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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Mr. Pyke. Und er fügte noch hinzu:
    »Vielleicht sind sie auch sehr unglücklich.«
    Dann, wohl weil er fand, daß sein Schweigen ein wenig zu feierlich war, sagte er in einem leichteren Ton:
    »Er spricht ausgezeichnet englisch, wissen Sie. Ohne den leisesten Akzent. Es würde mich nicht wundern, wenn er eines unserer großen Colleges besucht hätte.«
    Es war jetzt Zeit, zum Essen zu gehen. Die halbe Stunde war längst überschritten. Mittlerweile war es fast völlig dunkel geworden, und die Boote im Hafen wiegten sich im Rhythmus der leise rollenden Wellen. Maigret klopfte seine Pfeife am Schuhabsatz aus und zögerte, sich eine neue zu stopfen. Im Vorbeigehen musterte er das kleine Schiff des Holländers genau.
    Hatte Mr. Pyke das alles nur so hingesagt? Oder hatte er auf seine Art ihm damit einen Tip geben wollen?
    Es war schwierig, wenn nicht unmöglich, das zu erkennen. Sein Französisch war vollkommen, nur allzu vollkommen, und dennoch sprachen die beiden Männer nicht dieselbe Sprache. Die Gedanken in ihren Gehirnwindungen gingen verschiedene Wege.
    »Das sind sehr gefährliche Burschen«, hatte der Inspektor von Scotland Yard gesagt, ja er hatte es betont.
    Bestimmt nicht, um nichts in der Welt, wollte er auch nur den Anschein erwecken, als ob er sich in Maigrets Untersuchung einmischte. Er hatte ihn mit keinem Wort gefragt, was in Ginettes Zimmer vorgegangen war. Glaubte er, daß sein Kollege ihm etwas verbarg, daß Maigret versuchte, ihn hinters Licht zu führen? Oder schlimmer noch, stellte er sich nach dem, was er eben von den Sitten der Franzosen gesagt hatte, vor, daß Maigret und Ginette … Der Kommissar murmelte:
    »Sie hat mir mitgeteilt, daß Sie sich mit Emile verlobt habe. Aber das muß wegen der alten Justine geheim bleiben. Die würde sich nämlich selbst noch nach ihrem Tode bemühen, die Ehe zu verhindern.«
    Er merkte, daß im Vergleich zu den messerscharfen Bemerkungen Mr. Pykes seine eigenen Worte und noch mehr seine Gedanken recht verschwommen waren.
    Kurz und bündig hatte der Engländer gesagt, was er zu sagen hatte. Eine knappe halbe Stunde des Zusammenseins mit van Greef hatte für ihn genügt, um sich nicht nur von ihm, sondern von der Welt im allgemeinen ein klares Bild zu machen.
    Maigret wäre es schwergefallen, auch nur einen Gedanken klar auszudrücken. Bei ihm war das so ganz anders. Er witterte etwas. Er witterte vielerlei, wie immer beim Beginn einer Untersuchung, aber er hätte nicht sagen können, wie sich dieses ganze Gewölk von Ideen früher oder später lichten würde.
    Das war ein wenig demütigend. Es machte ihn ziemlich klein. Er kam sich neben seinem gewandten Kollegen plump und schwerfällig vor.
    »Das ist ein seltsames Mädchen«, murmelte er dennoch. Und das war alles, was er über jemand zu sagen wußte, dem er einst begegnet war, dessen ganzes Leben er fast haargenau kannte und der ihm sein Herz offenbart hatte.
    Ein seltsames Mädchen! Manches an ihr zog ihn an, und in anderem enttäuschte sie ihn, wie sie es selber sehr deutlich gespürt hatte.
    Vielleicht würde er später zu einem endgültigen Urteil über sie kommen.
    Nach einer einzigen Schachpartie und wenigen während des Spiels gewechselten Worten hatte Mr. Pyke dagegen den Charakter seines Partners ein für allemal analysiert.
    Hatte der Engländer nicht die erste Runde gewonnen?

5
Die Nacht in der ›Arche‹
    Im Anfang, als Maigret noch glaubte, gleich einzuschlafen, hatte er über den Geruch nachgedacht. Die vielen Gerüche, richtiger gesagt. Den Hauptgeruch, den des Hauses, der einem in die Nase stieg, sobald man die Schwelle des Lokals überschritt, hat er schon am Morgen zu analysieren versucht, denn er kam ihm fremdartig vor. Jedesmal, wenn er hereinkam, schlug er ihm entgegen, und jedesmal zog er dann die Nase kraus. Es roch hier nach Wein mit einem leichten Zusatz von Anis natürlich, und nach Küche. Und da es die südliche Küche war, in der Knoblauch, roter Pfeffer, Öl und Safran verwendet werden, waren ihm diese Düfte ungewohnt.
    Aber wozu über das alles nachdenken? Er schloß die Augen und versuchte einzuschlafen. Es hatte keinen Sinn, sich alle Marseiller oder provenzalischen Restaurants, in denen er gelegentlich in Paris oder anderswo gegessen hatte, in die Erinnerung zurückzurufen. Nun ja, es war nicht der gleiche Geruch. Aber Maigret hatte jetzt nur zu schlafen. Er hatte genug getrunken, um in einen bleiernen Schlaf zu sinken.
    Hatte er wirklich, gleich nachdem er zu Bett

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