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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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das hundert Meter weiter wartet, für den Fall, dass sie auch eins bestellt.«
    »Sehr gut. Halt mich auf dem Laufenden.«
    Und zu Meurant:
    »Einen Moment, bitte …«
    Der Kommissar ging ins Büro der Inspektoren und sagte zu Janvier:
    »Du nimmst dir am besten einen Wagen von uns und fährst auf dem schnellsten Weg zum Boulevard de Charonne. Es sieht so aus, als wollte Ginette Meurant sich aus dem Staub machen. Vielleicht ahnt sie, dass ihr Mann hier ist. Offenbar scheint sie das zu beunruhigen.«
    »Wie reagiert er?«
    »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.«
    Auch Maigret hätte sich lieber mit anderen Dingen beschäftigt.
    »Sie werden am Telefon verlangt, Herr Kommissar.«
    »Stellen Sie das Gespräch auf diesen Apparat.«
    Es war der Generalstaatsanwalt, dem ebenfalls nicht ganz wohl zumute war.
    »Ist irgendetwas passiert?«
    »Sie sind nach Hause zurückgekehrt. Wie es scheint, haben sie in getrennten Zimmern geschlafen. Meurant ist früh aus dem Haus gegangen und sitzt jetzt in meinem Büro.«
    »Was haben Sie ihm gesagt? Er hört doch jetzt nicht mit, oder?«
    »Ich bin im Büro der Inspektoren. Er will mir nicht glauben. Er kämpft noch mit sich. Er beginnt zu begreifen, dass er der Wahrheit ins Auge sehen muss.«
    »Sie fürchten nicht, dass er …«
    »Es spricht alles dafür, dass er sie nicht mehr antrifft, wenn er nach Hause kommt. Sie ist dabei, ihre Koffer zu packen.«
    »Und wenn er ihr doch begegnet?«
    »Nach dem, was ich ihm antun muss, wird sich seine Wut gar nicht so sehr gegen sie richten.«
    »Ist er kein Selbstmordkandidat?«
    »Nicht, solange er die Wahrheit nicht kennt.«
    »Wollen Sie sie ihm sagen?«
    Maigret sagte nichts, zuckte nur die Achseln.
    »Sobald Sie etwas Neues wissen …«
    »Ich rufe Sie an oder komme in Ihrem Büro vorbei, Herr Staatsanwalt.«
    »Haben Sie die Zeitungen gelesen?«
    »Nur die Schlagzeilen.«
    Maigret legte auf. Janvier war bereits unterwegs. Es war besser, Meurant noch eine Weile zurückzuhalten, um zu verhindern, dass er seine Frau mitten in ihren Reisevorbereitungen überraschte.
    Wenn er ihr später begegnete, wäre es weniger schlimm. Dann wäre die größte Gefahr vorbei. Deshalb ging Maigret mit der Pfeife im Mund noch eine Weile auf dem langen, weniger überheizten Flur auf und ab.
    Dann warf er einen Blick auf seine Uhr, ging wieder zurück in sein Büro und traf dort auf einen Meurant, der bereits wieder viel ruhiger und überlegter wirkte.
    »Es bleibt noch eine Möglichkeit, von der Sie nicht gesprochen haben«, warf Ginettes Mann ein. »Zumindest eine Person müsste das Geheimnis der chinesischen Vase kennen.«
    »Die Mutter des Kindes?«
    »Ja: Juliette Perrin. Sie hat Léontine Faverges und Cécile oft besucht. Selbst wenn die alte Frau ihr nichts von dem Geld gesagt hat, hätte das Kind sehen können …«
    »Glauben Sie, daran hätte ich nicht gedacht?«
    »Und warum haben Sie diese Spur dann nicht verfolgt? Juliette Perrin arbeitet in einem Nachtlokal. Sie verkehrt mit allen möglichen Leuten …«
    Er klammerte sich verzweifelt an diese Hoffnung, und Maigret hatte Skrupel, ihn zu enttäuschen. Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Wir haben alle ihre Bekannten überprüft, aber ohne Ergebnis. Und da bleibt immer noch etwas, das weder Juliette Perrin noch ihre flüchtigen oder regelmäßigen Liebhaber sich ohne fremde Mithilfe hätten beschaffen können.«
    »Was denn?«
    »Den blauen Anzug. Kennen Sie die Mutter des Kindes?«
    »Nein.«
    »Sind Sie ihr nie in der Rue Manuel über den Weg gelaufen?«
    »Nein. Ich wusste, dass Célines Mutter als Animierdame arbeitet, aber ich habe sie nie gesehen.«
    »Vergessen Sie nicht, dass auch ihre Tochter ermordet worden ist.«
    Jetzt war Meurant wieder in einer Sackgasse gelandet. Er suchte immer noch, tastete sich vor, denn er schien fest entschlossen, die Wahrheit nicht zu akzeptieren.
    »Vielleicht ist meiner Frau etwas herausgerutscht.«
    »Gegenüber wem?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und ebenso unbedacht hat sie jemandem den Schlüssel zu Ihrer Wohnung gegeben, als sie ins Kino gegangen ist?«
    Das Telefon klingelte. Janvier diesmal, ein wenig außer Atem.
    »Ich rufe von der Concierge aus an, Chef. Die Frau ist mit dem Koffer und einer ziemlich vollgestopften braunen Tasche mit dem Taxi weggefahren. Ich habe für alle Fälle das Kennzeichen notiert. Der Wagen gehört der Firma Levallois, und es wird leicht sein, ihn ausfindig zu machen. Baron folgt ihr in einem anderen Taxi.

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