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Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht

Titel: Maigret - 55 - Maigret vor dem Schwurgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Kollegen hatte er lieber mit Profis zu tun, denn bei ihnen wusste man sofort, auf welcher Ebene die Sache abgewickelt wurde, und es gab feste Spielregeln.
    Was wollte Gaston Meurant, der allein in einer Ecke seines Abteils saß, bei diesen Leuten?
    Maigret unterhielt sich eine Weile mit Lucas, den er damit beauftragte, die Überwachung in der Rue Delambre zu organisieren und die Inspektoren zu bestimmen, die sich gegenseitig ablösen sollten.
    Ginette Meurant hatte den Nachmittag in ihrem Hotelzimmer verbracht und vermutlich geschlafen. Es gab zwar, so stand es auf dem Schild draußen, in allen Zimmern Telefon, aber alle Verbindungen liefen über die Zentrale.
    Nach Aussage des Inhabers, der aus der Auvergne stammte, hatte sie das Telefon nicht benutzt, und in der Zentrale war man sicher, dass das Hotel kein Gespräch nach Südfrankreich angemeldet hatte. Dennoch war ein Spezialist im Einsatz, der sämtliche Telefonate abhörte.
    Ginette hatte es lange Zeit geschafft, sich nicht erwischen zu lassen. Entweder war sie ungewöhnlich geschickt gewesen, oder sie hatte seit dem Verbrechen in der Rue Manuel kein einziges Mal versucht, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, der sie monatelang und zuletzt am sechsundzwanzigsten Februar in die Rue Victor-Massé begleitet hatte.
    Man hätte glauben können, dass dieser Mann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, aufgehört hatte zu existieren. Er schien ebenfalls keinen Versuch gemacht zu haben, mit ihr in Kontakt zu treten.
    Die Polizei hatte schon gemutmaßt, dass sie vielleicht eine geheime Zeichensprache vereinbart hatten. Man hatte deshalb die Fenster am Boulevard de Charonne überwacht und darauf geachtet, wie die Vorhänge hingen, was eine bestimmte Bedeutung hätte haben können, und die Lichter, das Kommen und Gehen auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig beobachtet.
    Der Mann war auch nicht im Gerichtssaal oder in der Umgebung des Palais de Justice aufgetaucht.
    Endlich kam Ginette Meurant aus dem Hotel, suchte in diesem Stadtviertel, das sie nicht kannte, ein preiswertes Restaurant, aß allein an einem Tisch und las eine Illustrierte. Dann ging sie an die Ecke des Boulevard du Montparnasse, kaufte weitere Zeitschriften sowie ein paar Groschenromane und ging wieder in ihr Zimmer zurück, wo bis Mitternacht Licht brannte.
    Gaston Meurant dagegen saß immer noch im Zug. In Dijon und dann in Lyon ging ein Inspektor durch die Gänge, vergewisserte sich, dass er sein Abteil nicht verlassen hatte, und gab die Nachricht telefonisch zum Boulevard Richard-Lenoir weiter, wo Maigret im Dunkeln den Arm nach dem Hörer ausstreckte.
    Ein neuer Tag begann. Nach Montélimar befand sich Meurant in der Provence, und sicher würde er bald das Gesicht an die Scheibe drücken und eine für ihn neue Landschaft mit einem anderen Klima draußen in der Sonne an ihm vorüberfliegen sehen.
    Marseille … Maigret rasierte sich gerade, als er vom Bahnhof Saint-Charles angerufen wurde.
    Meurant war noch immer im Zug, der inzwischen weitergefahren war. Er hatte keine Tricks angewendet, er fuhr wirklich nach Toulon.
    In Paris war das Wetter nach wie vor grau, und die Menschen in den Bussen blickten stumpf oder verdrossen vor sich hin. Auf dem Schreibtisch wartete ein ganzer Stapel Amtspost auf Maigret.
    Ein Inspektor – der Kommissar wusste nicht mehr, welcher – rief aus der Bar in der Rue Delambre an.
    »Sie schläft. Jedenfalls sind die Vorhänge zugezogen, und sie hat ihr Frühstück noch nicht bestellt.«
    Der Zug kam in Toulon an. Gaston Meurant irrte mit seinem Aktenkoffer in der Hand und einem Polizeibeamten auf den Fersen ziellos auf dem Bahnhofsplatz umher und betrat schließlich das ›Hôtel des Voyageurs‹, wo er sich das billigste Zimmer nahm.
    Wenig später hatte man die Gewissheit, dass er sich in der Stadt nicht auskannte, denn er fing an, sich in den Straßen zu verlaufen, und erreichte mit Mühe den Boulevard de Strasbourg, wo er in eine große Brasserie ging. Er bestellte keinen Cognac, sondern einen Kaffee und befragte lange den Kellner, der ihm aber anscheinend nicht die gewünschte Auskunft geben konnte.
    Am Mittag hatte er noch immer nicht gefunden, was er suchte, und merkwürdigerweise war es nun Kommissar Blanc, der sich Sorgen machte.
    »Ich habe mir Ihren Burschen selber ansehen wollen«, sagte er am Telefon zu Maigret. »Ich habe ihn in einer Bar am Quai Cronstadt entdeckt. Er scheint im Zug nicht viel geschlafen zu haben. Er wirkt vollkommen erschöpft und verfolgt

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