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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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wiederholte Mattim. »Es wird nur gelingen, wenn jeder sich an meine Anweisungen hält. Ausnahmslos. Auch du. Wir werden uns mehr als einmal uneinig sein, das kann ich dir jetzt schon sagen. Und ich dulde nicht, dass du alles verdirbst. Entweder führe ich die Schatten in die Schlacht oder du. Zwei Befehlshaber kann es nicht geben.«
    »Er hat recht.« Einige Vampire nickten zustimmend. »Wir können nur einem folgen.«
    »Und ihr habt euch bereits für einen entschieden«, murmelte sie mit einem säuerlichen Lächeln. »Für einen, der euch in die Flammen führen wird. Der zuschauen wird, wie ihr in euer Verderben rennt. Für einen, der keine Loyalität kennt und keine Treue – nichts außer der hündischen Ergebenheit an König Farank, einen Mann, der uns alle verbrennen will.«
    »Ich könnte mir mein Schwert holen«, sagte Mattim, »und dir zeigen, was passiert, wenn ich dich nicht schone. Aber dafür haben wir keine Zeit. Ich werde meine Energie nicht verschwenden, um gegen dich zu kämpfen. Entweder du schwörst, oder ich gehe. Auf der Stelle.«
    Atschorek hätte ihn nur zu gerne weggehen lassen, das war deutlich genug. Doch die übrigen Schatten machten keinerlei Anstalten, auf ihre Seite zurückzukehren. »Sei gewarnt, Mattim. Ich behalte dich im Auge.«
    »Das ist kein Schwur.«
    »Na schön.« Atschorek seufzte überdeutlich und deutete ein leichtes Kopfsenken an. »Für immer und ewig die deine, Brüderchen.«
    Mattim ärgerte sich, aber das musste ihm genügen.
    »Wir brauchen sämtliche Schatten«, sagte er. »Trommelt sie zusammen. Ihr geht ins Labyrinth und nehmt an den Pforten Aufstellung. Wechselt noch nicht rüber. Wir müssen von beiden Seiten kommen.«
    »Was soll das heißen, geht nicht rüber? Du kommst nicht mit?«, wollte Atschorek wissen, in einem Tonfall, der besagte: Da habt ihr’s. Eine Falle.
    »Ich gehe über die Brücke. Sagte ich das nicht bereits?«
    »Allein? Du allein gegen den Rest der Welt? Dass ich nicht lache!«
    Niemand lachte mit ihr. Der finstere Ernst in Mattims Gesicht ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich die Sache genau überlegt hatte. Er wirkte viel älter als siebzehn. Ein Krieger. Ein Feldherr. Ein Prinz, das Schwert in der erhobenen Hand.
    Atschorek öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu.
    »Gebt eure Anwesenheit nicht zu erkennen«, schärfte er den Schatten ein, »bis ich euch das Zeichen gebe.«
    »Was für ein Zeichen soll das sein?«
    »Hanna wird euch anrufen.« Er suchte ihren Blick. »Hast du dein Handy dabei? Hat irgendjemand jemals getestet, ob es von einer Welt in die andere funktioniert?«
    »Das haben wir längst ausprobiert«, gab Atschorek unwillig zu. »Der Klingelton kommt durch, wenn auch ganz schwach. Das war’s auch schon. Es gibt keine Verbindung.«
    »Das macht nichts«, sagte er. »Ein Klingeln reicht. Wenn ihr es hört, wisst ihr, was ihr zu tun habt.« Er erteilte seine Befehle, ohne sie zu begründen.
    »Und du? Was machst du?«, rief Atschorek. »Sag mir, was du vorhast! Dann werde ich mich an deine Anweisungen halten!«
    »Ich rufe mir die Wölfe zu Hilfe«, sagte er. »Reicht dir das?«
    »Du willst mit Wölfen die Brücke erobern? Das gelingt dir nie im Leben!« Atschorek zögerte. »Ist es eigentlich wirklich so gewesen, wie du erzählt hast? Ist Kunun im letzten Augenblick in die Hände des Feindes gefallen, oder hast du ihn verraten, damit du und Hanna entkommen konntet? Hast du ihnen Kunun ausgeliefert und willst jetzt die Schatten in die Stadt schicken, den Wachen in die Arme, und dir so die Rückkehr erkaufen?«
    Mattim lächelte, wie er noch nie gelächelt hatte, fremd und dunkel. »Das Licht wird nie freiwillig zulassen, dass ich zurückkehre«, sagte er.
    Sobald sie allein waren, draußen auf den Stufen vor Atschoreks Haustür, brach er zusammen. Er krümmte sich wie unter einem Anfall und presste die Hände auf den Bauch.
    »Mattim!« Hanna kniete sich neben ihn, umfasste mit beiden Händen seine Schultern und hielt ihn fest, während es ihn schüttelte. »Mattim, was ist?«
    Er keuchte. »Ich weiß es nicht. Fühlt es sich so an, wenn der letzte Rest Licht in einem stirbt? Vielleicht bin ich nie wirklich ein Schatten gewesen, nie so wie die anderen, mit Haut und Haar. Und jetzt … Es ist, als würde der Wolf mich zum zweiten Mal beißen, dort, in die Wunde.« Er stöhnte wieder.
    Hanna umklammerte ihn, als könnte er, sobald sie nur ein bisschen nachließ, in eine schwarze Tiefe sinken, aus der sie ihn

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