Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Leute zum Hafen hinuntereilten, wußte man, daß die ›Cormoran‹ bald ankommen würde. War das Schiff dann am Kai gelandet, strömte alles wieder zurück. Die gleichen Leute, nur in umgekehrter Richtung, kamen vorüber. Und dazu die neu Eingetroffenen, die Koffer oder Taschen trugen.
    Maigret ließ sich von dem allgemeinen Strom mittreiben. Ganz in seiner Nähe schob der Bürgermeister wie immer seinen Handwagen zum Hafen. Auf dem Deck des Schiffes sah er sofort Ginette und den Inspektor, die wie ein Freundespaar wirkten. Auch mehrere Fischer kamen mit dem Schiff von der Beerdigung zurück und zwei alte Mademoiselles, die im ›Grandhotel‹ angemeldet waren.
    Unter denen, die der Landung beiwohnten, bemerkte er Chariot, der ihm nachgegangen war und der das alles als einen Ritus zu betrachten schien, an den er im Grunde gar nicht glaubte.
    »Nichts Neues, Chef?« fragte Lechat, kaum daß er an Land war. »Wenn Sie wüßten, wie verdammt heiß es da drüben ist.«
    »Ist alles gutgegangen?«
    Ginette stellte sich ganz selbstverständlich neben sie. Sie machte einen müden Eindruck. In ihren Augen war eine gewisse Unruhe zu lesen.
    Sie machten sich alle drei auf den Weg zur ›Arche‹, und es war Maigret, als ob er schon seit Ewigkeiten täglich diesen Gang machte.
    »Haben Sie Durst, Ginette?«
    »Ich würde gern einen Aperitif trinken.«
    Sie tranken ihn zusammen auf der Terrasse, und Ginette war jedesmal verlegen, wenn sie Maigrets Blick auf sich ruhen fühlte. Er sah sie an wie jemand, der mit seinen Gedanken weit weg ist
    »Ich gehe jetzt hinauf, um mich frischzumachen«, sagte sie, nachdem sie ihr Glas geleert hatte.
    »Darf ich Sie begleiten?«
    Lechat, der merkte, daß etwas in der Luft lag, versuchte zu erraten, was es sein könnte. Er wagte seinen Chef nicht danach zu fragen. Er blieb allein am Tisch sitzen, während Maigret hinter Ginette die Treppe hinaufstieg.
    »Ich muß mich jetzt aber unbedingt umziehen«, sagte sie, als sie in ihrem Zimmer angelangt waren.
    »Das stört mich nicht.«
    »Und wenn es mich störte?« erwiderte sie mit gespielter Heiterkeit.
    Sie setzte dennoch ihren Hut ab und zog dann ihr Kleid aus, das er ihr hinten aufhaken half.
    »Das ist mir doch sehr nahegegangen«, seufzte sie. »Ich glaube, er war hier glücklich.«
    Sicher hatte sich Marcellin auch immer um diese Zeit draußen in der untergehenden Sonne am Boulespiel beteiligt.
    »Alle waren so voller Teilnahme. Man hat ihn gern gemocht.«
    Hastig streifte sie ihr Korsett ab, das sich tief in ihre weiße Haut eingedrückt hatte. Maigret dreht ihr währenddessen den Rücken zu und blickte durch die Dachluke hinaus.
    »Erinnern Sie sich an die Frage, die ich Ihnen gestellt habe?« sagte er in gleichgültigem Ton.
    »Sie haben sie mir oft genug wiederholt. Ich hätte nie geglaubt, daß Sie so hartnäckig sein können.«
    »Ich wiederum hätte nicht geglaubt, daß Sie versuchen würden, mir etwas zu verbergen.«
    »Habe ich Ihnen etwas verborgen?«
    »Ich habe Sie gefragt, warum Sie nach Porquerolles gekommen sind, obwohl Marcels Leiche schon in Hyères war?«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt.«
    »Sie haben mich belogen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Warum haben Sie mir nichts von dem Telefongespräch gesagt?«
    »Welchem Telefongespräch?«
    »Das Marcellin am Tage vor seinem Tod mit Ihnen geführt hat.«
    »Ich hatte es ganz vergessen.«
    »Das Telegramm ebenfalls?«
    Er brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu sehen, wie sie diese Worte aufnahm, und blickte weiterhin auf das Boulespiel draußen auf dem Platz vor der Terrasse, von der Stimmengemurmel und Gläserklirren heraufklang. Es hatte alles etwas so Friedliches, Beruhigendes, und obendrein war Mr. Pyke nicht da. Als sie immer noch schwieg, fragte er: »Woran denken Sie?«
    »Ich denke darüber nach, daß es unrecht von mir war. Sie wissen das ganz genau.«
    »Sind Sie fertig?«
    »Ich muß nur noch mein Kleid anziehen.«
    Er öffnete die Tür, um sich zu vergewissern, daß niemand im Flur war. Als er wieder ins Zimmer zurückkam, war Ginette dabei, sich vor dem Spiegel zu frisieren.
    »Haben Sie nicht von einem Lexikon gesprochen?«
    »Mit wem?«
    »Ich weiß es nicht. Mit Monsieur Emil zum Beispiel oder mit Chariot?«
    »So töricht bin ich denn doch nicht, um darüber zu sprechen.«
    »Weil Sie hofften, das selber tun zu können, was Marcel vorgehabt hatte? Wissen Sie, Ginette, daß Sie äußerst stark daran interessiert sind?«
    »Das sagt

Weitere Kostenlose Bücher