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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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weiß, wie lange du darauf gewartet hast. Aber wir sollten mit allen gehen, gleichzeitig. Ein Schatten allein … du weißt, was sie dir antun können!«
    »Ich weiß«, sagte Kunun. »Gerade deshalb muss ich mich beeilen. Die Nacht schreitet voran. Wenn ich warte, bis alle hier sind, ist Mattim verloren.«
    Atschorek zögerte. »Und wenn schon? Ob er die Pforte verrät oder nicht, ist irrelevant, da wir Wilder haben. Es sieht dir nicht ähnlich, dich für jemanden zu opfern, der uns bei jeder Gelegenheit in den Rücken fällt.«
    » Kleiner Bruder bringt den Sieg «, zitierte er die Prophezeiung.
    »Ach, Kunun, nicht das schon wieder!«
    » Szigethy-Blut für die Stadt … Atschorek, diese beiden sind der Schlüssel. Mattim und Réka. Ich hole ihn da raus. Und er wird Akink für uns erobern. Er ist derjenige, der es kann.«
    »Selbst wenn er es könnte …«
    Sein dunkler Blick ließ sie verstummen.
    »Ich werde tun, was ich für richtig halte«, sagte Kunun. »Wage es nicht, mich aufzuhalten.«
    »Dann lass mich mit dir gehen! Zu zweit mischen wir die Stadt tüchtig auf.« Sie lächelte erwartungsvoll.
    »Wer soll den Kampf anführen, wenn wir alle in Akink steckenbleiben?«
    »Das wird nicht passieren! Wir sind Schatten. Wir werden auftauchen und verschwinden und ihnen die Hölle heißmachen. Sie werden erzittern vor dem Schrecken, den wir über sie bringen.«
    »Nicht, wenn wir ein Ziel haben«, sagte er. »Hanna wird im Verlies sein, und wenn sie Mattim erwischt haben, wovon ich ausgehe, ist er auch dort. Wir müssen in die Höhle des Löwen. Sobald sie merken, dass noch mehr Schatten in der Stadt sind, werden sie es womöglich sehr schnell beenden.«
    »Man kann einen Schatten nicht ins Verlies sperren!«
    »Oh doch«, widersprach er. »Glaub mir, Atschorek, man kann. Einen Schatten, der unerfahren ist und allzu schnell vergisst, wozu er fähig ist, allemal.«
    »Dann lass mich gehen.«
    Kunun betrachtete ihr schönes weißes Gesicht. »Nein, meine Liebe. Du würdest vielleicht gerade mal die Burg finden … aber warst du jemals in den Kellergewölben unter Akink? Oder im Verlies? Die Stadt ist ein riesiges Labyrinth, wenn man sich nicht auskennt.«
    »Geh nicht allein, Kunun. Am Ende verlieren wir dich auch noch. Gib Mattim auf, er ist es nicht wert. Du bist unser König.«
    »Vergesst nicht, Wilder einzufangen«, sagte er.
    Tibor gab ein leises Stöhnen von sich, als der hochgewachsene Vampir direkt vor ihm verschwand.
    Kunun fiel nach vorne, von einer Finsternis in die andere. Um ihn her krachte und klirrte es, als ob etwas über den Boden rollte. Er konnte nicht das Geringste sehen, aber dem Klang nach zu urteilen war dies kein riesiges Gewölbe, sondern ein kleiner Raum irgendwo unter der Erde.
    Vorsichtig stützte er sich mit den Händen auf. Raues Holz bohrte sich in seine Haut, Splitter gruben sich unter seine Fingernägel.
    Er horchte. Sog die feuchte Luft durch die Nase ein. Der Duft von Zwiebeln, Äpfeln, Rüben. Kellergeruch. Ein Keller, der zu irgendeinem der vielen Häuser gehörte, die sich um die Burg scharten.
    Der Schattenprinz lächelte in die Dunkelheit, während er sich aus den umgestürzten Kisten befreite. Der Lärm hatte zum Glück niemanden herbeigelockt, alles blieb ruhig. Er tastete nach einer Leiter oder einer Treppe, und da war sie – eine schmale, steinerne Stiege, die ihn bis unter eine Falltür führte. Als er mit dem Kopf anschlug, rieselte Staub in sein Haar. Mit beiden Händen stemmte er sich dagegen, stieß jedoch auf Widerstand. Sofort hüllte ihn eine noch größere Staubwolke ein.
    Kunun unterdrückte den Hustenreiz und stieg wieder nach unten. Er konnte nicht die Hand vor Augen sehen, das machte es nicht einfacher, etwas zu finden, womit er die Tür aufbrechen konnte. Er tastete sich durch das Gerümpel, bekam die schmalen Latten einer Holzkiste zu fassen und brach eine ab. Oben versuchte er sie in den schmalen Spalt zwischen Wand und Falltür zu drücken. Wieder bohrten sich Splitter in seine Hände. Wütend hämmerte er mit der Latte gegen das Hindernis, zwang sich jedoch sofort wieder zur Ruhe. In einem Haus, in dessen Keller es polterte, würde man schwerlich einfach die Falltür öffnen, um ein Ungeheuer herauszulassen. Die Familie oder die Dienstboten würden unverzüglich die Wache rufen.
    Die Vorstellung, wie sie ihm siedendes Öl über den Kopf gossen, ließ ihn innehalten. Er stieg wieder hinunter und tastete sich zur Wand. Das Dunkel hier unten war nicht

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