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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sind nicht sehr großzügig. Ich weiß nicht, wieviel Rente sie dir zahlen.«
    Und Maigret, immer noch bedächtig und bescheiden:
    »Dreitausendzweihundert.«
    Allerdings fügte er mit entwaffnender Treuherzigkeit hinzu:
    »Natürlich haben wir ein paar Ersparnisse.«
    Diesmal war Ernest Malik wirklich verwirrt. Das schien ihm alles zu einfach. Er hatte den Eindruck, sein früherer Mitschüler würde sich über ihn lustig machen. Und dennoch …
    »Hör zu …«
    »Ich bin ganz Ohr …«
    »Ich weiß genau, was du denkst.«
    »Ich denke so selten!«
    »Du meinst sicher, du seist mir im Weg und ich hätte etwas zu verbergen. Und selbst wenn dem so wäre?«
    »Ja, selbst wenn dem so wäre? Das ginge mich nichts an, nicht wahr?«
    »Soll das Ironie sein?«
    »Keineswegs.«
    »Weißt du, du vergeudest nur deine Zeit mit mir. Du hältst dich wahrscheinlich für sehr schlau. Du hast eine beachtliche Karriere gemacht und Diebe und Mörder verfolgt. Nun gut, aber hier, mein lieber Jules, gibt es weder Diebe noch Mörder. Verstehst du? Du gerätst durch den unmöglichsten Zufall in eine Umgebung, die du nicht kennst, und läufst Gefahr, allerlei Unheil anzurichten. Deshalb rate ich dir …«
    »Wieviel?«
    »Hunderttausend.«
    Maigret zuckte nicht mit der Wimper, schüttelte zögernd den Kopf.
    »Hundertfünfzig. Ich würde bis zu zweihunderttausend gehen.«
    Er hatte sich erhoben, war nervös, verkrampft, spielte immer noch mit dem Brieföffner, der plötzlich zwischen seinen Fingern zerbrach. Ein Blutstropfen perlte auf seinem Zeigefinger, und Maigret bemerkte:
    »Du hast dich verletzt …«
    »Halt den Mund! Oder beantworte mir lieber meine Frage. Ich schreibe dir einen Scheck auf zweihunderttausend Franc aus. Keinen Scheck? Ist ja unwichtig … Der Wagen bringt uns nachher nach Paris, wo ich das Geld von meinem Konto abhebe. Dann fahre ich dich nach Meung zurück.«
    Maigret seufzte.
    »Wie lautet deine Antwort?«
    »Wo ist dein Sohn?«
    Diesmal konnte Malik seinen Zorn nicht zurückhalten.
    »Das geht dich nichts an. Das geht niemanden etwas an, verstehst du? Ich bin nicht in deinem Büro am Quai des Orfèvres, auch du selbst bist nicht mehr dort. Ich bitte dich abzureisen, weil deine Gegenwart hier unangebracht ist. In den Köpfen arbeitet es. Die Leute fragen sich …«
    »Was fragen sie sich wirklich?«
    »Zum letztenmal mache ich dir den Vorschlag, im guten zu gehen. Ich bin bereit, dir dafür eine beachtliche Entschädigung anzubieten. Sagst du nun ja oder nein?«
    »Natürlich nein.«
    »Na schön! In diesem Fall sehe ich mich gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »Ich bin kein Chorknabe, bin es nie gewesen. Sonst wäre ich nicht der geworden, der ich bin. Aus Eigenwilligkeit, aus Dummheit, ja, aus Dummheit drohst du hier ein Unheil anzurichten, von dem du dir keine Vorstellung machen kannst. Und du bist es zufrieden, nicht wahr? Du glaubst dich immer noch bei der Kripo und meinst, irgendeinen kleinen Verbrecher weichzumachen oder einen jungen Strolch, der eine alte Frau erwürgt hat.
    Ich habe niemanden erwürgt, damit du es weißt. Ich habe auch niemanden bestohlen.«
    »In dem Fall …«
    »Ruhe! Du willst bleiben, also bleib. Steck weiterhin deine dicke Nase in alles hinein. Nur, du tust es auf eigene Gefahr.
    Siehst du, Maigret, ich bin viel stärker als du, das habe ich längst bewiesen.
    Wenn ich aus dem gleichen Holz geschnitzt wäre wie du, wäre ich wie mein Vater ein kleiner braver Steuereinnehmer geworden.
    Gut, kümmere dich um Dinge, die dich nichts angehen! Du tust es auf eigene Gefahr!«
    Er hatte seine äußerliche Gelassenheit wiedergefunden, und seine Lippen hatten sich erneut zu seinem sarkastischen Lächeln verzogen.
    Maigret, der sich erhoben hatte, blickte sich suchend nach seinem Hut um.
    »Wo willst du hin?«
    »Raus.«
    »Du ißt nicht mit uns zu Mittag?«
    »Ich ziehe es vor, woanders zu speisen.«
    »Wie du willst. Siehst du, auch hierin bist du kleinlich. Klein und häßlich.«
    »Ist das alles?«
    »Für diesmal, ja.«
    Und mit seinem Hut in der Hand ging er seelenruhig zur Tür. Er machte sie auf und trat hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Draußen entfernte sich schnell eine Gestalt, und er konnte flüchtig Jean-Claude erkennen, den ältesten Sohn, der während des ganzen Gesprächs unter dem Fenster gelauscht und alles gehört haben mußte.
    Er schritt um die Villa herum und begegnete auf der Hauptallee zwei Männern, die er bisher nicht

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