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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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bringen.«
    Mattim sprang auf. Er war so schnell am Gitter, dass die Wachen den König hastig zurückrissen.
    »Es war ein Handel!«, rief er. »Die Pforte gegen unser Leben. Lasst uns über die Brücke zurück. Ihr dürft uns nicht betrügen!«
    »Ich denke nicht, dass wir euch irgendetwas versprochen hätten«, sagte Farank verächtlich und schüttelte die Hände seiner Wächter ab. »Nie wird ein Schatten über meine Brücke gehen, nie, solange ich der Herr dieser Stadt bin.«
    »Ihr müsst uns gehen lassen!«, schrie Mattim. »Ihr müsst!«
    Der König wandte sich ab. Die Soldaten drohten mit ihren Waffen. Mattim umklammerte die Stäbe, obwohl sie ihre Lanzen und Pfeile auf ihn richteten.
    »Nein! Ich habe Akink gerettet! Lasst uns gehen! Lasst uns frei!«
    Farank kehrte ihm den Rücken zu.
    »Nicht sie!«, brüllte Mattim. »Dann lasst wenigstens Hanna frei! Sie ist unschuldig!«
    Nun drehte der König sich doch einmal um. »Sie ist ein Schatten, genau wie du. Ich habe doch gerade eben gesehen, wie du sie gebissen hast.«
    »Nein! Nein! Sie ist ein Mensch! Sie ist unschuldig!«
    Farank schüttelte den Kopf. »Diese rührende Geschichte – ein Kind zu retten? Da wusste ich noch nicht, dass sie auf eine ganz andere Art zu euch gehört. Was sollte sie werden – deine Prinzessin auf Eliras Thron? Zum Dank dafür, dass sie eure hinterlistigen Pläne ausführt? Deine Schattenprinzessin, die Gefährtin des dunklen Prinzen? Sie wird dein Schicksal teilen. Und falls … falls du irgendwelche menschlichen Regungen in dir bewahrt hast, wirst du froh sein, dass es endlich ein Ende hat.«
    »Nein!« Mattims Schreie hallten durch das unterirdische Gewölbe. »Das dürft ihr nicht tun! Nicht sie! Nicht sie! Das soll das Licht sein? Ihr seid die Guten? Ich hasse dich! Ich hasse dich, Vater! Verflucht sollst du sein! Fluch über Akink! Ihr sollt alle verdammt sein!«
    Ein Klirren. »Mattim?« Hanna stand hinter ihm, legte ihm ihre Hand vorsichtig auf seinen Rücken. »Vielleicht solltest du es ihm doch sagen. Wo sich die Pforte befindet.«
    Er drehte sich zu ihr um. Wie viel hatte sie vergessen? Wusste sie noch, was er ihr versprochen hatte – dass alles gut werden würde?
    »Ich habe es ihnen bereits gesagt.«
    »Aber dann …« Sie verstand es nicht. Noch nicht.
    »Sie werden uns morgen hinrichten«, hörte er sich aussprechen. Er wunderte sich, wie ruhig er dabei klang, wie unglaublich gefasst, als hätte er schon immer gewusst, dass er auf diese Weise sterben würde. So, wie Morrit gestorben war. Er biss die Zähne zusammen, versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Dann hielt er Hanna fest und spürte ihr Zittern. Diesmal war es nicht die Kälte.
    »Wir werden wirklich sterben?«, fragte sie leise. Ihre Beine gaben unter ihr nach, aber er hielt sie fest, sodass sie nicht fiel.
    »Ja«, sagte er. »Morgen. Morgen werden wir sterben.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Dann streckte sie ihre Hand aus und berührte sein Gesicht.
    »Wie seltsam«, sagte sie leise. »Es ist wie ein Traum. Immer wenn du mich gebissen hast, fühle ich mich, als würde ich träumen. Ich hätte nie gedacht, dass ich auf diese Weise sterben könnte. In einem Traum von Wölfen und Vampiren und einer leuchtenden Stadt. Ich dachte, es würde ein Autounfall sein. Oder vielleicht Krebs. Oder dass ich irgendwann, wenn ich uralt bin, neunzig oder hundert, einfach in meinem Bett einschlafe. Oder bin ich das etwa schon? Uralt? Ich liege in meinem Bett zu Hause und träume diesen Traum … von dir … und dann sterbe ich … und meine Familie sitzt an meinem Bett und flüstert, während ich friedlich einschlafe.«
    »Ja.« Er sagte ihr nicht, dass es nicht friedlich sein würde. Er erzählte ihr nichts von den Flammen. Von den Pfeilen und Schwertern, den Äxten und Knüppeln. Sie würde schneller sterben als er. Wieder sah er den Galgen vor sich. Eines würde er wenigstens noch für sie tun können.
    »Ich werde dich beißen«, sagte er leise. »Dann wirst du nichts spüren. Du wirst einschlafen und nicht mitbekommen, was geschieht.«
    »Beiß mich jetzt«, bat sie. »Beiß mich, damit ich nicht eine solche Angst habe.«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie auf den Mund, auf ihre weichen, kühlen Lippen.
    »Du hättest mich vergessen sollen«, murmelte er. »Nichts von alldem wäre passiert, wenn du mich einfach vergessen hättest.«
    »Aber ich kann dich nicht vergessen«, sagte sie. »Ich werde dich niemals vergessen, Mattim. Was auch

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