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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Hannas Blick.
    »Absicht?«, ergänzte sie und nickte. »Ja, sie wollte es so. Ich habe leider zu spät gemerkt, was sie vorhatte.«
    »Siehst du«, sagte Mattim. »Sie wollte mit dem Wolf mitgehen. In sein geheimnisvolles Land. Sie glaubt, sie kann den Prinzen retten, der in der Märchenstadt gefangen gehalten wird. Und dann kommt sie zurück.«
    »So klein bin ich jetzt auch wieder nicht«, wandte Attila ein. Er wirkte nicht getröstet, eher beleidigt. »Ich gehe schon zur Schule!«
    »Und dann kommt sie zurück«, flüsterte Mattim.
    »Wie denn?«, fragte Hanna. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Wie? Wie soll sie zurückkommen?«
    Ihr Gastvater schaute fassungslos von einem zum anderen, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon. Hinter ihm knallte die Tür ins Schloss. Sobald er fort war, kam Mónika ins Wohnzimmer. Sie ging so leise, als würde sie schweben, eine zierliche Fee mit einem unsäglich traurigen Mund.
    »In einer Märchenwelt«, flüsterte sie, fast klang es, als würde sie auch daran glauben. Sie umarmte ihren Sohn und begann hemmungslos zu weinen. Attila sträubte sich nicht, als sie ihn wieder wegführte. »Ich bin nicht doof!«, rief er noch einmal laut. »Ich hab’s gesehen!«
    Dann waren Mattim und Hanna allein.
    »Er hat sie gebissen«, murmelte sie, untröstlich. »Sie ist ein Schatten.«
    »Das ist nicht einmal das Schlimmste«, sagte Mattim. »Sie ist ein Schatten in Akink.«
    Ferenc kam in dieser Nacht nicht wieder. Mónika schlief in Attilas Bett, an ihren Sohn gekuschelt; später fand Hanna sie dort, als sie hochschlich, um nachzusehen. Sie und Mattim hatten das Haus für sich.
    Der Prinz hatte die Angewohnheit, beim Sprechen und Überlegen auf und ab zu gehen. Rastlos. Erst wenn alles geklärt war, konnte er sich setzen und sich entspannen. Doch wie sollte diese Situation jemals geklärt werden? Hanna hatte die Hände gefaltet wie zum Gebet und starrte auf ihre Finger.
    »Sie hatte so viele Fragen. Ich dachte, sie würde einsehen, warum du nichts für Kunun tun kannst. Warum es so gefährlich ist, auf die andere Seite zu gehen. Stattdessen hat sie nur nach einem Weg gesucht, zu ihm zu gelangen.«
    »Du konntest nicht wissen, dass Wilder hier auftauchen würde. Obwohl mir immer noch ein Rätsel ist, wie er das geschafft hat und warum.« Mattim ging über den Teppich bis zu den Fliesen. Ungeduldig ordnete er mit der Schuhspitze die Teppichfransen.
    »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    Er fuhr herum. »Tun? Beim Licht, Hanna, wir können gar nichts tun!«
    »Du hast mich aus dem Verlies geholt.«
    Er lachte auf. »Das war nicht ich. Das war Kunun. Wir hatten nur eine Chance gegen die Wachen, weil wir zu zweit waren. Weil er sie überrumpelt hat. Weil er der Beste ist – ich habe nie jemanden gesehen, der so schnell kämpft und beißt wie er.«
    »Aber Atschorek glaubt, du könntest ihn retten.«
    »Weil sie keine Ahnung hat!«, rief er aus. »Was weiß sie schon von Akink? Von der Burg und den Wachen?«
    »Eben«, bestätigte Hanna. »Du dagegen kennst dich aus. Du weißt, wo welche Posten stehen, wo die Patrouille sein wird. Du weißt, wo du den Schatten findest, den du brauchst, um durch die Mauer zu gehen. Wenn du unerkannt bleibst, kannst du jeden aus der Burg herausholen.«
    Vielleicht hatte sie sogar recht. Wenn er nicht zu Mirita gegangen wäre, wenn seine ehemalige Kameradin ihn nicht verraten hätte … möglicherweise hätte er es geschafft, auch ohne Kununs Hilfe.
    »Doch jetzt«, sagte er, »jetzt wissen sie in Akink, dass jederzeit überall Schatten auftauchen können. Wenn sie Kunun als Geisel genommen haben, sitzt er bestimmt nicht in irgendeinem Verlies. Wäre das so, dann wäre er längst wieder hier. Sie werden ihn bewachen wie ihren Augapfel. Und Réka …«
    Er hätte ihr gerne versichert, dass seine Eltern niemals ein so junges Mädchen töten lassen würden, aber er wusste es besser. Und Hanna letztlich auch. Sie war im Verlies gewesen und hatte jedes Wort gehört, aber sie schien sich nicht mehr daran zu erinnern.
    »Du weißt es nicht, oder? Wie es war, dort unten? Sie waren nicht bereit, mir zu verzeihen. Oder mich auch nur anzuhören. Sie werden Réka nicht zuhören. Es wird nichts zählen, dass sie so jung ist und dass sie aus dieser Welt kommt. Gar nichts.«
    »Mattim, dann müssen wir ihr nach und sie zurückholen! Wir müssen sie aufhalten, bevor sie den Soldaten in die Hände fällt!«
    Er konnte sie so gut verstehen, trotzdem widersprach er

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