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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Geschichte und dann gehst du wieder? Lass uns hier raus!«
    Er brüllte so laut, dass seine Stimme durch die unterirdischen Gänge hallte, tausendmal vervielfacht. »Das ist das Gute? Das ist das Licht? Das? Jenes Licht, das für die Unschuldigen kämpft? Wofür habe ich die Pforte verraten? Dafür? Damit wir hier sterben? Um zu sehen, dass ihr schlimmer seid als die Schatten? Verrat und Verrat und noch mal Verrat!« Seine Stimme wurde immer lauter. Hanna hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, um seine Qual nicht mit anhören zu müssen. »Weißt du nicht mehr, wer du bist? Verdammt, du bist meine Mutter! Nicht ich habe vergessen, wer ich bin. Nicht ich habe mich verloren. Ihr seid anders geworden, ihr, nicht ich! Wenn dies das Licht ist, dann will ich es nicht!«, gellte es durch das Kellergewölbe. »Ich war bereit, für Akink zu sterben, aber jetzt nicht mehr! Nicht für einen Haufen Lügner und Betrüger! Wenn dies das Licht ist, dann soll Akink finster werden, noch finsterer, und verdammt, verdammt, verdammt sollt ihr alle sein!«
    Er hatte sich heiser geschrien und verstummte.
    Hanna starrte in den leeren Becher wie auf etwas Fremdes, von dem sie nicht wusste, was sie damit anfangen sollte. Sie reichte ihn zurück. »Könnte ich bitte noch ein Glas Wasser haben?«
    Eine der Wächterinnen trat vor, streckte den Arm durch die Stäbe – und im selben Moment war Mattim am Gitter. Er packte die Hand der Frau, und noch bevor sie reagieren konnte, schlug er die Zähne hinein.
    Die übrigen Wächter schrien auf. Zwei Pfeile schwirrten durch die Luft, der eine prallte gegen die Eisenstäbe, der andere traf Mattim, aber er riss ihn heraus, ohne auf den Schmerz zu achten.
    Die gebissene Wächterin stand einen Moment lang zu Tode erschrocken da. Dann fiel sie einfach um – doch bevor sie auf den Boden aufschlug, sprang ein geschmeidiger grauer Wolf aus der Uniform und huschte den Gang hinunter.
    Mattim lachte wild auf.
    »Keine Gnade!«, schrie er. »Hörst du das, Mutter? So verabschiede ich mich von dir. Keine Gnade! Ich bin nicht euer Sohn. Ein Ungeheuer! Nichts als ein Ungeheuer!«
    »Mattim.« Hanna hielt ihn fest. Sie umschlang ihn mit aller Kraft und zog ihn in die hintere Ecke der Zelle zurück. »Hör auf! Mattim! Bitte, hör auf!«
    Er klammerte sich an sie und weinte in ihr walddunkles Haar.

NEUNZEHN
    Budapest, Ungarn
    Der Qualm war schwarz und dick wie eine Wand. Kunun zögerte einen Moment und brachte sich durch einen Schritt rückwärts wieder in Sicherheit.
    Der junge Mann an der Kasse sagte gerade: »Wir haben geschlossen.« Sein Mund blieb offen stehen. Entgeistert starrte er den Vampir an, der genauso geheimnisvoll aus dem Nichts auftauchte, wie er verschwunden war, und eine Wolke von Brandgeruch mitbrachte. Der blonde Junge blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    Kunun klopfte sich die Asche aus dem Anzug. Die Ruhe, die er ausstrahlte, wollte so gar nicht zur Situation passen.
    »Dann miete ich das Labyrinth für eine Privatführung. Das geht doch?«
    Der Ticketverkäufer stammelte verstört: »Ja, ja, sicher«, blickte sich hilfesuchend um und zuckte zusammen, als Atschorek und Peron die Treppe herunterhasteten.
    »Kunun!«, rief Atschorek. »Ist Mattim weg? – Dann müssen wir ihm nach! Wir müssen ihn zurückholen!«
    »Er ist in der Stadt«, sagte Kunun langsam. »Mattim ist in Akink. Deine Pforte funktioniert«, meinte er zu Peron gewandt. »Aber sie brennt.«
    »Mattim ist durchs Feuer gelaufen?« Atschorek riss entsetzt die Augen auf.
    »Es war unmöglich, ihn da rauszuholen.« Kunun blieb ernst und gefasst. »Mittlerweile hat er es vielleicht schon geschafft, auf sich aufmerksam zu machen und den Übergang zu verraten.«
    »Das ist genau das, was er von Anfang an tun wollte«, sagte Atschorek finster. »Also müssen wir sofort handeln, bevor er sein Wissen verkaufen kann. Wir rufen unsere Leute zusammen, besorgen für alle Schutzanzüge von der Feuerwehr und …«
    »Nicht so schnell«, befahl der Schattenprinz. »Wir wissen nicht, was uns da drüben erwartet. Ich werde ganz bestimmt nicht stundenlang durch Feindesland laufen und versuchen, meinen Bruder zu finden. Was ist da drüben passiert, Peron? Erzähl mir alles über das Feuer. Erzähl mir, wie ihr versucht habt, den Wolf zu fangen.«
    Der neue Schatten berichtete folgsam die Ereignisse.
    »Der Vorratskeller? Ich hatte eben nicht den Eindruck, dass ich mich in einem Keller befunden habe, so wie hier. Mindestens das Haus darüber

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