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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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sie hinzu: »Hör endlich auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Du kannst mir ruhig reinen Wein einschenken. Kunun ist ein Vampir. Gut, das weiß ich schon. Aber wo genau steckt er jetzt?«
    Seitdem die Hoffnung zurückgekehrt war, fürchtete Hanna nicht mehr, das Mädchen könnte sich etwas antun. Vielleicht gelang es ihr tatsächlich, mit mehr Informationen ihren Geist zu beschäftigen, sie abzulenken von ihrem Kummer. Sie dazu zu bringen, dass sie einsah, warum Mattim nicht anders handeln konnte.
    Während sie sprachen, drang von unten Klaviermusik herauf. Nebenan hörten sie Attilas lautes Lachen; er hatte einen Freund von der Schule mitgebracht. Es war wie eine andere Welt hinter Rékas Zimmertür, eine Welt, in der man nichts von Vampiren wusste und von Schatten, die durch Mauern huschten, von der Sehnsucht nach Blut und Leben und von einer Stadt an einem Fluss, in dem das Licht wohnte. Wölfe streiften durch die Wälder, und durch die Verliese marschierten die Wachen, Fackeln in den Händen.
    Draußen versickerte der Nachmittag und verwandelte sich in einen glühenden Abend. Wolken zogen über den Himmel und brachten die Nacht mit. Einmal klopfte Mónika und fragte, ob sie nicht etwas essen wollten, aber Réka winkte ungeduldig ab.
    Sie waren gefangen in dieser Geschichte, die ihnen fast wie ein Traum vorkam, obwohl sie beide am eigenen Leib erfahren hatten, wie wahr und wirklich Magyria war. So gefangen, dass sie beide zusammenzuckten, als unten jemand schrie.
    »Was war das?« Réka fuhr hoch.
    Noch vor Hanna stürmte sie die Treppe hinunter. Selbst Attila tauchte wieder im Flur auf, im Schlafanzug und barfuß.
    »Mama?«
    Seine Mutter war bleich. Ihre Augen wirkten riesig und dunkel in dem von Panik verzerrten Gesicht. Sie schnappte nach Luft wie ein großer Fisch.
    »Was ist denn?«, rief Réka alarmiert.
    Hanna dachte erschrocken: Sie hat Mattim gesehen. Er ist durch die Wand, und sie hat ihn gesehen!
    »Nichts«, stammelte Mónika. »Gar nichts. Geh wieder ins Bett, Attila. Na los.«
    »Was denn?« Réka ließ nicht locker. Hanna brachte den Jungen wieder in sein Zimmer, und als sie zurückkam, war das Mädchen immer noch dabei, nachzubohren. »Was ist passiert?«
    Mónika zitterte. »Nichts. Ich hab mich getäuscht. Es kann gar nicht sein. Wie sollte es auch? Das war die Aufregung. Ich muss …« Sie wankte ins Wohnzimmer, zum Schrank, zu ihrer Flasche.
    »Mama! Was?«
    Mónika nahm einen großen Schluck, obwohl ihre Tochter sie beobachtete. Ihre Hände zitterten immer noch.
    »Was hast du gesehen? Was glaubst du, war da? Ein Mann?«
    »Ein Wolf«, sagte ihre Mutter schließlich. »Direkt vor unserer Haustür. Ich habe sie aufgemacht, ich dachte, ich hätte etwas gehört. Und da stand er. Ein riesiger roter Wolf.«
    »Rot?«, fragten Réka und Hanna gleichzeitig.
    »Ich bin verrückt, oder?« Mónika stürzte das Glas mit Schwung hinunter.
    »Nein«, sagte Hanna. »Ein paar andere Leute haben heute auch schon einen rötlichen Wolf gesehen.«
    »Zu freundlich.« Ihre Gastmutter ließ sich aufs Sofa sinken und begann hemmungslos zu schluchzen.
    Hanna zog Réka aus dem Zimmer.
    »Wie kann Wilder hier sein?«, fragte das Mädchen. »Was macht er bei uns, vor unserem Haus?«
    »Er kennt uns beide«, erinnerte Hanna. Als sie die Tür öffnete, erwartete sie fast, ihn dort immer noch stehen zu sehen, ihren vierbeinigen Gefährten der erzwungenen Bootsfahrt. Sie spähte in den Garten und rief nach ihm, aber alles blieb ruhig.
    Hinter dem Haus war es dunkel. Schatten unter Büschen und Bäumen.
    »Er ist noch immer da draußen«, vermutete Réka.
    »Warum sollte er? Er ist wild. Er weiß nicht mehr, wer er ist. Warum sollte er sich ausgerechnet in eurem Garten verstecken?«
    »Weil wir hier wohnen. Er kennt mich, er hat mich aus dem Fluss gezogen. Und dich kennt er auch. Er ist nicht so wild, wie du denkst. Still!« Réka hob die Hand.
    Alles war ruhig. Irgendwo Rufe, zuschlagende Autotüren, Musikfetzen.
    »Wir müssen Mattim Bescheid sagen«, flüsterte Hanna. »Er hat den Schocker bei sich.«
    Réka machte einen Schritt nach vorne, auf die Tannen zu, auf den nachtschwarzen Schatten. Dort, im hintersten Winkel, glommen die grünlichen Augen des Tieres auf, das Licht der Fenster hinter ihnen spiegelte sich darin.
    »Nein!«, rief Hanna, die erst in diesem Moment begriff, was Réka vorhatte. »Nein! Nicht! Réka, nicht!«
    Sie konnte Wilder immer noch nicht erkennen, nur das Glitzern seiner Augen, aber

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