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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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nur alles wissen wollen, und du kannst sie dazu bringen … Wenn sie es freiwillig tut, ist es etwas ganz anderes.
    Nein. Hanna zwang sich, etwas ganz anderes zu sagen.
    »Ich würde es wissen wollen«, meinte sie und versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, nur so dahingesagt. »Vielleicht kehrt er ja irgendwann zurück.«
    »Aber Kunun ist kein Ausländer!«, protestierte Réka. »Er lebt hier schon immer. Er ist kein Asylant. Er ist reich!«
    »Deswegen kann er sich trotzdem nach der Heimat seiner Eltern sehnen, wo immer das auch sein mag. Und irgendwann dorthin zurückgehen.«
    Rékas Kopfschütteln und die Art, wie sie dabei lächelte, sprach Bände. Wie kannst du nur so ahnungslos sein.
    » Nicht ohne mich.«
    »Wohin würde er dich denn dann mitnehmen?« Hanna
zahlte und nahm die Tragetasche in Empfang. »Aber mach dir jetzt keine Sorgen, nur weil ich das gesagt habe. Vielleicht kann er ja auch gar nicht zurück. Manchmal verschließen sich die Türen, ohne dass man etwas dazu kann. Viele Menschen, die aus dem Ausland kommen, gehen nie wieder zurück, weil sie etwa verfolgt werden. Weil sie Angst haben. Oder wegen der Umstände … Die Türen schließen sich öfter, als man glaubt.«
    »Willst du in Ungarn bleiben?«, fragte Réka plötzlich. »Geht es darum? Du willst hierbleiben?«
    Hanna hatte nicht erwartet, dass das Gespräch diese Wendung nehmen könnte, doch sie ergriff die Gelegenheit.
    »Meine Eltern würden sich bestimmt wundern … Nein, sie erwarten mich natürlich zurück. Bis sich diese Türen schließen, müsste noch einiges vorfallen.«
    »Da!«, rief Réka plötzlich, gerade als sie auf die Straße traten. »Da ist er!«
    Sie rannte los, der dunklen Gestalt hinterher. Hanna lief ihr nach.
    »Warte, deine Bluse! Deine Tasche! So warte doch!«
    Hastig holte sie im Rennen das Diktiergerät aus ihrer eigenen Tasche, schaltete es ein und legte es auf das neue Oberteil. »He!«
    Réka drehte sich noch einmal um. »Da vorne ist er. Kannst du das nicht für mich nach Hause bringen, Hanna?«
    »Ich muss noch woanders hin. Hier, nimm. Bis später, und sei brav, ja?«
    »Immer.« Das Mädchen grinste.
    Hanna blickte ihr nach, wie sie über das Pflaster rannte.
    »Was wird sie ihn fragen?« Mattim war hinter ihr aufgetaucht, lautlos wie ein Geist. Hanna ergriff seine Hand. »Komm, schnell, wir müssen ihr nach!«
    »Ich weiß, wo die beiden hingehen«, sagte der Prinz. »An den Fluss. Zurzeit geht er immer an den Fluss.«

    Es war ein Wort, das sie nicht hören wollte, das sie nicht einmal denken wollte. Zu lebendig war die Erinnerung. Sie musste nur die Augen schließen und sah die beiden vor sich, Kunun und Mattim, an der Kante …
    »Er ist besessen davon«, erklärte Mattim. »Sie werden auch heute da sein. Wir müssen ihnen einen Vorsprung lassen, damit sie nichts merken.«
    Hanna schluckte. »Ja, aber wenn Kunun das Gerät findet … Wenn sie ihn in die Tasche schauen lässt, wenn sie ihm vielleicht zeigen will, was sie bekommen hat …«
    »Er wird sie nicht gleich in den Fluss werfen«, versuchte Mattim sie zu beruhigen. Sein Arm um ihre Schultern fühlte sich fest und stark an. Doch konnte er auch Réka schützen? »Ihr wird nichts geschehen. Vertrau mir.« Er küsste seine Freundin auf die Wange. Sie wollte fort, Réka nach, aber er hielt sie fest, und schließlich ergab sie sich in seine Umarmung. »Vertrau mir«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich werde nicht zulassen, dass dem Mädchen etwas geschieht. Jetzt nicht und später auch nicht. Ich werde Wache halten. Ich werde sie schützen, mit meinem Leben, das verspreche ich dir.«
    Sie wollte nicht daran glauben, dass er vielleicht zu viel versprach. Mehr, als irgendjemand versprechen konnte.
    »Schau mir in die Augen«, bat Mattim. »Das meine ich ernst. Ich hätte dieser Sache nie zugestimmt, wenn ich nicht dazu bereit wäre.«
    Dieser Ernst in seinen Augen. Auf einmal kam er ihr viel älter vor als siebzehn. Es war der Blick eines Mannes, der bereit gewesen war zu sterben, damit ihr nichts geschah. Der bereit gewesen war, ins schwarze Wasser zu springen. Ein Mann, der zu den Schatten gegangen war, um seine Familie und seine Stadt zu retten, und der kein Schatten war, obwohl es den Anschein machte, der das Licht immer noch in sich trug, verborgen … Genau so würde er auch für Réka kämpfen. Irgendetwas in seinem Gesicht,
vielleicht seine Entschlossenheit, ließ sie daran glauben, dass er zu allem fähig war, sogar zu einem Sieg über

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