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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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über die große Dunkelheit, die er um sich fühlte, eine Dunkelheit wie ein Umhang, wie ein langer schwarzer Mantel um seine Schultern.

SIEBENUNDZWANZIG
    Am Fluss Donua vor Akink, Magyria
    Mattim beugte sich zu den kleinen Wölfen hinunter. »Schwimmt«, sagte er. »Der Nebel liegt über dem Fluss und wird euch schützen. Wenn die Wächter ein paar von euch zu sehen bekommen, ist es in Ordnung, aber lasst bloß nicht zu, dass sie euch erwischen. Falls sie euch verfolgen, sorgt euch nur um euer eigenes Leben. Heute Nacht wird jeder in Akink sich die Ohren zuhalten, so laut werdet ihr heulen.«
    Einer nach dem anderen glitten sie ins kalte schwarze Wasser. Mattim sah ihnen zu, bis sie in der Düsternis verschwanden. Dann wandte er sich um und kehrte zu den Gefangenen zurück.
    »Du kannst mich zu nichts zwingen.« Wikor beharrte immer noch auf seiner Treue zum Licht. Auch sein Bruder hatte da nicht viel ausrichten können.
    »Na gut«, sagte Mattim. »Werft ihn in den Fluss.«
    Solta hob überrascht den Kopf. »Ist das dein Ernst?«
    »Mein völliger Ernst. Wir können niemanden brauchen, der nicht mit uns ist. Für diese Mission ist Loyalität erforderlich, die über jeden Zweifel erhaben ist. Wir gewinnen die Brücke nur, wenn ihr alle wisst, worum es geht. Wenn jeder von euch weiß, wer er ist: ein Schatten. Wenn irgendjemand glaubt, er stünde immer noch in König Faranks Sold, ist er unser aller Feind. Wir wollen Akink. Du machst unser Ziel zunichte? Dann weg mit ihm.«
    Er ignorierte den scharfen, gleißenden Schmerz, der ihn vom Kopf bis zur Fußsohle durchfuhr, als wollte ihm jemand bei lebendigem Leib die Haut abziehen.
    »Nein!«, rief Wikor, als ihn von beiden Seiten andere Schatten packten. »Lasst mich in Ruhe, verdammt noch mal!«
    Mattim trat vor ihn hin. »Jederzeit«, meinte er. »Nach dieser Schlacht kannst du gehen, wohin du willst, und tun, was dir beliebt. Aber heute gehorcht ihr mir – oder ihr sterbt. Endgültig. Schafft ihn weg.«
    Es war fast wie in alten Zeiten, als er zu den Flusshütern gehört hatte. Nur dass damals Morrit und später Solta das Kommando führte. Heute erteilte er die Befehle.
    »Nein, bitte, Prinz Mattim!« Der Bruder des Verurteilten begann zu betteln, als die beiden kräftigsten Schatten den Krieger in die Mitte nahmen. »Bitte, Gnade!«
    Mattim hob die Hand. »Wirst du für uns kämpfen oder nicht, Wikor?«
    Der große Soldat begegnete seinem Blick voller Wut, das Kinn herausfordernd vorgestreckt. Angst war in seinem Gesicht keine zu lesen. »Na gut. Ich werde für euch kämpfen«, stieß er endlich hervor.
    Der Prinz schaute ihn an, lange, so lange, bis der Hüne den Kopf senkte.
    »Ich kämpfe für dich, Prinz Mattim.«
    So leicht ist es, besiegt zu werden und sich dem Dunkel zu ergeben. So entsetzlich leicht.
    Der Schmerz webt eine Rüstung aus glühenden Fäden und hüllt mich ein in seinen Glanz …
    » Dann erkläre ich euch jetzt, wie wir vorgehen. Ich schicke euch zurück. Heute Morgen seid ihr über die Brücke in den Wald gelangt, und gleich kehrt ihr wieder heim. So wie jeden Tag. So wie immer.«
    »Aber …« Soltas Augen wurden groß. »Die gesamte Patrouille?«
    »Einschließlich der Flusshüter hier.«
    »Wir sind Schatten! Ich dachte, du führst uns in den Kampf!«
    »Niemand wird euch kontrollieren, wenn ihr vollzählig einmarschiert. Und Akink wird unser sein.«
    Er sah in ihren Gesichtern, dass sie begriffen.
    »Es ist zu früh«, wandte einer ein. »Wenn wir jetzt schon zurückkommen, werden sie merken, dass etwas nicht stimmt.«
    »Sie werden euch rufen«, versprach er. »Wenn die Hörner erklingen, geht ihr über die Brücke, als würdet ihr von einem normalen Patrouillengang heimkommen. Ihr greift erst an, wenn der Letzte in der Reihe die Brücke betreten hat. Ich gebe euch das Zeichen, wenn es so weit ist: Der Wolf wird heulen.«
    Er machte eine Pause und musterte sie. Mittlerweile hatten alle ihre Bewusstlosigkeit, die Schmerzen und den Schrecken überstanden. Sie wirkten nicht im Entferntesten so verloren, wie er sich damals gefühlt hatte. Dies war ein Trupp, eine eingeschworene Gemeinschaft, die bereit gewesen war, füreinander zu kämpfen und zu sterben. Nun würden sie das noch ein letztes Mal unter Beweis stellen müssen. Akink gab es nur für alle zusammen oder für niemanden.
    »Ihr müsst schnell sein, wenn ihr angreift«, sagte er. »Habt keine Scheu. Das erste Mal jemanden zu beißen ist sehr merkwürdig. Es fühlt sich an, als

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