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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Prinzen des Lichts, und die Patrouille durch den Wald geführt hatte …
    »Bist du da?« Mirita rief leise durch die Nacht. Sie kämpfte sich die Böschung hinauf, während die Königin auf dem Eis stehen blieb, die Arme vor dem Leib verschränkt, als fröre sie. »Mattim?«
    Er trat zwischen den Bäumen hervor.
    Die Bogenschützin stapfte durch den Schnee auf ihn zu. »Ich hatte schon Angst …«
    »Wovor?«, fragte er. »Dass ich gegangen sein könnte? Oder dass ich meine Armee geholt habe?«
    Er fand es unerwartet schwer, die wenigen Meter zum Ufer zurückzulegen. Nicht auf sie zuzulaufen, die Arme ausgebreitet, und zu rufen: Mutter, ich bin wieder da!
    Die Königin kam keinen einzigen Schritt näher.
    »Nun?«, fragte sie mit bebender, brüchiger Stimme, »was kann so wichtig sein?« Dann schlug sie die Kapuze zurück, und obwohl es immer noch zu dunkel war, um ihr Gesicht klar zu erkennen, rührte ihn diese Geste. Es war ein wenig, als hätte sie die Hände nach ihm ausgestreckt.
    »Es gibt eine Pforte in diesem Wald«, sagte er. »Sie führt in eine andere Welt, aus der die Schatten sich ihre Kraft holen. So können sie dem Tageslicht standhalten. Außerdem
hat Kunun einen Weg gefunden, um den Fluss zu überlisten. Er wird mit seiner Armee über das Eis kommen.« Elira reagierte nicht auf diese Schreckensnachricht. Sie hörte ihren Sohn an, den Kopf leicht gesenkt. Wenn er es nur wirklich hätte wagen können, das Eis zu betreten … »Wir müssen unbedingt die Pforte schließen«, sagte er. »Nur dann ist es für Kunun unmöglich, wieder dorthin zurückzukehren und sich Nachschub zu holen. Ich hatte es anders geplant. Anfangs dachte ich, bei seinem nächsten Jagdausflug könnten wir die Pforte hinter ihm einfach zumachen und ihn aussperren … Aber wenn der Fluss bereits gefroren ist, glaube ich nicht, dass es noch viele Jagdausflüge geben wird. Kunun wird mit seinen Schatten kommen, gerüstet. Und dann …« Mattim hatte gesprochen, so schnell er nur konnte, solange sie ihm bloß zuhörte. Vielleicht hatte Elira nicht verstanden, worum es ging. Er öffnete den Mund, suchte nach Worten, nach anderen Worten, neuen, besseren, aber die Königin hob die Hand.
    »Wie lässt sich diese Pforte schließen?«, fragte sie.
    »Das musst du tun«, sagte er. »Allein das Licht ist dazu in der Lage. Ich glaube, wenn du auf die Schwelle trittst, wird der Riss in der Wirklichkeit heilen, werden die Ränder des Durchgangs miteinander verschmelzen und niemand wird je wieder hindurchgehen können.«
    Seine Mutter nickte. »Ja«, erwiderte sie. »Es passt … Es würde vieles erklären. Bring mich zu dieser Pforte.«
    »Mattim!«, rief Mirita. »Du hast mir nicht gesagt, dass die Königin alleine in den Wald gehen muss. Das ist ungeheuerlich. Das kannst du nicht im Ernst verlangen.«
    »Sei still«, fuhr Elira sie an. »Wenn es getan werden muss, dann werde ich es tun.« An Mattim gewandt sagte sie: »Geh voraus.«
    Sie hatte seinen Namen nicht ausgesprochen. Es schmerzte ihn heftiger, als er gedacht hatte. Obwohl sie sogar zu mehr bereit war, als er überhaupt erwartet hatte,
tat es weh, dass sie kein einziges Mal seinen Namen in den Mund nahm.
    »Noch nicht«, sagte er. »Kunun ist noch nicht unterwegs. Wir müssen den richtigen Zeitpunkt abpassen.«
    Zum ersten Mal sah die Königin ihren Sohn an. Ihre Stimme hatte geklungen, als würde sie weinen, aber ihr Gesicht, von der aufkommenden Morgendämmerung erhellt, war kühl und entschlossen.
    »Jetzt«, bestimmte sie. »Warum sollen wir warten, bis der Jäger vor unseren Toren steht? Warum warten, bis er mit seinen Schatten über den Fluss kommt? Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist er gerade dabei, sie auszurüsten. Drüben, wo immer das ist. Wenn wir jetzt die Pforte schließen, wird er gar nicht erst nach Magyria kommen. Nie mehr. Wenn wir sofort handeln, wird ihm die Fähigkeit, über den Fluss zu gehen, nichts nützen. Wir werden ein für alle Mal frei sein von der Bedrohung durch die Schatten.«
    »Wenn wir die Pforte jetzt schließen, sind die Schatten für immer dort - in einer Welt, in die sie nicht gehören. Mutter, dies ist unser Problem und unser Kampf. Das Licht muss ihn ausfechten. Nicht die Menschen da drüben. Sondern wir.«
    Die Königin kam ein paar Schritte näher, und jede einzelne Bewegung verriet ihre Wut.
    »Du willst die Schatten auf Akink hetzen, ausgerüstet mit der Macht, über den Fluss zu gelangen? Du willst zulassen, dass sie herkommen und

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