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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ihren Augen herum. »Vielleicht noch ins Bein. An den Hals wären sie gar nicht gekommen. Davon abgesehen ist es noch hell. Ich hätte mich schon in Luft aufgelöst, nicht?«
    Morrit verzog das Gesicht. »Darüber macht man keine Scherze.« Er wandte sich an die anderen. »Tun wir, wofür wir hergekommen sind. Vergewissert euch, dass in den Häusern niemand mehr ist. Vielleicht finden wir noch Überlebende. Ihr beide sorgt für die Pferde. Da hinten ist der Brunnen. Ihr da sichert das Dorf gegen den Wald ab. Ich will keinen einzigen Wolf hier herumschleichen sehen.«

    Die Soldaten schwärmten aus. Morrit hielt Mattim an der Schulter fest. »Du bleibst bei mir, junger Mann.«
    »Ich bin nicht zum Herumstehen hier«, protestierte der Prinz. Er war noch nicht dazu gekommen, von dem Schatten zu berichten, den er getroffen hatte, aber nun entschied er, dass es wohl besser war, ihn gar nicht zu erwähnen. Wenn Morrit gewusst hätte, dass die Schatten ihn riefen, den Thronfolger persönlich, würde er ihn womöglich an Händen und Füßen gefesselt wegsperren.
    »Wir beide suchen uns ein Haus, in dem wir die Nacht verbringen können. Zieh nicht so ein Gesicht. Das ist eine wichtige Aufgabe. Auch wenn wir für die Leute hier nichts mehr tun können, müssen wir dafür sorgen, dass wir vollzählig zurückkehren.«
    »Warum reiten wir nicht gleich zurück?«
    Morrit schüttelte den Kopf. »Das willst du unseren Pferden allen Ernstes zumuten?«
    Er brauchte es nur zu sagen. Da war ein Schatten, der mich rief … Mattim war sich sicher, dass Morrit in dem Fall sofort alle Rücksichtnahme aufgegeben hätte und Hals über Kopf zurück nach Hause geprescht wäre. So als könnte der Prinz, von einem bösen Zauber gelockt, auf Nimmerwiedersehen im Wald verschwinden. Dabei hatte die Stimme gar nichts Zauberhaftes an sich gehabt. Sie war ihm sehr menschlich vorgekommen, eine angenehme Männerstimme, die nicht mehr Macht über ihn hatte als jeder andere seiner Vorgesetzten. Vielleicht, dachte Mattim mit einem kleinen Lächeln, schäumte der Schatten gerade vor Wut, weil er es nicht geschafft hatte, ihn zu sich zu befehlen.
    »Du lächelst so«, stellte Morrit fest. »Das ist das Richtige, wie? Sehe ich genauso.«
    Sie standen vor einem Haus, etwas größer als die anderen. Vielleicht hatte es dem Dorfvorsteher gehört; ein schmuckes Gebäude aus hellen Ziegeln, die Fensterbänke mit Blumen geschmückt.

    »Für uns dreißig wird es da drin zu eng«, fand Mattim, während sie die verlassene Stube inspizierten.
    »Dabei ist das hier schon das größte Haus. Ich verteile uns ungern auf mehrere Häuser. Dieses hat außerdem einen großen Stall.« Morrit blickte noch einmal die Straße hinunter. »Es war ein Fehler, überhaupt herzukommen.«
    Mattim war anderer Meinung. »Wir sind verpflichtet zu helfen, wenn uns jemand darum bittet«, sagte er. »Niemand konnte wissen, dass es um das Dorf so schlimm steht.« Leiser fügte er hinzu: »Das ist Magyria. Wir können es nicht aufgeben.«
    Morrit schnaubte nur. Unruhig wartete er an der Tür auf die anderen Wächter und atmete erst auf, als sie vollzählig waren. »Irgendwelche Überlebenden? Nein? Nun, das wundert mich nicht.« Er warf dem Prinzen einen wütenden Blick zu, als wäre Mattim daran schuld, dass sie überhaupt hergekommen waren.
    »Im Wald«, sagte Mirita leise. »Ich hatte das Gefühl, sie sind noch da.«
    »Die kleinen Wölfe?«
    »Keine Ahnung. Irgendetwas hat uns beobachtet.«
    »Wir müssen damit rechnen, dass sie uns angreifen, sobald es dunkel wird. Bringt die Pferde nach nebenan. Wir können auf kein einziges verzichten.« Er musste es nicht aussprechen: Ohne Pferde kommen wir hier nie wieder weg.
    Wieder lag Mattim der Vorschlag auf der Zunge, jetzt schon aufzubrechen, auch wenn das hieß, dass sie die Nacht im finsteren Wald verbringen mussten. Aber Morrit hatte das Kommando, und er wusste so gut wie der Prinz, dass in der Dunkelheit nicht nur die Wölfe kommen würden.
    Sie aßen an einem großen, schweren Holztisch, an dem sie nicht alle sitzend Platz fanden, und doch war es ein Fest der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Einige schwiegen, ein paar versuchten die düstere Stimmung
durch lockere Scherze aufzuheitern. Die meisten unterhielten sich leise über belanglose Dinge, als wäre es selbstverständlich, dass sie bald zurück in Akink sein würden, wo es wieder wichtig war, wer zu wessen Hochzeit eingeladen war und wen welcher Händler übers Ohr gehauen

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