Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
Vom Netzwerk:
Treffen nicht autorisiert. Sie haben mich nur geschickt, um dich zu holen.«
    »Was?«
    »Es geht nur um dich.«
    »Das ist doch Quatsch, Alice.«
    »Sie sind ziemlich paranoid, was diese Sache angeht, Killjoy. Das habe ich dir doch schon gesagt. Ganz versessen .« Die Türen glitten zu.
     
    Er steckte dem Bluthund einen Finger ins Maul und zuckte angesichts des kurzen stechenden Schmerzes zusammen. Eine echte Probe. Heute vertrauten sie nicht einmal auf die Fernerkennung.
    Nach einer Weile scrollte eine Zusammenfassung seiner Werte in drei Spalten die Wände hinunter. Auf der linken Seite ein Profil: Blutgruppe, pH-Wert, Gasgehalt. Auf der rechten eine aufgeschlüsselte Liste: Blutplättchen, Fibrinogen, rote und weiße Blutkörperchen, Antikörper, Hormone. Sämtliche Bestandteile seines Lebenssaftes, die die Natur hervorgebracht hatte.
    In der Mitte eine weitere, etwas kürzere Liste: die Bestandteile, die von der BRIKS hinzugefügt worden waren.
    Desjardins hatte die Werte bis zu einem gewissen Grad zu interpretieren gelernt. Alles schien in Ordnung zu sein. Natürlich war es schön, das von unabhängiger Seite bestätigt zu bekommen: Die Tür vor ihm öffnete sich und keine der anderen schlug zu.
    Er betrat das Sitzungszimmer.
    Am weit entfernten Ende eines Konferenztisches befanden sich drei Menschen. Lertzman saß auf seinem üblichen Stuhl an der Stirnseite des Tisches. Zu seiner Linken befand sich eine kleine blonde Frau, die Desjardins noch nie gesehen hatte. Was natürlich nichts zu bedeuten hatte – aus der Verwaltung kannte er kaum jemanden.
    Zur Linken der Blonden saß eine weitere Frau. Auch sie war Desjardins unbekannt. Sie sah ihn mit Augen an, die buchstäblich funkelten – taktische Kontaktlinsen. Das hieß, dass sich nur ein Teil von ihr im Raum befand. Der andere Teil verfolgte die Informationen, die die Linsen ihr anzeigten. Um ihren Mund und die quecksilberähnlichen Augen herum hatten sich feine Linien gebildet, und ihr rechtes Augenlid hing ein wenig herunter. Ihr Gesicht war eine blasse, ausdruckslose Skizze, eine Mischung aus europäischen und asiatischen Zügen. An den Schläfen war ihr dunkles Haar ergraut und schien mit jeder Sekunde ein ganz klein wenig grauer zu werden.
    Dieses hohe Tier aus N'AmPaz. Das musste sie sein.
    Lertzman erhob sich erwartungsvoll. Die Blonde wollte seinem Beispiel folgen, sah jedoch mitten in der Bewegung zu Ms. N'AmPaz hinüber. Ms. N'AmPaz blieb sitzen. Die Blonde zögerte und sank schließlich unschlüssig wieder auf ihren Stuhl zurück. Lertzman räusperte sich, setzte sich dann ebenfalls und bedeutete Desjardins, auf einem Stuhl den beiden Frauen gegenüber Platz zu nehmen.
    »Das ist Patricia Rowan«, sagte Lertzman. Als nach einer Weile klar wurde, dass niemand die Blonde vorstellen würde, sagte Desjardins: »Tut mit leid, dass ich Sie habe warten lassen.«
    »Im Gegenteil«, sagte Rowan leise. Sie klang müde. »Mir tut es leid, Sie nach Dienstschluss wieder hierher zu beordern. Leider bin ich nur für ein paar Stunden in der Stadt.« Sie gab einige Befehle in die Steuerkonsole auf dem Tisch ein. Winzige Lichter scrollten über ihre Augen. »Also. Der berühmte Achilles Desjardins. Retter des Mittelmeeres.«
    »Ich habe lediglich die Statistiken erstellt«, sagte er. »Und dadurch konnte das Unvermeidliche auch nur um ein paar Monate … hinausgeschoben werden.«
    »Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel«, sagte Rowan. »Durchschnittsbearbeitungszeit 36,8 Minuten. Das ist hervorragend.«
    Desjardins nahm das Kompliment mit einem Nicken zur Kenntnis.
    »Die Metabase«, fuhr Rowan fort. »Seuchen. Buschfeuer. Verkehrsströme. Und einmal abgesehen vom Mittelmeer habe ich außerdem gehört, dass Ihre Hochrechnungen wesentlich dazu beigetragen haben, die Unterbrechung des Golfstroms zu verhindern. Natürlich gibt es ein paar Leute, die besser mit dem Mahlstrom umgehen können, aber Sie sind ihnen eindeutig überlegen, was die Eindämmung von Krankheiten angeht, ganz zu schweigen von Fragen der Ökonomie, der industriellen Ökologie …«
    Desjardins lächelte in sich hinein. Typisch alte Garde: Sie war tatsächlich der Meinung, sie würde von unterschiedlichen Fachgebieten sprechen.
    »Jedenfalls«, fuhr Rowan fort, »scheinen Sie für unser Vorhaben der beste Kandidat zu sein. Wir nehmen Sie aus dem üblichen Rotationssystem heraus und setzen Sie auf ein besonderes Projekt an, mit Dr. Lertzmans Einverständnis natürlich.«
    »Ich denke, wir

Weitere Kostenlose Bücher