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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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werden wir sowieso zu spät kommen, das wissen wir alle! Das Licht ist da, um für die Unschuldigen zu kämpfen, Vater. Wenn wir das nicht tun, was sind wir dann noch?«
    Farank zögerte nach wie vor.
    »Ich weiß, dass sie mich dabeihaben wollen. Sie brauchen mich. Ich bedauere, dass du nicht viel Auswahl hast, wen du außer mir schicken könntest.«
    Das war gemein, aber er konnte nicht anders. Der Jäger ist unterwegs , hatte die Frau gesagt. Es heißt, er hat die Jagd wieder eröffnet. Seine Meute verfolgt alles, was menschlich ist. Sie haben unser Dorf von allen Seiten umkreist, und wir hörten das Wolfsgeheul die ganze Nacht, unerträglich, bis wir uns die Ohren zugehalten haben. Zu dritt sind wir losgeritten,
ich bin die Einzige, die durchgekommen ist. Ihr müsst uns helfen. Meine Kinder sind im Dorf, meine Familie.
    Der Jäger ist unterwegs. Mattim fühlte einen Schauer seinen geschundenen Rücken hinunterlaufen. Er ist auf der Jagd …
    » Wir werden die Schatten ausrotten«, sagte er.
    »Schwerter können ihnen nichts anhaben. Willst du sie etwa fesseln, herbringen und in den Fluss werfen?« Der König verzog das Gesicht. »Gegen die Schatten kannst du nicht viel tun. Ihr müsst sie verbrennen. Oder ihr schließt sie ein, damit sie nicht in der Nacht zwischen den Bäumen verschwinden können und vom Tageslicht überrascht werden.«
    Mattim unterdrückte seinen Jubel darüber, dass sein Vater mittlerweile so redete, als würde er tatsächlich dabei sein. »Angeblich gibt es jetzt auch Schatten, die am helllichten Tag in Erscheinung treten.«
    »Das ist unmöglich. Die Schatten können nicht im Licht leben. Es wäre ein Widerspruch in sich.« König Farank suchte den Blick seines Sohnes und hielt ihn fest. »Mattim, versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst. Versprich mir, dass du zurückkommst.«
    Da war es wieder, das Band zwischen ihnen, wie ein Lichtstrahl zwischen zwei Spiegeln. Ich bleibe hier bei dir, wollte er sagen. Aber der Wald rief. Ihm blieb nur, zu nicken, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, wie viel es seinen Vater kostete, ihn gehen zu lassen.
    Sie hatten beide keine Wahl. Natürlich musste der Lichtprinz bei einer solchen Mission dabei sein, er war der beste Schutz für die Soldaten, die sich in den Wald wagten, vielleicht sogar der einzige.
    »Wir sind dann bald zurück«, sagte Mattim, leichthin, als gäbe es keinen Grund, ein solches Versprechen zu geben, und als gäbe es nichts, was ihn daran hindern könnte, es einzulösen.

    Sie hatten keine Wölfe gehört. Alles war so ruhig, dass es kalt nach ihren Herzen griff, und mit einem bangen Gefühl waren sie geritten, so schnell sie konnten. Der König hatte einen Trupp zusammengestellt, der aus Mitgliedern von Tag- und Nachtpatrouille bestand; Morrit führte sie an. Sie wollten gerade los, als Mirita zu ihnen stieß, völlig außer Atem. Sie hatte es nicht einmal geschafft, ihr Haar wie sonst in einem Zopf zu bändigen, und die goldene Pracht lag auf ihrem Kopf wie ein Schleier.
    »Du bist dabei?«, fragte Mattim und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Ich dachte, du bist immer noch krank? Was macht dein Bein?«
    »Ihr braucht die beste Bogenschützin von Akink bei diesem Einsatz«, gab sie zurück und nickte Morrit zu. »Die Königin teilt mich euch zu.«
    Der Anführer lächelte säuerlich, aber er stellte keine Fragen. Mirita lenkte ihr Pferd neben Goran, die andere blonde Wächterin, und bemühte sich sichtlich, nicht allzu triumphierend zu lächeln.
    Anfangs hatte Mattim es genossen. Den Wald um sie her, das glitzernde Licht zwischen den Zweigen, den süßen Geruch seines Pferdes, das Hufgetrappel, das Knarren und Quietschen der Ledersättel, das Klirren der Waffen.
    Doch irgendwann begann die Stille zu schmerzen. Sie warteten auf das Geheul der Wölfe, denn nach dem Bericht der Frau hatten sie damit gerechnet, dass sämtliche Wölfe aus Magyria sich um das Dorf versammelt hatten und in der Gegend herumschlichen. Aber alles blieb unnatürlich ruhig. Unwillkürlich hatten sie die Pferde angetrieben, ergriffen von schlimmsten Befürchtungen, und als sie nun am frühen Abend ihr Ziel erreichten, waren sie auf das Schlimmste gefasst.
    Das Dorf lag da wie ausgestorben.
    Die Straßen zwischen den kleinen Häusern waren leer. Keine Hunde, keine Hühner, keine Kinder. Sie ritten hindurch
und sahen sich um. Haustüren und Fenster standen weit auf, keine Menschenseele war mehr da.
    »Wir sind zu spät gekommen«, murmelte Morrit

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