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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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weiter?«
    »Branchu ist nach Hause gegangen, hat den Rollladen am Schaufenster heruntergelassen und das Brett vor die Glastür gehängt. Ein Lichtschimmer dringt durch die Spalten im Rollladen … Lourde behält den Hof im Auge …«
    »Habt ihr ein Auto?«
    »Es steht ein paar Meter von hier …«
    Im ersten Programm lief eine Sendung mit lauter Sängerinnen und Sängern. Maigret konnte das nicht leiden. Im zweiten kam ein alter amerikanischer Film mit Gary Cooper, den er sich zusammen mit seiner Frau ansah.
    Der Film war um Viertel vor elf zu Ende, und Maigret putzte sich gerade in Hemdsärmeln die Zähne, als das Telefon wieder klingelte. Diesmal war Lourtie am Apparat.
    »Wo seid ihr?«, fragte der Kommissar.
    »In der Rue Fontaine. Branchu hat um halb elf den Laden verlassen und im Hof sein Auto geholt. Neveu und ich sind ihm in unserem Wagen gefolgt.«
    »Hat er euch bemerkt?«
    »Ich glaube nicht. Er ist direkt hierhergefahren, anscheinend aus alter Gewohnheit. Er hat einen Parkplatz gesucht und ist gleich ins ›Lapin Rose‹ gegangen …«
    »Was ist das?«
    »Ein Striptease-Lokal … Der Bursche am Eingang hat ihn wie einen alten Bekannten gegrüßt … Wir sind ihm beide gefolgt, weil man in solchen Lokalen zu zweit weniger auffällt als allein. Neveu hat sogar ein bisschen den Betrunkenen gespielt.«
    Typisch Neveu. Er musste immer schauspielern, verkleidete sich auch gern und achtete dabei auf jedes Detail.
    »Unser Mann steht an der Bar. Er hat dem Barkeeper die Hand gegeben, von ein paar Mädchen hat er einen Kuss bekommen.«
    »Und der Barkeeper?«
    »Genau, auf den passt die Beschreibung, die wir bekommen haben. Zwischen dreißig und vierzig. Sportlerfigur, südländischer Typ …«
    Maigret hätte, als er das ›Café des Amis‹ verließ, die Fotos heimlich Lucas zustecken sollen, der immer noch in der Rue du Faubourg Saint-Antoine saß und sie an Lourtie hätte weitergeben können. Als er das Gebäude der Kriminalpolizei verließ, hatte er noch daran gedacht, doch dann hatte er es vergessen.
    »Geh ins ›Lapin Rose‹. Ich bin in zwanzig Minuten da … Wie heißt eigentlich das Bistro, von dem aus du anrufst?«
    »Sie können es nicht verfehlen. Es ist der Tabakladen mit kleinem Ausschank, gleich an der Ecke. Ich wollte nicht vom Nachtlokal aus telefonieren, man hätte mich dort hören können.«
    »Sieh zu, dass du in zwanzig Minuten wieder in dem Tabakladen bist.«
    Madame Maigret hatte verstanden. Mit einem Seufzer ging sie zur Garderobe und reichte ihrem Mann Hut und Mantel.
    »Soll ich ein Taxi rufen?«
    »Ja, das wäre nett …«
    »Brauchst du lange?«
    »Eine knappe Stunde …«
    Da hatten sie nun seit einem Jahr ein Auto, doch Maigret hatte es selbst noch nie gefahren, und auch Madame Maigret benutzte es in Paris möglichst wenig. Sie brauchten es vor allem, um am Samstagabend oder sonntags früh nach Meung-sur-Loire zu fahren, wo sie ihr Wochenendhäuschen hatten.
    »Wenn ich mal pensioniert bin …«
    Manchmal hatte man den Eindruck, Maigret würde vor lauter Ungeduld schon die Tage bis dahin zählen. Dann wieder spürte man, wie ihn der Gedanke, nicht mehr am Quai des Orfèvres zu arbeiten, fast erschreckte.
    Bis vor drei Monaten hatte das Pensionsalter für Kommissare noch bei fünfundfünfzig gelegen; er war jetzt dreiundfünfzig. Dann hatte eine neue Regelung alles umgestoßen, und das Pensionsalter wurde auf achtundfünfzig Jahre hinaufgesetzt.
    In manchen Straßen war der Nebel besonders dicht, und die Autos fuhren langsamer, mit einem Hof um die Scheinwerfer.
    »Sie hab ich auch schon gefahren, nicht wahr?«
    »Schon möglich …«
    »Komisch, aber ich kann Ihr Gesicht nicht mit einem Namen verbinden … Ich weiß, dass Sie bekannt sind … Schauspieler vielleicht?«
    »Nein …«
    »Sie waren noch nie beim Film?«
    »Nein …«
    »Und im Fernsehen sind Sie auch nie aufgetreten?«
    Zum Glück waren sie inzwischen in der Rue Fontaine angekommen.
    »Versuchen Sie, einen Parkplatz zu finden, und warten Sie auf mich.«
    »Brauchen Sie lange?«
    »Ein paar Minuten.«
    »Dann geht’s. Weil nämlich jetzt die Theater aus sind …«
    Maigret stieß die Tür zum Tabakladen auf und fand Lourde an die Theke gelehnt. Nachdem gestern Abend so viel davon die Rede gewesen war, bestellte er einen Cognac, dann zog er die Fotos aus der Tasche und steckte sie dem Inspektor zu.
    »Sieh sie dir vorsichtshalber auf der Toilette an …«
    Einige Minuten später kam Lourtie zurück und gab die Fotos

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