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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Getuschel, dann hörte man Stimmen, das Kommen und Gehen deutete darauf hin, dass die Presse benachrichtigt worden war und dass Journalisten mit ihren Fotografen und sicher auch Leute vom Fernsehen, wenn nicht sogar von der Kinowochenschau, da waren.
    Ein Fall wurde im Palais de Justice abgeschlossen, oder zumindest sah es so aus. Ein anderer begann hier. Auf der einen Seite drängte sich bereits die Menge. Auf der anderen sah man nur ein paar Spezialisten.
    Auch am Quai des Orfèvres gab es eine Art Zeugenraum, das verglaste Wartezimmer, das man den Glaskäfig nannte, und der Kommissar blieb im Vorbeigehen stehen, um einen Blick auf die sechs Personen zu werfen, die unter den Fotografien der im Dienst getöteten Polizeibeamten saßen.
    Musste man nicht denken, dass sich alle Zeugen irgendwie ähnlich sahen? Diese hier gehörten demselben Milieu an wie die im Gerichtsgebäude, kleine Leute, bescheidene Arbeiter, unter ihnen zwei Frauen, die vor sich hin starrten und ihre Hände auf die ledernen Handtaschen stützten.
    Die Reporter kamen auf Maigret zugestürzt, der sie mit einer Handbewegung beschwichtigte.
    »Langsam! Langsam! Vergessen Sie nicht, meine Herren, dass ich nichts weiß und dass ich die Jungs noch nicht gesehen habe …«
    Er stieß die Tür zu seinem Büro auf und versprach:
    »In zwei oder drei Stunden vielleicht, falls es bis dahin etwas Neues gibt …«
    Er schloss die Tür hinter sich und sagte zu Janvier:
    »Sieh mal nach, ob Lapointe schon zurück ist.«
    Er führte seine Bewegungen aus wie vor dem Urlaub, sie bildeten für ihn beinahe eine ebenso festgelegte Ordnung wie für die Richter das Zeremoniell beim Schwurgericht. Er zog seinen Mantel aus, nahm den Hut ab und hängte beides in den Wandschrank, in dem sich auch ein Waschbecken befand, so dass er sich die Hände waschen konnte. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, begutachtete seine Pfeifen, suchte sich eine aus und stopfte sie.
    Janvier kam mit Lapointe zurück.
    »Ich werde mir deine beiden Idioten gleich ansehen.«
    Und zu dem jungen Lapointe:
    »Na, was hat sie gemacht?«
    »Auf den Fluren und der großen Treppe war sie von einer Traube von Journalisten und Fotografen umringt, und draußen haben noch mehr auf sie gewartet. Am Straßenrand stand sogar ein Wagen der Kinowochenschau. Ich selbst habe ihr Gesicht nur zwei- oder dreimal zwischen zwei Köpfen gesehen. Man hat ihr angesehen, dass sie eingeschüchtert war, anscheinend hat sie die Presseleute gebeten, sie in Ruhe zu lassen.
    Dann hat sich Lamblin einen Weg durch die Menge gebahnt, sie am Arm gefasst und zu einem herbeigerufenen Taxi gebracht. Er hat ihr gesagt, sie soll einsteigen, und der Wagen ist in Richtung Pont Saint-Michel losgefahren.
    Das ging so schnell wie bei einem Taschenspieler. Da ich selbst kein Taxi bekommen habe, konnte ich ihnen nicht folgen. Vor ein paar Minuten erst ist Macé vom Figaro in den Palais de Justice zurückgekommen. Er hatte zum Glück seinen Wagen in der Nähe geparkt, und so konnte er hinter dem Taxi herfahren.
    Wie er sagt, hat Rechtsanwalt Lamblin Ginette Meurant in ein Restaurant an der Place de l’Odéon geführt, das auf Meeresfrüchte und Bouillabaisse spezialisiert ist. Dort haben sie zusammen in aller Ruhe zu Mittag gegessen.
    Jetzt sitzen alle wieder im Verhandlungssaal, und man wartet nur noch auf das Gericht.«
    »Geh wieder hin. Ruf mich von Zeit zu Zeit an. Ich möchte gerne wissen, ob es Zwischenfälle gibt, wenn das Zimmermädchen aussagt …«
    Maigret hatte Bernerie telefonisch erreicht und von ihm die Erlaubnis erhalten, am Nachmittag der Verhandlung fernbleiben zu dürfen.
    Die am Vormittag im Saal verteilten fünf Inspektoren hatten nichts entdeckt. Sie hatten das Publikum mit ebenso geschultem Blick unter die Lupe genommen, wie die Angestellten von Spielsälen ihre Gäste beobachteten, um sie einschätzen zu können. Keiner der anwesenden Männer entsprach der Beschreibung, die Nicolas Cajou von Ginette Meurants Begleiter gegeben hatte. Alfred Meurant, der Bruder des Angeklagten, war nicht im Palais de Justice und auch nicht in Paris, was Maigret schon durch einen Anruf der Polizei von Toulon wusste.
    Zwei Inspektoren blieben für alle Fälle im Gerichtssaal, außerdem Lapointe, der über die Verbindungsflure dorthin zurückkehrte.
    Maigret rief Lucas herein, der sich mit dem Banküberfall befasst hatte.
    »Ich wollte sie nicht verhören, bevor Sie sie nicht gesehen haben, Chef. Ich habe es vorhin so eingerichtet,

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