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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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sagte Rowan ruhig. »Und wie Sie wissen, hat es sich irgendjemand zur Aufgabe gemacht, uns daran zu hindern.«
    »Ja.« Desjardins sah sie an. »Aber aus welchem Grund?«
    »Wir wollen, dass Sie das herausfinden.«
    »Ich?«
    »Natürlich haben wir auch schon unsere eigenen Leute darauf angesetzt. Wir werden Sie mit ihnen in Verbindung setzen. Aber Sie haben all unsere Prognosen übertroffen, und Sie waren schließlich auch derjenige, der die richtigen Schlüsse gezogen hat.«
    »Ich bin eher zufällig darauf gestoßen. Ich meine, man muss schon blind sein, um die Zusammenhänge nicht zu erkennen, wenn man erst einmal weiß, wonach man suchen muss.«
    »Ja, und genau das ist das Problem, nicht wahr? Wir haben nicht danach gesucht. Warum auch? Warum hätte irgendjemand im Mahlstrom nach den Namen von ein paar toten Riftern fischen sollen? Und jetzt stellt sich heraus, dass alle außer uns über Lenie Clarke Bescheid wissen. Wir verfügen über die beste Informationsermittlungsmaschinerie der ganzen Welt, und jedes Kind mit einer gestohlenen Armbanduhr weiß mehr als wir.« Rowan holte tief Luft, als würde sie ein schweres Gewicht auf ihrem Rücken verlagern. »Was glauben Sie, wie das geschehen konnte?«
    »Fragen Sie das Kind mit der Armbanduhr«, sagte Desjardins. Er nickte in Lubins Richtung, der zuckend in der Blase lag. »Wenn Sie noch mehr Leute wie ihn haben, sollten Sie in etwa zwei Sekunden alles herausfinden können.«
    »Alles, was das Kind weiß, vielleicht. Und das ist so gut wie nichts.«
    »Aber Sie haben doch gerade gesagt …«
    »Wir hätten sie beinahe erwischt, wussten Sie das?«, sagte Rowan. »Gestern erst. Nachdem Sie uns die Warnung geschickt hatten, haben wir die Spreu vom Weizen getrennt und sie in South Dakota ausfindig gemacht. Wir haben sie eingekreist, mussten jedoch feststellen, dass sich uns die halbe Stadt in den Weg gestellt hatte. Sie konnte entkommen.«
    »Aber Sie haben ihre Fans verhört.«
    »Sie wurden von einer Stimme im Mahlstrom herbeigerufen. Irgendjemand dort draußen hat das Ganze koordiniert.«
    »Wer? Warum?«
    »Das wusste niemand. Offenbar schaltet sich derjenige einfach in bestimmte Gespräche ein und beginnt, für seine Sache zu werben. Nachdem wir das herausgefunden hatten, haben wir alle möglichen Köder ausgeworfen, aber bis jetzt spricht er nicht mit uns.«
    »Wow«, sagte Desjardins.
    »Und wissen Sie, was der Witz an der Sache ist? Wir hatten damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte, und haben bestimmte Vorsichtsmaßnahmen dagegen getroffen.«
    »Sie haben damit gerechnet?«
    »Natürlich nicht genau damit. Diese ganze Rifter-Geschichte kam für uns ziemlich überraschend.« Rowan seufzte. Ihr Gesicht war voller Schatten. »Trotzdem kann immer mal etwas schiefgehen. Eigentlich müsste jemand mit dem Namen Murphy das wissen. Aber nein. Die Abteilung ChemKog war der Meinung, es würde sich lediglich um ein nutzloses Mem handeln, das die Gele verbreiten.«
    »Die Gele stecken hinter dem Ganzen?«
    Rowan schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, wir haben Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wir haben jeden fehlerhaften Knotenpunkt ausfindig gemacht, ihn partitioniert und ersetzt. Wir haben uns die größte Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass keine Spur des Mems mehr zu finden war. Nur um ganz sicher zu gehen. Aber irgendwie hat es überlebt. Es hat Metastasen gebildet, ist mutiert und wurde wiedergeboren. Und alles, was wir wissen, ist, dass dieses Mal nicht die Gele dahinterstecken.«
    »Aber sie haben vorher dahintergesteckt? Wollen Sie das damit sagen? Die Gele … haben das alles ins Rollen gebracht?«
    »Vielleicht. Irgendwann einmal.«
    »Aber warum, um Gottes willen?«
    »Tja, das ist der Witz daran«, gab Rowan zu. »Sie haben es getan, weil wir es ihnen befohlen haben.«
     
    Rowan schickte ihm die Informationen direkt auf seine Inlays. Es war selbst für einen optimierten Gesetzesbrecher zu viel, als dass er alles sofort hätte überblicken können. Der Kern der Sache ließ sich jedoch in etwa fünfzehn Sekunden zusammenfassen: die wachsende Bedrohung, das gegenseitige Misstrauen und schließlich das Übertragen des Oberbefehls an eine fremdartige Intelligenz, die unerwarteterweise ihre ganz eigenen Ansichten zum Thema Effizienz hatte.
    »Verdammt«, sagte Desjardins.
    »Ich weiß«, stimmte Rowan zu.
    »Und wie, zum Teufel, hat Lenie Clarke die Kontrolle übernommen?«
    »Sie hat nicht die Kontrolle übernommen. Das ist ja gerade das Verrückte daran.

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