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Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Titel: Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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wird entzückt sein … Darf ich vorstellen? Miss Edna Reichberg aus Stockholm, die Tochter des Papierfabrikanten … Gewann letztes Jahr in Chamonix die Meisterschaft im Eiskunstlauf … Edna, das ist Kommissar Maigret …«
    Die Russin in Schwarz blieb in ihre Zeitung vertieft, und der rothaarige Mann träumte mit halbgeschlossenen Augen vor seinem Steinguttopf, aus dem er den letzten Tropfen Joghurt gekratzt hatte.
    Edna nickte kurz.
    »Erfreut …«
    Sie drückte Maigret kräftig die Hand und setzte dann auf englisch ihre Unterhaltung mit Madame Crosby fort, während William sich vom Tisch erhob.
    »Sie gestatten … Ich muß ans Telefon … Zwei Whisky, Bob … Sie entschuldigen mich, ja?«
    Draußen funkelte das vernickelte Auto im grauen Tageslicht, und eine Jammergestalt machte eben einen Bogen um den Wagen, näherte sich schleppenden Schrittes dem ›Coupole‹, blieb eine Weile vor der Drehtür stehen.
    Gerötete Augen spähten ins Innere, während ein Kellner schon hinauslief, um den armen Teufel fortzujagen.
    In Paris, ja in ganz Frankreich suchte die Polizei immer noch den flüchtigen Häftling aus der Santé.
    Hier war er, der Kommissar hätte ihm sogar zurufen können!

5
    Der Kaviarliebhaber
    Maigret rührte sich nicht, zuckte nicht einmal mit der Wimper. Unmittelbar neben ihm setzten Madame Crosby und die junge Schwedin ihr englisches Geschnatter fort und tranken ihren Cocktail. Man saß so eng nebeneinander, daß der Kommissar bei jeder Bewegung, die das blonde Mädchen machte, ihren weichen Körper spürte.
    Ihrem Gespräch konnte Maigret mehr oder weniger deutlich entnehmen, daß ein gewisser José im ›Ritz‹ mit Edna geflirtet und ihr Kokain angeboten hatte.
    Die beiden Frauen lachten. William Crosby kehrte vom Telefon zurück, wandte sich wieder an den Kommissar.
    »Sie entschuldigen … Es geht um diesen Wagen, den ich verkaufen will. Ich brauch einen neuen …«
    Er goß Soda in die beiden Gläser.
    »Auf Ihr Wohl!«
    Draußen geisterte die skurrile Gestalt des zum Tode Verurteilten um die Terrasse.
    Bei seiner Flucht aus dem ›Citanguette‹ mußte Joseph Heurtin die Mütze verloren haben, denn er war barhäuptig. Man hatte ihn im Gefängnis fast kahlgeschoren, so daß seine riesigen Ohren noch mehr zur Geltung kamen. Seine Schuhe hatten keine Farbe und keine Form mehr.
    Und beim Anblick seines zerknitterten, verstaubten und dreckverschmierten Anzugs fragte man sich, wo er geschlafen haben mochte.
    Hätte er den Vorübergehenden die Hand entgegengestreckt, so hätte man sich seine Anwesenheit erklären können, denn er sah ja wirklich wie ein jämmerliches Wrack aus. Doch er bettelte nicht. Er verkaufte auch keine Schnürsenkel oder Bleistifte.
    Er trieb mit der Menge hin und her, entfernte sich bisweilen ein Stück weit, kam wieder zurück wie ein Schwimmer, der gegen einen reißenden Strom ankämpft.
    Seine Wangen waren mit braunen Stoppeln bedeckt. Er war abgemagert.
    Aber das Unheimlichste an ihm waren seine Augen. Augen, die nicht von der Bar wichen, die immer wieder versuchten, durch die beschlagenen Fensterscheiben zu spähen.
    Wieder gelang es ihm, bis zur Schwelle vorzudringen, und Maigret hatte das Gefühl, daß er im nächsten Moment die Drehtür aufstoßen würde.
    Der Kommissar rauchte hastig. Seine Schläfen waren feucht, seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Er schien alles mit doppelter Schärfe wahrzunehmen.
    Ein sonderbares Gefühl. Noch vor wenigen Minuten hatte er sich mit seiner Niederlage abgefunden. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren. Der Fall war ihm entglitten, und nichts ließ ihn mehr hoffen, daß er die einzelnen Elemente jemals wieder in den Griff bekommen würde.
    Er trank langsam seinen Whisky, während Crosby ihm höflich das Gesicht zukehrte und sich gleichzeitig an der Unterhaltung der beiden Frauen beteiligte.
    Und merkwürdigerweise nahm Maigret ganz unabsichtlich, ja unbewußt jedes Detail des komplexen Geschehens, das sich rings um ihn abspielte, in sich auf.
    Die Leute gebärdeten sich immer hektischer. Der Lärm verdichtete sich zu einem Getöse, in dem die einzelnen Stimmen, Gesten, Körperbewegungen untergingen wie im Rauschen des Meers …
    Er aber sah alles: den Mann hinter seinem Joghurttopf, den verwilderten Strolch, der unermüdlich zum Eingang zurückkehrte, Crosbys Lächeln, die Grimasse seiner Frau, die sich die Lippen schminkte, den fliegenden Shaker in der Hand des Barmixers, der einen ›Flip‹ zubereitete …
    Und die

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