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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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eins, in dem Wolken zu sehen waren. Worum geht es da?«
    Hanna ging die Stapel rasch durch. »Ungarn. Budapest. Klimawandel. Wetterphänomene. Geschichte. Ungarn, natürlich. Sehr viele Interessen hat dein Bruder nicht, wie? Auch das hier. Mittelalter, Budapest.«
    »Was hat er herausgefunden?«, fragte Mattim und blätterte sich durch einen gewaltigen Bildband über die Donau. »Was nützt ihm das für seinen Angriff gegen Akink?«
    »Ich hätte gedacht, dass er vielleicht Vampirbücher liest«, meinte Hanna. »Oder Zauberbücher. Magie. Alchemie. Irgendwie so was. Vielleicht Ratschläge für Feldherren?« Dass Kunun sich für die ungarische Geschichte begeisterte, war so gewöhnlich, so ganz und gar belanglos. Ihr Mut sank, und sie bezweifelte, dass sie etwas von Nutzen finden würden.
    »Wetter?«, fragte Mattim. »Was kümmert einen Schatten das Wetter?«
    Hanna überflog die Klappentexte, schlug die Seiten um, hastig, fast schon verzweifelt. »Macht er sich denn keine Notizen? Nichts unterstrichen, keine Zettel. Kann er nicht aufschreiben, was er plant, so wie es jeder vernünftige Mensch tun würde? - Ich weiß schon. Er ist weder ein Mensch noch vernünftig. Er ist ein irrer Vampir, und wir müssen uns schleunigst etwas einfallen lassen.«

    Mattim schüttelte den Kopf. »Irre? Nein, das ist er ganz bestimmt nicht. Er hatte sehr viel Zeit, sich etwas auszudenken. Keine Ahnung, wie lange Kunun schon über dieser Prophezeiung grübelt. Nur wie spiele ich da mit hinein? Was habe ich seiner Ansicht nach getan?«
    »Ich glaube, ich hab hier was.«
    Sie atmete scharf ein, als eine Karte aus einem Buch fiel, das sie gerade vom Tisch gehoben hatte. Es war eine nichtssagende Ansichtskarte, die, wenig überraschend, die Kettenbrücke zeigte. »Kunun hatte sie als Lesezeichen, es muss irgendwo hier gewesen sein … irgendwo auf diesen Seiten.«
    »Willst du das alles durchlesen? Mein Gefühl sagt mir, wir sollten allmählich verschwinden.«
    Hastig überflog Hanna die Seiten. Ungarische Geschichte.
    »Um das Jahr tausend nach Christus gründete König Stephan das Land Ungarn … Papst Sylvester der Zweite schickte ihm eine Krone … im dreizehnten Jahrhundert die Invasion der Mongolen … bei Muhi vernichteten sie die magyarische Armee … in drei Tagen zerstörten sie die Befestigungsanlagen in Pest …« Hanna hob den Blick. »Hör mir zu, Mattim, ich glaube, ich habe es gefunden.«
    Er trat neben sie, spähte über ihre Schultern auf das Buch, versuchte die Buchstaben zu entziffern.
    »Die Überlebenden sind damals über die Donau nach Buda geflüchtet. Doch die Mongolen konnten ihnen über den gefrorenen Fluss folgen und Buda zerstören, bevor sie weiterzogen.«
    »Über den gefrorenen Fluss? Aber …«
    Mattim fuhr herum, als ein Geräusch an der Tür erklang. Er griff nach Hanna und ließ sich mit ihr durch den Schatten hinter einer hohen Kommode fallen. Doch sie hatten kein Glück; kaum waren sie im Nebenzimmer gelandet, hörten sie ein leichtes Schaben an der Tür, und ein Paar
wankte herein. Die beiden waren leicht angetrunken, die Frau lachte schrill. Schnell zog der Prinz seine Freundin hinter einen blauen Sessel.
    Sie hockten da wie zwei Einbrecher. Hanna wagte nicht zu atmen, sondern dachte nur: Bitte, bitte, bitte …
    Mattim strich ihr mit den Fingern übers Gesicht, lächelte sie aufmunternd an. Die Bewohner des Zimmers waren Ausländer, weshalb sie nichts von dem Gespräch verstand, nur das gurrende Lachen der Frau deutete an, worum es wahrscheinlich ging. Bald flog ein Schuh über den Teppich.
    Das fehlte noch , dachte Hanna. Das darf doch alles nicht wahr sein. Sie werden doch jetzt nicht … Aber das Schlimmste blieb ihr erspart. Erleichtert nickte sie Mattim zu, als sie das Brausen der Dusche hörte.
    Der Junge lugte vorsichtig über den Sesselrand. Dann näherte sich sein Mund ihrem Ohr. »Die Frau ist im Badezimmer«, flüsterte er. »Der Mann liegt auf dem Bett. Wir müssen zurück durch die Wand, dort.«
    Hanna nickte. Es war nicht weit, trotzdem kam es ihr vor wie ein ganzer Kilometer. Der Mann lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen, aber bestimmt schlief er nicht, sondern wartete auf die Frau. Nur die Schuhe hatte er ausgezogen.
    Auf Zehenspitzen schlichen sie zu der Stelle, wo eine kleinere Lampe auf einem Tischchen einen hellen Schein auf die Wand warf, hell genug, um ihre eigenen Schatten klar und scharf umrissen zu zeichnen.
    Mattim trat als Erster hindurch, ohne ihre Hand loszulassen,

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