eingeredet hatte.
    Zumindest konnte Harpa ihm vertrauen. Björn konnte unmöglich Óskar und Julian Lister erschossen haben. Die Polin war albern. Glaubte sie etwa, Björn hätte in der vergangenen Woche

Weitere Kostenlose Bücher