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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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sie hörte ein Rascheln, ein leises Knurren.
    Hinter ihnen öffnete sich ein Fenster. »Réka? Hanna?«
    Das Mädchen machte noch einen Schritt.
    »Réka!«, schrie Hanna.
    Der Wolf tauchte aus dem Schatten auf, riesig und dunkel.
    Réka hielt schützend einen Arm vor sich, als er auf sie zusprang. Im nächsten Moment hallte ihr Schrei durch den Garten, kurz und voller Schmerz und Schrecken. Hanna stürzte vorwärts und packte dem Wolf ins Fell, in den langen, dichten Pelz; sie versuchte, ihn von seinem Opfer wegzureißen. »Wilder! Lass sie, Wilder! Du bringst sie um!«
    Noch lange danach würde Hanna das Mädchen so vor sich sehen: die dunklen, vor Schmerz, Angst und Triumph weit aufgerissenen Augen. Dann warf Réka sich zur Seite und verschwand zusammen mit dem Wolf.
    Mattim hatte Wilder überall gesucht. Den ganzen Tag war er durch die Straßen gewandert und hatte Ausschau gehalten. Hatte Passanten nach einem fuchsfarbenen Hund gefragt, doch niemand konnte ihm weiterhelfen. Mehrmals hatte der Prinz das Burgviertel durchkämmt. Er hatte versucht, sich in einen Wolf hineinzuversetzen, so zu denken, wie Wilder dachte. Die Panik, die Verwirrung … und dann die vielen Menschen auf den Straßen. Die stinkenden Autos, der Lärm. Würde er sich nicht lieber verkriechen, als durch die Gegend zu hetzen? Mattim überprüfte alle möglichen Verstecke, alle dunklen Ecken – nichts. Dann fiel ihm ein, dass ein Tier vielleicht versuchen würde, zum Fluss zu entkommen, und eilte hinunter ans Wasser. Die Donau floss träge vorbei. Und verriet nichts. So, wie das Verhalten der Ausflügler und Touristen keinerlei Aufschlüsse darüber gab, ob etwas Ungewöhnliches vorgefallen war. Wenn jemand gesehen hatte, wie ein großer rötlicher Hund ins Wasser gesprungen war, würde er schließlich nicht mit hoch erhobenen Händen schreiend am Ufer entlangrennen.
    Mattim seufzte frustriert.
    Erst als die Dämmerung ihren Vorhang über den Himmel schob, entschloss er sich dazu, eine Pause einzulegen. Vielleicht konnte Hanna ihn aufmuntern. Jedenfalls wollte er nicht zu Atschoreks Haus zurückkehren und dort eventuell seiner Schwester begegnen.
    Doch leider erwartete ihn kein Trost, als er die Villa der Szigethys erreichte. Das Tor stand offen; schon daran war zu erkennen, dass etwas nicht stimmte.
    Überall war Licht, Attila plärrte so laut, dass es auf der Straße zu hören war, und sogar Ferenc schrie herum. Mattim wartete nicht lange, sondern schritt durch eine schattige Nische und sah sich der Familie gegenüber. Hanna saß bleich und verstört auf dem Sofa, während Ferenc aufgeregt auf und ab ging. Das Kindergeschrei kam von oben, wo Mónika vergebens versuchte, ihren Sohn zu beruhigen.
    »Noch einmal!« Ferenc brüllte fast. »Wo ist sie hin? Sag mir nicht, dass du es nicht weißt! Keine weiteren Lügen mehr, verdammt noch mal!«
    »Wenn Sie Hanna noch einmal anschreien«, sagte Mattim, »werde ich mit ihr durch diese Tür gehen und niemals wiederkommen.«
    Der Hausherr fuhr herum. »Wie kommt der denn hier rein! Was ist hier eigentlich los? Wo, verdammt noch mal, ist Réka? Hast du die etwa auch entführt? Du wirst mir jetzt Rede und Antwort stehen, Bürschchen, oder ich …«
    »Mattim!« Attila hatte die Gelegenheit genutzt, um nach unten zu huschen. Er klammerte sich an den Prinzen und drückte sein tränennasses Gesicht in dessen Hemd. »Der Wolf hat sie gefressen. Ich hab’s gesehen!«
    »Was hast du gesehen?«, fragte Mattim freundlich und bückte sich zu dem Kind. »Sag es mir, vielleicht kann ich euch helfen.«
    »Der Wolf war im Garten«, verkündete Attila und warf seinem Vater einen trotzigen Blick zu. Offenbar war ihm noch vor kurzem verboten worden, solchen Unsinn zu verbreiten. »Er hat sie gefressen. Dann waren sie auf einmal beide weg. Husch!«
    »So kommen wir nicht weiter«, meinte Ferenc ungeduldig. »Kann mir endlich mal jemand die Wahrheit sagen?«
    Mattim fühlte, wie das Entsetzen von seinem Körper Besitz ergriff. Sein Herz wollte schlagen und konnte noch nicht einmal zucken. Das Blut wollte durch seine Adern rasen und die Erkenntnis in jeden Winkel tragen: verloren. Verloren!
    Aber das Wichtigste war, das Kind zu beruhigen.
    »Könnten Sie kurz aufhören zu schreien, Herr Szigethy?«, bat er höflich, dann wandte er sich dem Jungen zu. »Er hat sie nicht gefressen, Attila. Sie ist nicht … nicht richtig tot.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, was du gesehen hast. Er hat sie gebissen. War es …?« Er suchte

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