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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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schnell zu ihr gestürzt war.
    Hatte er sie vielleicht deshalb umgebracht?
    Zuerst mußte man sicher sein, daß sie sich über ihren Zustand im klaren war. Hätte sie in einem anderen Stadtteil gewohnt, so hätte sie zweifellos den erstbesten Arzt aus der Nachbarschaft aufgesucht. Im Etoile-Viertel aber, wo sie eine Fremde geblieben war, war das weniger wahrscheinlich.
    Er mußte gleich morgen sämtlichen Ärzten und Hebammen eine Nachricht zukommen lassen. Das schien ihm wichtig. Seit dem Anruf des Gerichtsarztes war er davon überzeugt, daß Lulus Schwangerschaft der Schlüssel zur ganzen Tragödie war.
    Ob Gouin jetzt ruhig schlafen konnte? Vielleicht nutzte er einen ruhigen Abend, um an irgendeinem Werk über Chirurgie zu arbeiten?
    Es war schon zu spät, um Madame Brault, die Putzfrau, aufzusuchen, die ebenfalls in der Nähe wohnte, unweit der Place Clichy. Warum hatte sie den Professor nicht erwähnt? War es möglich, daß sie Lulus Geliebten nicht kannte, wo sie doch jeden Vormittag in Lulus Wohnung verbrachte?
    Sie pflegten miteinander zu reden. Und Désirée Brault war die einzige im ganzen Haus, die Verständnis für das haben konnte, was ihr Louise Filon erzählte.
    Die Concierge hatte zunächst geschwiegen, weil sie dem Professor Dank schuldete, aber auch, weil sie – mehr oder weniger unbewußt – in ihn verliebt war.
    Es sah aus, als wollten die Frauen einander darin übertreffen, ihn zu beschützen. Das Merkwürdigste daran war aber wohl die Wirkung, die von dem bereits Zweiundsechzigjährigen ausging.
    Er tat nichts, um die Frauen zu verführen. Sie waren nur Werkzeuge, deren er sich, sozusagen zerstreut, bediente, um sich körperlich zu entspannen – und keine der Frauen nahm ihm diesen Zynismus übel.
    Maigret mußte sich die Assistentin, Lucile Decaux, vorknöpfen. Und vielleicht auch die Schwester von Madame Gouin, die ja bisher die einzige zu sein schien, über die der Professor keine Macht besaß.
    »Was bin ich schuldig?«
    Er zahlte, ging hinaus und stieg in das erste Taxi, das vorbeikam.
    »Boulevard Richard Lenoir.«
    »Ich weiß, Monsieur Maigret.«
    Die Antwort brachte ihn auf den Gedanken, das Taxi ausfindig machen zu lassen, das Gouin gestern abend vom Spital nach Hause gefahren hatte.
    Er fühlte, wie seine Glieder von dem Schnaps, den er getrunken hatte, schwer und gefühllos wurden, und schloß die Augen halb; zu beiden Seiten des Wagens glitten die Lichter vorüber.
    Er mußte immer wieder an Lulu denken. Er zog die Brieftasche heraus und betrachtete im Halbdunkel des Taxis die Fotos. Auch die Mutter hatte nicht gelächelt, als sie sich hatte aufnehmen lassen.

5
    Am anderen Morgen spürte er einen unangenehmen Nachgeschmack vom Schnaps im Mund, und als ihm während des Rapports gegen Viertel zehn gemeldet wurde, daß man ihn am Telefon verlange, hatte er noch immer das Gefühl, nach billigem Schnaps zu riechen, und vermied es, seinen Kollegen beim Sprechen allzu nahe zu kommen.
    Sämtliche Dezernatsleiter waren im Büro des Chefs versammelt, dessen Fenster auf die Seine hinausgingen, und jeder von ihnen hielt ein mehr oder weniger umfangreiches Aktenstück in der Hand. Der Himmel war nach wie vor grau, der Fluß hatte eine häßliche Farbe, und die Leute hatten es ebenso eilig wie am Vortag. Vor allem beim Überqueren des Pont Saint-Michel, über den der Wind hinwegfegte, griffen die Männer fortwährend nach ihren Hüten und die Frauen nach ihren Röcken, um sie festzuhalten.
    »Sie können hier sprechen.«
    »Ich fürchte, es wird zu lang, Chef. Ich gehe besser in mein Büro hinüber.«
    Die anderen hatten gestern abend sicher nicht alle Schnaps getrunken. Trotzdem sahen sie nicht viel besser aus als Maigret, und alle schienen verdrossen zu sein.
    Ob das Licht daran schuld war?
    »Sind Sie’s, Chef?« fragte die Stimme Janviers, aus der Maigret eine gewisse Erregung heraushörte.
    »Was ist passiert?«
    »Soeben ist er dagewesen. Soll ich Ihnen genau erzählen, wie es war?«
    Janvier, der die Nacht auf dem Sofa in Lulus Wohnung verbracht hatte, sah vermutlich auch nicht besser aus als sein Vorgesetzter.
    »Erzähle!«
    »Also gut. Das Ganze ist vor höchstens zehn Minuten passiert. Ich war gerade in der Küche und trank eine Tasse Kaffee. Ich hatte weder Jacke noch Krawatte an. Ich war nämlich erst sehr spät eingeschlafen.«
    »War der Abend ruhig?«
    »Ich habe nichts Verdächtiges gehört. Ich konnte einfach nicht schlafen, das ist alles.«
    »Weiter.«
    »Sie werden

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