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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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komplett aufgeben zu müssen, wenn er auch nur in einem Punkt nachgab.
    »Was ändert das?«
    »Bei wem waren Sie manchmal zum Abendessen?«
    »Bei niemandem.«
    »Mit wem sind Sie sonntags ausgegangen?«
    »Mit meiner Frau.«
    »Und sie hat keine Angehörigen in Paris. Sie auch nicht, abgesehen von Ihrem Bruder, der jedoch meistens im Süden lebt und zu dem Sie seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr haben.«
    »Wir haben uns nicht zerstritten.«
    »Sie haben sich aber nicht mehr gesehen.«
    Und wieder schien Maigret das Thema zu wechseln.
    »Wie viele Schlüssel gibt es von Ihrer Wohnung?«
    »Zwei. Meine Frau hat einen, und den anderen habe ich.«
    »Ist es nie vorgekommen, dass Sie weggegangen sind und einer von Ihnen den Schlüssel bei der Concierge oder bei einem Nachbarn hinterlassen hat?«
    Meurant schwieg lieber, denn er merkte, dass Maigret nichts ohne Hintergedanken sagte, dennoch sah er nicht, worauf der Kommissar hinauswollte.
    »Das Schloss ist am Tag des Verbrechens nicht aufgebrochen worden, das haben die Sachverständigen, die es untersucht haben, bestätigt. Trotzdem, wenn Sie nicht der Mörder sind, muss jemand zweimal in Ihrer Wohnung gewesen sein, das erste Mal, um Ihren blauen Anzug aus dem Schlafzimmerschrank zu holen, und das zweite Mal, um ihn so sorgfältig wieder wegzuhängen, dass Sie nichts gemerkt haben. Geben Sie das zu?«
    »Ich gebe nichts zu. Ich weiß nur, dass meine Frau …«
    »Als Sie sie vor sieben Jahren kennengelernt haben, waren Sie ein Einzelgänger. Oder täusche ich mich da?«
    »Ich habe den ganzen Tag gearbeitet, und abends habe ich gelesen oder bin manchmal ins Kino gegangen.«
    »Hat sie sich Ihnen an den Hals geworfen?«
    »Nein.«
    »Haben ihr nicht andere Männer, andere Gäste des Restaurants, in dem sie Kellnerin war, den Hof gemacht?«
    Er ballte die Fäuste.
    »Na und?«
    »Wie lange haben Sie sie drängen müssen, bis sie endlich bereit war, mit Ihnen auszugehen?«
    »Drei Wochen.«
    »Was haben Sie am ersten Abend gemacht?«
    »Wir sind ins Kino gegangen, und dann wollte sie tanzen.«
    »Sind Sie ein guter Tänzer?«
    »Nein.«
    »Hat sie sich über Sie lustig gemacht?«
    Er antwortete nicht und schien mehr und mehr verwirrt über die Wendung, die das Gespräch nahm.
    »Haben Sie sie dann mit zu sich nach Hause genommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich sie geliebt habe.«
    »Und beim zweiten Mal?«
    »Da waren wir wieder im Kino.«
    »Und dann?«
    »Im Hotel.«
    »Warum nicht bei Ihnen?«
    »Weil ich in einem schlechtmöblierten Zimmer hinten in einem Hof gewohnt habe.«
    »Sie hatten bereits die Absicht, sie zu heiraten, und haben befürchtet, dass sie es sich anders überlegt?«
    »Ich habe sie von Anfang an heiraten wollen.«
    »Wussten Sie, dass sie viele Freunde hatte?«
    »Das geht niemanden etwas an. Sie war frei.«
    »Haben Sie ihr von Ihrem Beruf und von Ihrem Geschäft erzählt? Denn Sie hatten ja schon ein Geschäft am Faubourg Saint-Antoine, wenn ich mich nicht täusche.«
    »Natürlich habe ich ihr davon erzählt.«
    »Wollten Sie sie damit nicht insgeheim ködern? Wenn sie Sie heiraten würde, wäre sie die Frau eines Geschäftsmannes.«
    Meurant war rot geworden.
    »Verstehen Sie jetzt, dass Sie sie unbedingt haben wollten und dass Sie, um Ihr Ziel zu erreichen, nicht gezögert haben, ein bisschen zu schwindeln? Hatten Sie Schulden?«
    »Nein.«
    »Ersparnisse?«
    »Nein.«
    »Hat sie Ihnen nicht von ihrem Traum erzählt, eines Tages ein Restaurant zu besitzen?«
    »Doch, öfters.«
    »Was haben Sie ihr geantwortet?«
    »Dass sich das vielleicht machen ließe.«
    »Hatten Sie die Absicht, Ihren Beruf zu wechseln?«
    »Damals noch nicht.«
    »Sie haben sich erst später dazu entschlossen, nach zweijähriger Ehe, als sie wieder darauf zurückkam und Ihnen von einer außergewöhnlich günstigen Gelegenheit berichtet hat.«
    Meurant war verstört, aber Maigret fuhr unerbittlich fort:
    »Sie waren eifersüchtig. Aus Eifersucht zwangen Sie sie, zu Hause zu bleiben, anstatt zu arbeiten, wie sie es gern wollte. Sie hatten damals eine Zweizimmerwohnung in der Rue de Turenne. Jeden Abend haben Sie von ihr verlangt, Ihnen genau zu sagen, was sie am Tag gemacht hatte. Waren Sie wirklich davon überzeugt, dass sie Sie geliebt hat?«
    »Zumindest habe ich es geglaubt.«
    »Ohne Hintergedanken?«
    »Das gibt es nicht.«
    »Ihr Bruder hat Sie wohl ziemlich oft besucht?«
    »Er hat in Paris gelebt.«
    »Ist er mit Ihrer Frau ausgegangen?«
    »Wir sind

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