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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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bitten, wenn er ohnehin schon wusste, dass sie ihm nicht verzeihen konnte? Immer, egal, wie lange es dauerte, würde es aussehen, als hätte er Hintergedanken.

    Die Angst, Hanna zu verlieren, war ein Feind, von dem er nicht wusste, wie er zu packen war. Eines hatte er allerdings gelernt im Laufe seiner Erziehung zum Prinzen von Akink: dem Gegner entgegenzutreten, statt sich zu verkriechen. Jede Faser in ihm schrie danach, sich zu verstecken, sich in irgendeinem Winkel zu verbergen und dort einfach zu warten, bis der Schmerz vorüberging. Doch dann hätte er sich noch mehr schämen müssen, als er es sowieso schon tat.
    Mattim nahm all seinen Mut zusammen und bog in die Straße ein, in der die Szigethys wohnten.
     
    Licht hinter den Fenstern, warm und einladend. Jedoch nur im Erdgeschoss, nicht in der oberen Etage. Wie spät mochte es sein? Er hatte keine Ahnung. Er stand da, die Hand schon am Tor, und zögerte, denn er erinnerte sich an Rékas Reaktion, als sie ihn heute gesehen hatte. Wenn Hannas Gasteltern ihn hinauswarfen, bevor er mit ihr sprechen konnte, oder wenn sie seinetwegen Ärger bekam … Attila würde sich freuen. Aber der Junge lag wahrscheinlich längst im Bett und schlief.
    Er konnte jetzt nicht umkehren. Nicht, wenn Hanna weinte oder grollte und ihn auf den Mond wünschte.
    Die orangefarbene Straßenlaterne warf seinen eigenen Schatten auf das Tor. Auf den Zaun und die undurchdringliche Hecke dahinter.
    Mattim hatte es bisher nicht bewusst versucht, auch wenn er hin und wieder daran gedacht hatte, dass die Schatten in Magyria durch Wände gehen konnten. Ob es hier genauso funktionierte, in dieser Welt, in der alles anders war? Nichts hatten sie ihm erklärt, Kunun und Atschorek, und immer, wenn er etwas wissen wollte, lachten sie ihn nur aus, vertrösteten ihn auf später. Aber vielleicht … Schon in der alten Geschichte, die seine Mutter ihm erzählt hatte, waren die Wölfe aus Magyria in die Häuser der Menschen eingedrungen.
    Er legte die Hand um die Eisenstäbe. Fest und real fühlten
sie sich an, so hart und kalt wie Eis. Man konnte sich fast vorstellen, dass dieses Eis schmolz unter seiner flammenden Berührung, dass seine Sehnsucht, zu Hanna zu gelangen, es in flüchtigen Nebel verwandelte, sodass er hindurchsteigen konnte wie durch einen Vorhang aus fließenden Seidenfäden.
    Der junge Prinz war durch den Schatten gegangen wie in einem Traum und stand nun auf der Auffahrt, vor der breiten Garage. Es hatte funktioniert, ebenso leicht, wie er damals aus dem Käfig herausgestiegen war, ohne es zu bemerken. Noch einmal drehte er sich um und legte die Hände an die Gitterstäbe. Frostüberzogen, unzerbrechlich … Er schüttelte den Kopf über sich selbst und wandte sich nach rechts, in den dunklen Garten. Eine feine Schneeschicht bedeckte den Rasen. Seine Spuren würden am nächsten Tag zu sehen sein; nun, das machte nichts. Sollten sie sich ruhig wundern, falls es ihnen überhaupt auffiel. Durch das große Wohnzimmerfenster sah er Hannas Gasteltern vor dem Fernseher sitzen. Mónikas Kopf war zur Seite gesunken, sie schlief. Ferenc saß so weit von ihr entfernt, als hätte er nichts mit ihr zu tun, als wohnte sie nur zufällig im selben Haus wie er. Mit ausdruckslosem Gesicht starrte er geradeaus, das wechselnde Bild der Mattscheibe warf ein flackerndes bläuliches Licht auf seine maskenhaften Züge.
    Mattim duckte sich und huschte weiter. Im Wintergarten war niemand, dunkel standen dort die Palmen zwischen den Korbsesseln, nicht einladend und sommerlich, sondern fremdartig wie ein verwunschener Garten. Oben in Hannas Zimmer war Licht, das ein gelbes Viereck auf den weißen Rasen malte.
    Die Hauswand lag im Dunkeln. Da war kein Licht hinter ihm, das seinen Schatten auf die Wand geworfen hätte. Dennoch, diese Dunkelheit, weich und samtig, wirkte einladend, sanft, eine Dunkelheit, mit der man verschmelzen konnte. Schatten zu Schatten. Beim zweiten Mal war es
noch leichter. Mattim fühlte nicht einmal mehr sein Inneres zurückzucken, als er durch die Wand trat.
    Nun befand er sich im Esszimmer. Der lange Tisch mit den hohen Stühlen, verwaist. Hanna und Attila aßen immer in der Küche. Von hier aus ging es in den Flur und an der Wohnzimmertür vorbei zur Treppe. Auf dem Teppich zog er sich die Schuhe aus und tappte auf Strümpfen die Stufen hoch. Der obere Flur, still, alle Türen geschlossen. Nur durch eine Tür drang Licht. Es flutete durch die schmale Ritze hinaus, ein Strom aus Licht in

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