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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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du den Quebecern die Schuld daran? Sie sind immerhin die Einzigen, die ihre Ärsche schnell genug in Bewegung gesetzt haben, um noch etwas retten zu können. Es waren die Hydro-Kriege, die …«
    »Das ist es ja gerade. Quebec wollte die Welt retten. Und wenn wir uns nicht gegen die Franzmänner verbündet hätten, dann würden wir heute wahrscheinlich alle an irgendeinem Strand sitzen und Neurococktails schlürfen, und der Mahlstrom wäre schön sauber und virenfrei und … ach, ich will gar nicht erst damit anfangen.«
    »Auch dafür ist es inzwischen zu spät.«
    »He, ich will gar nicht behaupten, dass es nicht der Krieg gewesen ist, der den Mahlstrom über die kritische Grenze hinauskatapultiert hat. Vielleicht ist das tatsächlich so gewesen. Aber das wäre sowieso passiert. Spätestens nach fünf Jahren. Und glaubst du wirklich, die Franzmänner konnten besser in die Zukunft schauen als wir? Sie hatten einfach Glück mit ihrer Geografie. Jeder könnte das weltgrößte Wasserkraftwerk bauen, wenn einem die ganze Hudson-Bucht als Stausee zur Verfügung steht. Und wer hätte sie daran hindern sollen? Die Cree haben es versucht, hast du das gewusst? Erinnerst du dich an die Cree? Ein paar tausend Aufrührer in der Nähe der James-Bucht, vor dieser schlimmen und höchst bedauerlichen Seuche, die nur Ureinwohner befallen hat. Danach haben sich die Nunavut einfach ergeben und die Klappe gehalten, und der Rest von Kanada hatte es so verdammt eilig, sich mit den Franzmännern zu versöhnen, dass sie ihnen so ziemlich alles hätten durchgehen lassen. Und jetzt ist es zu spät, und wir anderen versuchen, mit unseren Windfarmen, Photosyntheseanlagen und Geothermalkraftwerken in der Tiefsee nicht den Anschluss zu verlieren …«
    Lenies Augen schwebten vor ihm. Und in Quammens Kopf machte es Klick.
    »He«, sagte er, »bist du eine …«
    Sie packte ihn am Handgelenk und zog ihn aus der Nische heraus. »Genug von diesem Schwachsinn. Lass uns vögeln.«
    Sie war definitiv etwas Besonderes.
    Sie hatte Nähte in der Brust, und eine durchlöcherte Metallscheibe ragte zwischen ihren Rippen hervor. Während sie an seinem Schwanz lutschte, erzählte sie ihm, dass sie wegen einer Verletzung in ihrer Kindheit eine Lungenprothese trug. Es war ganz offensichtlich eine Lüge, aber er sprach sie nicht darauf an. Inzwischen ergab das alles Sinn, bis hin zu der Tatsache, dass sie erstarrte, wenn er sie berührte, und dass sie versuchte, es zu verbergen, und dass sie so tat, als sei sie unheimlich heiß, obwohl sie in Wirklichkeit eiskalt war.
    Sie war eine Rifterin. Quammen hatte von ihnen gehört – verdammt, sie waren die Konkurrenz. N'AmPaz hatte sie zu Hydrothermalquellen überall im östlichen Pazifik geschickt, bis sich herumzusprechen begann, dass sie alle nicht ganz richtig im Kopf waren. Missbrauchsopfer sollten angeblich besonders gut für riskante Arbeiten in der Tiefsee geeignet sein, oder irgend so ein reduktomechanistischer Schwachsinn. Kein Wunder, dass Lenie ihre Lebensgeschichte nicht mit ihm teilen wollte. Und Quammen würde sie auch nicht dazu drängen.
    Außerdem war der Sex ziemlich gut. Auch wenn sie ab und zu etwas zurückzuckte, schien sie genau zu wissen, was sie tat. Quammen hatte die üblichen Gerüchte gehört – er nannte es gern die Weisheit der Alten. Wenn du guten Sex willst, such dir ein Missbrauchsopfer. Es erschien ihm irgendwie nicht richtig, so etwas auszuprobieren, aber sie war schließlich diejenige gewesen, die die Initiative ergriffen hatte.
    Wie dem auch sei, die Alten sprachen meistens die Wahrheit.
    Er nahm sie so hart ran, dass sein Schwanz blutig war, als er ihn herauszog. Er runzelte die Stirn. Plötzliche Besorgnis ließ ihn wie eine Stange alten Selleries erschlaffen. »Whoa …«
    Sie lächelte nur.
    »Ist das von dir? Bist du verletzt? Oder …«
    … oh verdammt, bin ich es?
    »Ich bin eben ein altmodisches Mädchen«, sagte sie und blickte zu ihm hoch.
    »Wie meinst du das?« Er hätte es doch sicher gespürt, wenn er sich den Schwanz verletzt hätte …
    »Ich menstruiere.«
    »Du … du machst Witze.« Warum sollte irgendjemand freiwillig … »Ich meine, das ist nun wirklich tiefstes zwanzigstes Jahrhundert.« Er stand auf und nahm sich ein Handtuch von der Ankleide. »Das hättest du mir sagen können«, fuhr er fort und wischte sich sauber.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Nun, tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Quammen. »Es ist keine große Sache. Ich dachte nur

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