Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
Vom Netzwerk:
Verkaufsautomaten und, etwas weiter oben, offiziellen Piktogrammen gesäumt waren, die zur Anmeldung , zur Quarantäne und zu den Aktuellen Bekanntmachungen führten. Perreault befand sich in einer zehn Meter hohen Betonhöhle, die für das Überleben der Massen errichtet worden war: ein Ort, der als Quarantänezone genutzt wurde, als Impfzentrum und als Unterschlupf gegen heftige Unwetter, denen die alten Häuser, die erst vor kurzem umgerüstet worden waren, nichts entgegenzusetzen hatten. Inzwischen war er für viele zum Zuhause geworden.
    Der inoffizielle Name dafür lautete Luftschutzbunker .
    Das Ziel befand sich bei ~35°,~-39° . In dem Moment, als die Frau in Sichtweite kam, erschien ein Fadenkreuz auf der taktischen Anzeige. Sie trug immer noch dieselbe Zivilkleidung und denselben Visor. Doch etwas war mit Lenie Clarke seit Calgary geschehen. Sie humpelte ein wenig beim Laufen, und auf ihrer rechten Gesichtshälfte war ein gelber Bluterguss zu sehen.
    Perreault schaltete die Lautsprecher der Mechfliege ein, überlegte es sich dann jedoch anders und schaltete sie wieder aus. Kein Grund, unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Stattdessen rief sie das Komm-Menü auf, stellte eine Verbindung zu Clarkes Visor her und klinkte sich in die Funkfrequenz ein.
    »Hallo. Ich bin's wieder, Sou-Hon.«
    Unten am Boden erstarrte Lenie Clarke. Sie hob das Handgelenk an. Sie trug keine Armbanduhr mehr.
    »Hier oben«, sagte Perreault. »In der Mechfliege.«
    Ein Annäherungsalarm ertönte: Eine andere Fliege kam in Reichweite. Perreault wendete und sah sie durch eine Katzenklappe zwei Meter über dem Haupteingang hereinkommen, die gerade groß genug war, um eine Mechfliege durchzulassen.
    Selbst im sichtbaren Licht waren die Waffenmündungen der Fliege deutlich zu erkennen.
    Perreault blickte wieder hinunter. Clarke war verschwunden. Perreault suchte die Umgebung ab, bis erneut das Fadenkreuz auftauchte. Die Rifterin lief auf die Tür zu und blickte dabei zu der anderen Mechfliege hoch. Diese schenkte ihr keine weitere Beachtung, sondern flog auf den blutigen Rorschachfleck am anderen Ende der Höhle zu.
    »Nicht die da«, sagte Perreault. »Ich bin in der kleinen, der Überwach …«
    »Sie sind die Spannerin, nicht wahr?«, schnitt Clarke ihr das Wort ab.
    »Die … ja. Jedenfalls haben Sie mich so bezeichnet.«
    »Auf Wiedersehen.« Sie hatte die Ausgangstür erreicht.
    »Warten Sie!«
    Doch Clarke war bereits verschwunden.
    Perreault warf erneut einen Blick zu der anderen Mechfliege hinüber. Sie schwebte über dem Schauplatz des Kampfes, die Kameras nach unten gerichtet. Wahrscheinlich war sie von der Fliege, in die Perreault eingeklinkt war, herbeigerufen worden, bevor sie das Kommando übernommen hatte. Die andere Mechfliege beachtete sie nicht. Wenn derjenige, der sie lenkte, überhaupt von Perreaults Anwesenheit wusste, dann schien es ihn oder sie jedenfalls nicht zu interessieren.
    Ich könnte sowieso nichts dagegen tun , dachte sie und schlüpfte durch die Katzenklappe.
     
    Schmutziger Nieselregen, dessen spärliche Tropfen vom Wind verweht wurden. Der Himmel war braun, und die Luft schien voller Staub zu sein. Sie befand sich also weiter im Süden. An einem Ort, wo es wahrscheinlich schon seit Jahren nicht mehr richtig geschneit hatte.
    Die Silhouette einer Großstadt schwebte hinter der Kuppel des Schutzbunkers wie ein dunkles Histogramm. Eine vierspurige Landstraße erstreckte sich vor diesem Hintergrund, bildete neben dem Schutzbunker eine kleine Asphaltpfütze und führte dann weiter auf den Horizont zu. Zu beiden Seiten zweigte ein fadenscheiniges Gewebe kleinerer Straßen ab – manche kaum mehr als Trampelpfade –, die durch ein Flickwerk aus Feldern und Waldstücken führten.
    Das Ziel , im Fadenkreuz festgenagelt und hervorgehoben wie ein leuchtender Schmetterling, lief eine von ihnen entlang.
    Immer noch kein GPS. Selbst der Kompass war ausgeschaltet.
    Perreault stellte erneut eine Verbindung zum Visor der Rifterin her und heftete sich an ihre Fersen. »Hören Sie. Ich kann …«
    »Verschwinden Sie. Als Sie das letzte Mal in eines dieser Dinger eingeklinkt waren, hat es anschließend auf mich geschossen.«
    »Das war nicht ich! Die Verbindung ist zusammengebrochen!«
    »Ach, ja?« Clarke blickte nicht zurück. »Und woher wollen Sie wissen, dass das dieses Mal nicht wieder passiert?«
    »Diese Mechfliege verfügt nicht einmal über Waffen. Sie besitzt nur Augen und Ohren.«
    »Augen und Ohren gefallen

Weitere Kostenlose Bücher