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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Soll ich hier warten?«
    »Ja.«
    »Ist er immer noch bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, ich soll auch noch hierbleiben, wenn er zurück ist?«
    »Das wird das Beste sein.«
    »Ich werde den Wagen an einem der Friedhofstore parken. Da fällt er weniger auf. Werden Sie ihn bald gehen lassen?«
    »Ja.«
    Meurant versuchte immer noch, das alles zu begreifen, und die Anstrengung trieb ihm das Blut in den Kopf. Er war todmüde, am Rande der Verzweiflung, aber er hielt durch und rang sich fast ein Lächeln ab.
    »Wird meine Frau überwacht?«
    Maigret nickte.
    »Und vermutlich wird man auch mich überwachen?«
    Eine vage Geste des Kommissars.
    »Ich habe keine Waffe, glauben Sie mir!«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe nicht die Absicht, jemanden zu töten, auch nicht mich selbst.«
    »Ja, das weiß ich auch.«
    »Jedenfalls jetzt noch nicht.«
    Er erhob sich zögernd, und Maigret begriff, dass der Mann kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren und in Tränen auszubrechen, zu schluchzen und mit geballten Fäusten gegen die Wände zu schlagen.
    »Kopf hoch, Meurant!«
    Meurant wandte den Blick ab und ging mit weichen Knien auf die Tür zu. Der Kommissar legte ihm einen Augenblick die Hand auf die Schulter und zog sie wieder zurück.
    »Sie können jederzeit wieder zu mir kommen.«
    Meurant ging aus dem Büro, ohne sich noch einmal umzudrehen oder zu bedanken.
    Auf der Straße wartete Baron auf ihn und heftete sich ihm an die Fersen.

6
    Mittags, als Maigret gerade zum Essen nach Hause fahren wollte, erhielt er die erste Nachricht über Ginette Meurant.
    Es war Dupeu, der von einer Bar aus in der Rue Delambre im Viertel Montparnasse, unweit der Rue de la Gaîté, anrief. Dupeu war ein ausgezeichneter Inspektor, der nur einen Schwachpunkt hatte: Er leierte seine Berichte mit monotoner Stimme herunter und schien nie zu einem Ende zu kommen, da er so viele Details aneinanderreihte, dass man ihm schließlich nur noch mit halbem Ohr zuhörte.
    ›Kommen Sie auf den Punkt!‹, hätte man ihm am liebsten zugerufen. Wenn man das jedoch versehentlich tat, machte er ein so enttäuschtes Gesicht, dass es einem sofort wieder leid tat.
    »Ich bin in einer Bar, Chef, im ›Pickwick‹, hundert Meter vom Boulevard du Montparnasse entfernt, und vor zwölf Minuten ist sie hier gegenüber im Hotel Concarneau abgestiegen. Es ist ein anständiges Hotel, mit fließendem Wasser, warm und kalt, Telefon in allen Zimmern und einem Bad auf jeder Etage. Sie hat die Zimmernummer zweiunddreißig und scheint die Absicht zu haben, länger zu bleiben, denn sie hat den Preis heruntergehandelt und sich für eine Woche eingemietet. Falls das nicht eine List ist.«
    »Weiß sie, dass sie überwacht wird?«
    »Davon bin ich überzeugt. Im Taxi hat sie sich mehrmals umgedreht. Als sie am Boulevard de Charonne losgefahren ist, hat sie dem Taxifahrer eine Visitenkarte gezeigt, die sie aus ihrer Handtasche gezogen hat. Und während wir hintereinander am Boulevard Saint-Michel halten mussten, hat sie sich zum Fahrer vorgebeugt. Durch die Heckscheibe habe ich sie deutlich sehen können. Er ist plötzlich rechts zum Faubourg Saint-Germain abgebogen, und dann ist er fast zehn Minuten durch die kleinen Straßen von Saint-Germain-des-Prés im Kreis herumgefahren.
    Ich nehme an, sie hat gehofft, mich abzuhängen. Als sie gemerkt hat, dass das nicht klappt, hat sie dem Fahrer neue Anweisungen gegeben, und bald darauf hat ihr Taxi vor einem Wohnhaus in der Rue Monsieur-le-Prince gehalten.«
    Maigret hörte geduldig zu, ohne den Inspektor zu unterbrechen.
    »Sie hat das Taxi warten lassen und ist ins Haus gegangen. Ich bin kurz nach ihr rein und habe die Concierge gefragt. Und jetzt raten Sie mal, wen Ginette Meurant hier aufgesucht hat? Rechtsanwalt Lamblin! Er wohnt im ersten Stock. Sie ist etwa zwanzig Minuten in seiner Wohnung geblieben. Als sie wieder rauskam, sah sie nicht so aus, als ob sie erreicht hätte, was sie wollte. Sie hat sich von dem Taxifahrer direkt hierherfahren lassen. Ich nehme an, ich soll sie weiter überwachen?«
    »Bis dich jemand ablöst.«
    Janvier war sicher noch am Boulevard de Charonne, um zusammen mit Baron den Mann zu überwachen.
    Wollte sich Ginette Meurant bei dem Anwalt nur Rat holen? Das bezweifelte Maigret. Bevor er das Kommissariat verließ, gab er Lucas seine Anweisungen und ging dann zur Bushaltestelle.
    Vor sieben Monaten, am siebenundzwanzigsten Februar, besaßen die Meurants kaum Geld, denn sie waren nicht in der Lage, den

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