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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Schritte, und die Jalousien ließen nur das nötige Licht eindringen.
    Eine letzte Tür. Zwei Meter, und er stand Monsieur und Madame Malik, beide in Trauer, gegenüber, die ihn erwarteten.
     
    Warum hatte er nicht den Eindruck von Wirklichkeit, sondern von einem kunstvoll komponierten Familiengemälde? Er kannte Charles Malik noch nicht, bei dem er keinen der Züge seines Bruders erblickte, obwohl es eine gewisse Familienähnlichkeit gab. Er war etwas jünger, ein wenig korpulenter. Sein sanguinisches Gesicht war rosiger, und seine Augen waren nicht grau wie bei Ernest, sondern von einem fast reinen Blau.
    Er hatte auch nicht die Selbstsicherheit seines Bruders, und er hatte Ringe unter den Augen, eine gewisse Weichheit der Lippen und einen unruhigen Blick.
    Er hielt sich sehr gerade, wie er so vor dem weißen Marmorkamin stand, und seine Frau saß neben ihm in einem Louis-seize-Sessel, die Hände wie für eine Fotografie über den Knien gefaltet.
    Das Ganze verkörperte Kummer, ja Niedergeschlagenheit. Die Stimme von Charles Malik klang zögernd.
    »Treten Sie ein, Herr Kommissar, und entschuldigen Sie bitte, daß wir Sie für einen Moment zu uns gebeten haben.«
    Madame Malik ähnelte ihrer Schwester sehr, wirkte jedoch zierlicher und hatte etwas von der Lebhaftigkeit ihrer Mutter. Diese Lebhaftigkeit war gegenwärtig wie verschleiert, was allerdings durch die Trauer zu erklären war. In der rechten Hand hielt sie ein kleines Taschentuch, das sie während der ganzen Unterhaltung zu einer Kugel zusammenknetete.
    »Bitte, nehmen Sie Platz. Ich weiß, daß wir eingeladen sind, uns nachher bei meinem Bruder zu treffen. Zumindest ich, denn ich fürchte, daß meine Frau sich nicht stark genug fühlt, um an diesem Essen teilzunehmen. Mir ist nicht unbekannt, was Sie hierhergeführt hat, und ich möchte …«
    Er sah seine Frau an, die sich darauf beschränkte, ihn offen, aber fest anzublicken.
    »Wir haben sehr anstrengende Tage hinter uns, Herr Kommissar, und die Halsstarrigkeit meiner Schwiegermutter scheint uns noch schwerere Prüfungen zu bescheren. Sie haben sie gesehen. Ich weiß nicht, wie Sie über sie denken.«
    Maigret hatte jedenfalls nicht das Bedürfnis, es ihm mitzuteilen, denn er merkte, daß sein Gesprächspartner den Boden unter den Füßen verlor und erneut seine Frau um Hilfe anflehte.
    »Mama ist zweiundachtzig«, sagte sie, »das darf man nicht vergessen. Man vergißt es zu leicht, weil sie über eine ungewöhnliche Lebenskraft verfügt … Leider ist ihr Verstand nicht immer auf der Höhe ihrer Aktivität. Der Tod meiner Tochter, die ihr Liebling war, hat sie völlig durcheinandergebracht.«
    »Darüber bin ich mir im klaren, Madame.«
    »Sie können jetzt selbst sehen, in welcher Atmosphäre wir seit dieser Katastrophe leben. Mama hat sich in den Kopf gesetzt, daß Gott weiß welches Geheimnis dahintersteckt.«
    »Der Kommissar hat das sicher begriffen«, fuhr Charles Malik fort. »Reg dich nicht auf, mein Schatz … Meine Frau ist sehr nervös, Herr Kommissar. Das sind wir zur Zeit alle. Lediglich unsere Zuneigung zu meiner Schwiegermutter hindert uns, die Maßnahmen zu ergreifen, die naheliegend erscheinen. Deshalb möchten wir Sie bitten …«
    Maigret horchte auf.
    »… Wir möchten Sie bitten … das Für und Wider genau abzuwägen, bevor …«
    War es nicht vielleicht dieser korpulente, zögerliche Mann, der am Vorabend auf den Kommissar geschossen hatte? Dieser Gedanke, der ihm plötzlich kam, hatte nichts Unwahrscheinliches.
    Ernest Malik war ein kaltblütiges Wesen, und wenn der geschossen hatte, würde er bestimmt genauer gezielt haben. Charles dagegen …
    »Ich verstehe Ihre Situation«, fügte der Hausherr hinzu, den Ellbogen auf den Kamin gestützt und mehr Familienporträt denn je. »Sie ist heikel, sehr heikel. Kurz und gut …«
    »Kurz«, unterbrach Maigret ihn mit einschmeichelnder Miene, »ich frage mich, wozu ich eigentlich hergekommen bin.«
    Er warf dem anderen einen verstohlenen Blick zu, und sein freudiges Zusammenzucken entging ihm nicht.
    Genau das hatte man ihm in den Mund legen wollen. Tatsächlich, was machte er hier? Niemand hatte ihn gerufen außer der zweiundachtzigjährigen Dame, die nicht mehr ganz bei Verstand war.
    »Soweit würde ich nicht gehen«, korrigierte Charles Malik ihn weltmännisch. »Da Sie ja ein Freund von Ernest sind, glaube ich, es wäre besser …«
    »Ich höre …«
    »Ja … Ich meine, es sei angebracht, sagen wir wünschenswert, meine

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