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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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ihr zu sagen, daß sie wiederkommen solle, um die Wohnung zu putzen. Niemand hatte auch daran gedacht, daß sie ihren Lohn nicht bekommen hatte.
    Es hatte keinen Sinn, jetzt, da der Rapport abgeschlossen war, wieder zum Chef zurückzugehen. In der Rue Riquet stand Lober immer noch auf seinem Posten; er mußte todmüde und halb erstarrt sein vor Kälte. Wahrscheinlich hatte er sich, sofort nachdem die Kneipen geöffnet hatten, ein paar Gläser Rum genehmigt, um sich zu erwärmen.
    Maigret rief das Kommissariat in der Rue de la Goutte d’Or an.
    »Ist Janin bei euch? Er ist heute morgen noch nicht gekommen? Maigret hier. Könnt ihr jemand in die Rue Riquet schicken, um einen von meinen Leuten abzulösen? Lober, ja. Wenn nichts Besonderes los ist, soll er mir telefonisch Bericht erstatten und sich dann schlafen legen.«
    Er versuchte sich auf all das zu besinnen, was er sich gestern auf der Heimfahrt für heute morgen vorgenommen hatte. Er rief Lucas an.
    »Alles in Ordnung?«
    »Jawohl, Chef. Heute nacht haben zwei Polizisten auf Fahrrädern aus dem 20. Arrondissement einen Mann festgenommen, den sie für Pierrot hielten. Es stellte sich dann heraus, daß es nicht Pierrot war, sondern ein Junge, der ihm ähnlich sieht und zufällig ebenfalls Musiker ist. Er spielt in einem Bierlokal auf der Place Blanche.«
    »Ich möchte, daß du nach Béziers telefonierst. Versuche herauszufinden, ob ein gewisser Louis Filon, der sich vor ein paar Jahren dort im Krankenhaus befand, noch am Leben ist und sich in der Gegend aufhält.«
    »Geht in Ordnung, Chef.«
    »Außerdem sollen die Chauffeure vom Taxistand beim Krankenhaus Cochin verhört werden. Einer von ihnen hat vermutlich vorgestern den Professor nach Hause gefahren.«
    »Sonst noch etwas, Chef?«
    »Das wäre vorläufig alles.«
    Das alles gehörte zur Routine. In seinem Büro wartete ein ganzer Stapel Papiere darauf, unterschrieben zu werden, außerdem der Befund des Gerichtsarztes und das Gutachten von Gastinne-Renette, die an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden mußten.
    Er unterbrach seine Arbeit, um die Nummer seines Freundes Pardon zu verlangen, der Arzt war und mit dem er sich regelmäßig einmal im Monat zu treffen pflegte.
    »Viel zu tun?«
    »Vier oder fünf Patienten im Wartezimmer. Weniger als sonst um diese Jahreszeit.«
    »Kennst du Professor Gouin?«
    »Mehrere meiner Patienten sind von ihm operiert worden. Ich war bei den Operationen zugegen.«
    »Was hältst du von ihm?«
    »Einer unserer besten Ärzte. Nicht nur einer der besten, die wir heute haben, sondern überhaupt. Im Gegensatz zu vielen anderen Chirurgen hat er nicht nur eine geschickte Hand, sondern auch einen klugen Kopf. Die Menschheit verdankt ihm einige Entdeckungen von bleibendem Wert.«
    »Und als Mensch?«
    »Wie meinst du das genau?«
    »Was du diesbezüglich von ihm hältst.«
    »Schwer zu sagen. Nicht sehr umgänglich, schon gar nicht, wenn es sich um einen kleinen Arzt wie mich handelt, den nur die Leute aus dem Stadtviertel hier kennen. Er soll aber auch den anderen Kollegen gegenüber sehr zurückhaltend sein.«
    »Er ist also unbeliebt?«
    »Eher gefürchtet. Wenn man es wagt, ihm eine Frage zu stellen, hat er eine Art, sie zu beantworten … Gegen gewisse Patienten soll er übrigens noch härter sein. Weißt du, was er einer steinreichen alten Frau, die ihn anflehte, sie zu operieren, und ihm dafür ein kleines Vermögen anbot, geantwortet hat? ›Durch eine Operation gewinnen Sie zwei Wochen, höchstens einen Monat. Die Zeit, die ich dazu brauche, könnte einem anderen Kranken das Leben retten.‹ Davon abgesehen, wird er vom ganzen Krankenhaus Cochin einfach vergöttert.«
    »Vor allem von den Frauen?«
    »Hat man es dir schon erzählt? In dieser Beziehung scheint er ein wahres Unikum zu sein. Es kommt vor, daß er sofort nach einer Operation … Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja. Und davon abgesehen?«
    »Davon abgesehen ist er ein hervorragender Mann.«
    »Ich dank’ dir, Alter.«
    Er wußte nicht warum, aber er hätte jetzt gern ein wenig mit Désirée Brault geplaudert. Er hätte sie ja vorladen oder einfach abholen lassen können. Das war ja auch die Art der meisten seiner Kollegen, von denen manche, ihr Büro kaum je verließen. Er ging zu Lucas hinüber, der gerade telefonierte.
    »Ich gehe jetzt weg. In ein, zwei Stunden bin ich wieder zurück.«
    Er stieg in eines der Polizeiautos und ließ sich in die Rue Nollet fahren, hinter der Place Clichy, wo Lulus

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