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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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auch?«
    »Was wollten Sie mir noch mitteilen?«
    »Sonst nichts … Dass er gefährliche Sachen gemacht hat … Dass er mit allerlei Leuten zusammengekommen ist … Ich weiß nicht, ob er mit ihnen gesprochen hat, auch nicht, ob er wirklich Kontakte zu diesem Milieu hatte …«
    »Hat er nie eine Waffe getragen?«
    »Komisch, dass Sie mich das fragen.«
    »Warum?«
    »Er hat Papa einen seiner beiden Revolver abgebettelt. Er hatte ihn in seinem Zimmer. Und neulich hat er zu mir gesagt:
    ›Ich bin froh, dass ich bald einundzwanzig bin und einen Waffenschein beantragen kann. Bei den heiklen Nachforschungen, die ich anstelle …‹«
    Das verlieh dem Mord in der Rue Popincourt einen neuen, anrührenden und gleichzeitig fast unwirklichen Aspekt. Ein großer Junge, der überzeugt war, das Verhalten der Menschen zu studieren, und in Bistros und Restaurants Gesprächsfetzen aufzeichnete. Seine Fundstücke versah er fein säuberlich mit Nummern und trug alles in ein Verzeichnis ein.
    »Ich muss mir irgendwann seine Aufnahmen anhören … Haben Sie sie nie angehört?«
    »Er ließ keinen an sie heran. Nur einmal habe ich geglaubt, in seinem Zimmer schluchze eine Frau. Ich bin hineingegangen. Er war allein und hat eines seiner Bänder abgehört … Haben Sie keine Fragen mehr an mich?«
    »Im Augenblick nicht. Ich werde wahrscheinlich morgen im Verlauf des Tages bei Ihnen vorbeischauen. Ich nehme an, Sie haben viele Kondolenzbesuche?«
    »Ununterbrochen, den ganzen Tag lang … Gut … Hoffentlich konnte ich Ihnen ein bisschen weiterhelfen.«
    »Vielleicht mehr, als es jetzt scheint … Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Er brachte sie zur Tür und gab ihr die Hand. Sie war ganz glücklich darüber.
    »Auf Wiedersehen, Monsieur Maigret. Vergessen Sie Ihr Versprechen nicht, dass ich die Bänder auch anhören darf.«
    Er hatte überhaupt nichts versprochen, aber er mochte jetzt nicht mit ihr darüber diskutieren.
    Was hatte er noch tun wollen, als er den Besucherzettel erhielt? Er war vom Untersuchungsrichter gekommen.
    »Nichts als Theater!«, knurrte er.
    Den ganzen Abend bis in die Nacht hinein blieb er mehr oder weniger knurrig. Denn das, was die in der Rue des Saussaies da veranstalteten, war wirklich wieder einmal nichts als Theater.
     
    Um halb acht rief Lucas an und teilte mit, dass Branchu seinen Rollladen heruntergelassen und das Brett vor die Glastür gehängt habe. Kurz darauf habe er in seinem Stammlokal zu Abend gegessen, dann einen Spaziergang um den Block gemacht, wie zum Luftschnappen, anschließend sei er zur Place de la Bastille gegangen, habe dort am Kiosk mehrere Illustrierte gekauft und sei anschließend nach Hause gegangen.
    »Was sollen wir tun?«
    »Warten.«
    Maigret und Janvier gingen in die ›Brasserie Dauphine‹ zum Essen. Das Lokal war jetzt fast leer. Die zwei kleinen Gasträume waren vor allem mittags und am frühen Abend voll.
    Maigret rief seine Frau an, um ihr gute Nacht zu sagen.
    »Keine Ahnung, wann ich nach Hause komme … Sicher spät nachts … Außer es geht etwas schief … Ich leite die Aktion nicht …«
    Er leitete sie allerdings innerhalb der Stadtgrenzen, und deshalb stand um neun Uhr sein Fahrzeug, mit Janvier am Steuer und dem dicken Lourtie auf dem Rücksitz, direkt oder fast direkt gegenüber dem Rahmengeschäft.
    Es war ein schwarzes, mit Funk ausgestattetes Zivilfahrzeug. Ein anderes, exakt gleiches und ebenfalls mit Funk ausgerüstetes Fahrzeug stand fünfzig Meter dahinter. In ihm saßen Kommissar Grosjean und drei seiner Inspektoren.
    Schließlich stand in einer Seitenstraße ein Polizeibus der Rue des Saussaies mit einem Dutzend Zivilbeamten darin.
    Lucas schob, ebenfalls im Auto, in der Rue Notre-Dame-de-Lorette Wache vor der Pension, in der Mila sein Zimmer hatte.
    Er meldete sich als Erster.
    »Zweihundertsiebenundachtzig, bitte kommen! Sind Sie es, Chef?«
    »Hier Maigret.«
    »Hier Lucas … Mila ist eben im Taxi losgefahren. Wir fahren jetzt durch das Stadtzentrum und werden allem Anschein nach das linke Seine-Ufer entlangfahren.«
    Im selben Augenblick ging die Tür des Rahmengeschäfts auf, und Branchu, der einen leichten, beigen Mantel trug, schloss sie ab und entfernte sich mit großen Schritten in Richtung Place de la Bastille.
    »Zweihundertfünfzehn, bitte kommen«, sprach Maigret in das Funkgerät. »Sind Sie es, Grosjean? Hören Sie mich? … Zweihundertfünfzehn, hallo …«
    »Zweihundertfünfzehn, ich höre.«
    »Wir fahren langsam zur Place de la

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