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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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… fünf Runden … und Worte, die man sich, ohne viel zu überlegen, rein zum Vergnügen zuwarf, so wie Kinder Bälle in die Luft werfen.
    »Was möchten Sie heute abend essen, Kommissar? Es gibt natürlich Bouillabaisse. Aber vielleicht mögen Sie die nicht.«
    Maigret schwor, das sei seine Leibspeise, und alle waren entzückt. Es war nicht der richtige Augenblick, jemanden von denen, die gedrängt um ihn herumstanden, persönlich kennenzulernen.
    »Lieben Sie Pastis auch, den echten, der verboten ist? Eine Runde Pastis, Paul. Aber ja, Paul, der Kommissar wird nichts dagegen haben.«
    Chariot saß auf der Terrasse, ebenfalls vor einem Pastis, und las gerade eine Zeitung,
    »Haben Sie schon eine Idee?«
    »Eine Idee wovon?«
    »Nun, wer der Mörder sein könnte. Morin-Barbus, der auf der Insel geboren ist und die ganzen siebenundsiebzig Jahre seines Lebens hier verbracht hat, hat dergleichen noch nie erlebt. Es hat Leute gegeben, die ins Wasser gegangen sind. Eine Frau aus dem Norden hat vor fünf oder sechs Jahren versucht, sich mit Schlafpillen umzubringen. Ein italienischer Matrose hat im Lauf eines Streits Baptiste mit dem Messer in den Arm gestochen. Aber ein Mord – das hat es nie gegeben, Kommissar. Selbst die Bösen werden hier sanft wie die Lämmer.«
    Alle lachten und versuchten, irgend etwas zu sagen, denn darauf kam es an: die Unterhaltung nicht stocken zu lassen, irgend etwas zu reden, mit dem berühmten Kommissar zu trinken.
    »Wenn Sie erst ein paar Tage hier sind, werden Sie das besser verstehen. Sie sollten einmal mit Ihrer Frau Ihren Urlaub hier verleben. Man würde Ihnen dann das Boulespiel beibringen. Nicht wahr, Kasimir? Kasimir hat im letzten Jahr den Großen Preis gewonnen, und Sie können sich denken, was das bedeutet.«
    Die Kirche am Ende des Platzes, die eben noch rötlich glühte, hatte jetzt eine lila Farbe. Der Himmel verfärbte sich allmählich in ein blasses Grün, und die Männer brachen einer nach dem anderen auf. Hin und wieder hörte man die schrille Stimme einer Frau, die aus der Ferne rief:
    »He, Jules … die Suppe steht auf dem Tisch.«
    Oder aber ein kleiner Junge kam, um seinen Vater zu holen, und zog ihn beherzt an der Hand.
    »Na, machen wir nicht noch ein Spielchen?«
    »Es ist zu spät.«
    Man erklärte Maigret, nach dem Boulespiel kämen die Karten an die Reihe, aber seinetwegen habe man heute darauf verzichtet. Der Matrose vom ›Cormoran‹, ein stummer Koloß mit riesigen nackten Füßen, lächelte dem Kommissar, sein ganzes Gebiß dabei entblößend, ermunternd zu und erhob immer wieder sein Glas, während er ein seltsames Glucksen vernehmen ließ, das soviel bedeuten sollte wie: ›Auf Ihr Wohl!‹
    »Wollen Sie gleich essen?«
    »Haben Sie den Inspektor nicht gesehen?«
    »Er ist fortgegangen, während Sie oben waren. Er hat nichts gesagt. Das ist so seine Art. Wir kennen das schon an ihm, wissen Sie, seit drei Tagen durchstöbert er die ganze Insel, und er weiß schon fast ebensoviel wie ich von allen Familien.«
    Als er sich etwas vorbeugte, sah Maigret, daß die van Greefs bereits gegangen waren und der Engländer allein vor den Schachfiguren saß.
    »Wir essen in einer halben Stunde«, sagte er zu dem Wirt.
    Paul fragte ihn leise, wobei er auf den Inspektor von Scotland Yard deutete:
    »Glauben Sie, daß er unsere Küche mag?«
    Ein paar Minuten später wanderten Maigret und sein Kollege wie selbstverständlich dem Hafen zu. Das war schon ganz zu ihrer Gewohnheit geworden. Die Sonne war untergegangen, und man atmete auf, weil es nicht mehr so heiß war. Auch die Geräusche waren nicht mehr die gleichen. Man hörte, wie das Wasser leicht gegen die Steine des Landungsstegs schlug, und diese Steine waren jetzt so grau wie die Felsen. Das Laub war dunkel, fast schwarz, geheimnisvoll, und ein Torpedoboot, dessen Nummer hell am Rumpf leuchtete, glitt leise in einer fast schwindelerregenden Schnelligkeit aufs hohe Meer hinaus.
    »Ich habe ihn nur mit Mühe geschlagen«, hatte Mr. Pyke das Gespräch begonnen. »Er spielt sehr überlegt und mit sehr viel Selbstbeherrschung.«
    »Hat er Sie zu der Partie aufgefordert?«
    »Ich hatte mir das Schachspiel geholt, um mich zu üben (er fügte nicht hinzu ›während Sie mit Ginette oben waren‹), da ich gar nicht gehofft hatte, einen Partner zu finden. Er hat sich mit seiner Begleiterin an den Nebentisch gesetzt, und an der Art, wie er die Figuren musterte, merkte ich deutlich, daß er Lust hatte, sich mit mir zu

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