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Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes

Titel: Maigret kämpft um den Kopf eines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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zwischen vier- und fünfhunderttausend Franc im Jahr verdient, daß er in Versailles eine prunkvolle Villa besitzt, ebenso einen Luxuswagen … Verstehen Sie? Das alles mit Hilfe von Trinkgeldern!«
    Radek geriet in Eifer. Seine Stimme bekam etwas Unnatürliches, Schepperndes.
    »In all der Zeit verdiente Joseph Heurtin ganze sechshundert Franc im Monat, indem er sich jeden Tag zehn, zwölf Stunden lang mit seinem Dreirad durch den Pariser Stadtverkehr quälte –«
    »Und Sie?« fiel ihm Maigret jäh ins Wort, während sein Blick sich in die Augen des Tschechen bohrte.
    »Ich? Ach Gott …«
    Sie schwiegen beide. Maigret begann mit langen Schritten im Büro umherzuwandern, blieb nur einmal stehen, um das Feuer im Ofen zu schüren, während Radek sich eine neue Zigarette anzündete.
    Die Situation war eigenartig. Was mochte Radek mit seinem Besuch bezwecken? Schwer zu sagen. Er schien es auch gar nicht eilig zu haben. Man hatte eher den Eindruck, daß er auf etwas wartete.
    Maigret dachte nicht daran, seine Neugier zu befriedigen, indem er ihm Fragen stellte. Abgesehen davon, welche Fragen hätte er ihm denn schon stellen wollen?
    Radek sprach als erster wieder. Besser gesagt, er flüsterte:
    »Ein schönes Verbrechen! … Ich meine den Mord an diesem Desmond Taylor, diesem Filmregisseur … Er befand sich allein in seinem Hotelzimmer. Eine junge Schauspielerin besuchte ihn. Nach ihr hat ihn niemand mehr gesehen … Verstehen Sie? … Dagegen bemerkt ein Zeuge, wie die Schauspielerin sein Zimmer verläßt, ohne daß er sie zur Tür begleitet hätte. Und doch hat nicht sie ihn getötet.«
    Er saß auf dem Stuhl, den Maigret seinen Besuchern anzubieten pflegte, und das Licht fiel voll auf sein Gesicht. Es war ein grelles kaltes Licht.
    Und das Gesicht des Tschechen wirkte interessanter denn je! Er hatte eine hohe, höckerige, von ungezählten Runzeln durchfurchte Stirn, die ihn dennoch nicht älter aussehen ließ.
    Der rote Haarschopf verlieh ihm etwas Fremdartiges, Bohemehaftes, das durch das dunkle Hemd mit dem angenähten weiten Kragen und das Fehlen einer Krawatte noch betont wurde.
    Radek war nicht mager, und doch sah er kränklich aus, vielleicht weil seine Züge irgendwie schwammig wirkten. Auch die aufgeworfenen Lippen hatten etwas Ungesundes.
    Seine Erregung äußerte sich auf eine eigentümliche Art, die einen Psychologen fasziniert hätte. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht, aber seine Pupillen glühten bisweilen plötzlich auf, wie durchzuckt von einem Stromstoß, und sein Blick wurde unangenehm stechend.
    »Was wird aus Heurtin?« fragte er in die seit Minuten währende Stille hinein.
    »Er wird geköpft«, knurrte Maigret, der mit den Händen in den Hosentaschen vor ihm stand.
    Da war er, der Stromstoß. Radek stieß ein krächzendes Lachen aus.
    »Aber natürlich! Einer, der bloß sechshundert Franc im Monat verdient … Apropos, was wetten wir, daß die beiden Damen in tiefstem Schwarz an Crosbys Begräbnis teilnehmen und sich weinend in den Armen liegen werden? … Ich spreche jetzt von Madame Crosby und Edna … Sind Sie übrigens sicher, Kommissar, daß Crosby Selbstmord begangen hat?«
    Er lachte unerwartet. Alles, was er tat, war unerwartet. Schon gar dieser Besuch …
    »Wie leicht läßt sich ein Verbrechen als Selbstmord tarnen! … Ja, hätte ich mich zu dem fraglichen Zeitpunkt nicht in Gesellschaft dieses reizenden jungen Janvier befunden, ich hätte mich schuldig bekannt, nur um zu sehen, was Sie tun würden … Haben Sie eine Frau?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Nichts … Sie haben Glück! Eine Frau! Eine mittelmäßige Existenz! Die Zufriedenheit nach getaner Pflicht. Am Sonntag gehen Sie vermutlich fischen. Oder Sie spielen Billard … Ich persönlich finde das bewundernswert. Nur, man muß eben schon früh damit anfangen! Man muß einen Vater haben, der nach festen Grundsätzen lebt und der ebenfalls Billard spielt …«
    »Wo haben Sie Joseph Heurtin kennengelernt?«
    Maigret hatte die unvermittelt hingeworfene Frage für einen geschickten Schachzug gehalten. Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als er es auch schon bereute.
    »Wo ich ihn kennengelernt habe? … Aus den Zeitungen. Wie jeder andere auch … Es sei denn … Gott, wie ist das Leben doch kompliziert! Wenn ich denke, daß Sie hier sitzen, mir widerwillig zuhören, mich beobachten und nicht klug werden aus mir, und bei alledem stehen Ihre Stellung, Ihre sonntäglichen Anglerfreuden oder Ihr Billard auf dem Spiel

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